Flughafen BER in Berlin: Weitere Untersuchungen in Korruptionsaffäre
Die Korruptionsaffäre um BER-Technikchef Jochen Großmann erfordert weitere Ermittlungen. Der Verdacht gegen ihn hat sich offenbar erhärtet.
Neuruppin/Dresden - Die Korruptions- Ermittlungen gegen den früheren BER- Technikchef Jochen Großmann werden mit Vehemenz vorangetrieben. Auf einen Abschluss will sich die Neuruppiner Staatsanwaltschaft allerdings bislang nicht festlegen. „Wir ermitteln“, sagte Frank Winter, der zuständige Oberstaatsanwalt, am Montag. Das Landeskriminalamt werte nach wie vor Unterlagen und Festplatten aus, die bei der Durchsuchung von Großmanns Wohnung und Firma in Dresden Ende Mai beschlagnahmt worden waren. „Es sind etliche Terabyte Daten“, erläuterte Winter. „Ich hoffe, dass die Auswertung Ende August abgeschlossen werden kann.“ Neue Verdachtsfälle seien nicht hinzugekommen.
Die Korruptions-Affäre hat das BER- Projekt erneut schwer erschüttert. Der als vermeintlicher Retter geholte umtriebige IT-Professor aus Dresden hatte für Flughafenchef Hartmut Mehdorn das Konzept entwickelt, die nicht funktionierende Brandschutzanlage im Terminal zu zähmen. Die wird in drei beherrschbare Abschnitte aufgeteilt, woran festgehalten wird. Gegen Großmann laufen zwei Ermittlungsverfahren. Eins wegen des Verdachts der „Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr“, weil er offenbar von einem holländischen Planungsunternehmen rund 350 000 Euro abzweigen wollte. Um die Summe sollte die Firma das Gebot für einen BER-Auftrag erhöhen und den Aufpreis dann an eine Großmann-Firma abführen. Dieser Verdacht hatte sich laut Staatsanwaltschaft bei den Durchsuchungen erhärtet. Zum anderen geht es um verbotene Preisabsprachen von Bietern, an denen er beteiligt gewesen sein soll. In beiden Komplexen hatten auch die Untersuchungen der von Mehdorn eingesetzten Flughafen-Taskforce, die Ende Juni einen Zwischenbericht vorlegte, den Verdacht erhärtet. Großmann, inzwischen gefeuert, hat zu den Vorwürfen bislang geschwiegen. Er wolle „wegen des laufenden Verfahrens weiter keine Stellung beziehen“, sagt Elke Neujahr, Sprecherin der Großmann-Firma GICON.
Unterdessen hat der Pannen-Flughafen einen neuen Rückschlag einstecken müssen. Die europaweite Ausschreibung für die zentrale Planungs- und Baukoordinierung am BER – gesucht wurde ein Generalplaner – musste abgebrochen werden, weil sich kein Interessent fand. Es gebe „keinen Bedarf“, so die Begründung. So hatte 2013 ein Team von Flughafenplanern wie Dieter Faulenbach da Costa, Architekten und anderen Experten – koordiniert vom Hamburger Berater Jürgen Friederichsen – Hilfe beim BER angeboten, aber von Mehdorn eine Absage erhalten. Am Montag erklärte Friederichsen angesichts der neuen schlechten Botschaften: „Wir stehen weiter bereit.“
Und die Zeit läuft. Der Aufsichtsrat hatte zwar auf seiner letzten Sitzung weitere 1,1 Milliarden Euro für den Pannen-Airport bewilligt, dessen Kosten damit auf 5,7 Milliarden Euro klettern. Doch das Geld reicht nur, wenn der BER bis 2016 eröffnet. Thorsten Metzner
Thorsten Metzner