Neue Tagesspiegel-Newsletter aus den Bezirken: Weil wir Berliner sind
Die große Welt bildet sich im Kiez ab. Deshalb startet der Tagesspiegel heute zwölf neue Newsletter aus den Bezirken, in denen die Stadt zu Hause ist.
Berliner sind die Größten. Das weiß keiner besser als die Berliner selbst, oder? Aber jeder, der die Menschen in dieser Stadt aufmerksam beobachtet und begleitet, wie sie schnodderig schweigen oder zärtlich schimpfen, wie sie sich neugierig wach über die Straßen und ihre Plätze bewegen und dabei in ihrem Umkreis alle noch so feinen Veränderungen aufspüren (und zuweilen dagegen aufbegehren bis zum stadtweiten Bürgerentscheid), jeder also, der die Berlinerinnen und Berliner für diese Art und ihre bunte, offene Lebensweise liebt oder selbst gerade einer werden will, wird begeistert feststellen oder zumindest heimlich zugeben: Berliner entdecken vor allem im kleinen Kiezhausen das große Ganze. Ihre Welt ist ihr Kiez. Der ist ja schon eine Großstadt für sich.
Aus dieser kleinteiligen, aber gar nicht kleingeistigen Stadt heraus erklärt sich die ganze Metropole von Welt, die sich nach außen so gerne als „Be Berlin“ darstellt (mit Wegbier auf dem Reklameschild), aber eigentlich eher im „Dit is Berlin“ verhaftet ist (etwa beim Streit um die Späti-Sonntagsöffnung in Neukölln). Die Welt dreht sich hier um den Mikrokosmos, der schon aufgrund seiner Größe und wegen der gewaltigen Themen von Mobilität bis Modernität, die gern mal die ganze Stadt bewegen, eigentlich ein Makrokosmos ist. Deshalb erklärt sich der Berliner vieles an Berlin aus seinem Kiez heraus; denn hier hat er die Gentrifizierung ebenso vor seiner Haustür wie den Fluglärm über dem eigenen Dach oder die Baustelle, die nicht fertig wird, an der übernächsten Straßenecke.
Die spannendsten Geschichten kommen aus den Kiezen
Berlin hat gerade in den Bezirken die spannendsten Geschichten der Großstadt zu bieten; und natürlich die aufregendsten Lokale und seltsamsten Projekte, die schnell mal von Millionen Menschen ins Herz geschlossen und damit flugs zur Dauerimprovisation erhoben werden. Der Tagesspiegel – als echter Berliner, der er ist – versucht all diese dynamischen Entwicklungen für Sie, liebe Leserinnen und Leser, aufzuspüren. Deshalb bauen wir ab heute unsere Berichterstattung aus den Bezirken aus – mit zwölf Newslettern aus allen Ecken der Stadt, die Sie unter leute.tagesspiegel.de bestellen können. Alle zwölf sind kiezweise recherchiert und werden kostenlos an Sie versandt.
Den Newsletter können Sie kostenlos unter leute.tagesspiegel.de bestellen. Sie können einen davon abonnieren oder gleich alle zwölf.
Seien wir ehrlich: Das Geheimnis des Berliners, um das er gar kein Geheimnis macht, offenbart sich nicht auf den Flaniermeilen des Tourismus, die immer größere Schneisen durch die Innenstadt schlagen, oder bei den bundespolitisch aufgeladenen Hauptstadtempfängen in einer Machtmetropole weltersten Ranges, sondern auf viel kleineren Bühnen mit beschränkter Öffentlichkeit und eingeschränkter Haftung. Der Berliner ist zu Hause, wenn er sich zu Hause fühlt, also als Teil seiner Umgebung, die er noch kennt an seiner Stadt, in der er sich aus- und wiedererkennt: beim Blasmusikfest in seiner Kleingartenanlage („Mädel, hier gibt’s kein Eis, nur Eisbein!“), in der Bierschlange bei Hertha („Is dit ne Plörre heute wieder“) oder jeden Morgen im M41, der Buslinie des Grauens (Durchsage der Busfahrerin: „Ihr müsst nich aus der Tür raustreten, ick hab Zeit, ihr nich“). Das kleine Kiezhausen wird zum großen Ganzen, wenn der Berliner tut, was er am besten kann: meckern mit Würze und in Kürze. Oder loben, wie man es nur hier tut: Kannste nich meckern.
„Das ist mein Block, mein Block, mein Block“
Die Erlebnisse hierzu schöpft der gemeine Berliner, der eigentlich selten gemein ist, nur weil er sich so anhört, aus seinen oft hektischen, aber doch genussvollen Gängen durch sein Kiezhausen. Oder aus den Fahrten raus ins Stadtzentrum. Dabei trifft man schließlich auf Menschen, die auch Berliner sind oder sein wollen: auf der gleichen zu engen, zugeparkten Straße oder in derselben zu späten S-Bahn. Diese Zusammentreffen in den gesamtstädtischen Begegnungszonen, auch hier wollen wir ganz ehrlich sein, sind nicht immer ungemein herzlich. Aber das hat nicht nur mit den Einwohnern als solchen zu tun, sondern auch mit politischen Entscheidungen, die auf Bezirksebene fallen und dann der ganzen Stadt auf die durchgelatschten Füße fallen. Diese Entscheidungen gilt es noch genauer zu beleuchten. Journalistisch kritisch und menschlich Anteil nehmend. Damit Berlin Anteil nimmt.
Früher, als alles nicht besser war, war die Welt des Berliners sogar viel kleiner: Viele arbeiteten, wohnten und feierten in ein und demselben Quartier (Die Übersetzung für Berufsjugendliche liefert zum Beispiel der Märkische-Viertel- Song „Das ist mein Block, mein Block, mein Block“). Und wenn man in die Stadt fuhr, war damit das Stadtteilzentrum gemeint auf einem früheren Dorfanger, der lange genauso aussah, selbst wenn er Schloßstraße heißt. Zuweilen sehen Berlins Kraftzentren noch ziemlich dörflich aus und funktionieren auch so. Es ist eben auch heute nicht alles schlecht.
Viele Dörfer, eine Stadt
Berlin ist ein Dorf? Von wegen! Berlin ist 96 Dörfer – 96 Stadtteile, die jeder für sich mal eine kleine Siedlung darstellten, die sich in der ja fast schon immer wachsenden Stadt verdichteten, bis sie selbst Stadt wurden, eingemeindet und zugezogen von Neu-Berlinern. Insofern ist Berlins neuer Bauboom eigentlich nur die Fortsetzung einer Tradition, die selbst zu DDR-Zeiten im Ostteil der geteilten Stadt ungebrochen war: Die Stadt wächst weiter in sich hinein und über sich hinaus, der Speckgürtel setzt langsam richtig Fett an. Auch jwd (berlinisch für „janz weit draußen“) entstehen auf alten Feldern oder an früheren Dorfangern neue Wohnsiedlungen, die irgendwann alte Stadtteile werden.
Inzwischen ist es selbst Berlin zu unübersichtlich geworden mit den vielen Berlins. Deshalb gibt es nur noch zwölf Bezirke, in denen jeweils hunderttausende Kiezianer zu einer Verwaltungseinheit zusammengefasst sind. Hier regiert die lokale Lokalpolitik und entscheidet, welche Bäume gefällt werden sollen, welche Lücken neu mit Luxus- oder gar Sozialwohnungen bebaut, welche Straßenführungen verlangsamt oder verlängert, welcher Spielplatz errichtet und welcher Park noch gereinigt wird. Deshalb interessiert den gemeinen Berliner ungemein, was in seinem Bezirk eigentlich auf der Agenda steht und was aus welchen Gründen gerade hintenrunter fällt. Aufgabe von Großstadtjournalismus ist es, auch hier ein kontrollierendes Auge draufzuwerfen und im Zweifel die Augen von ganz Berlin darauf zu richten.
Berichte nach Checkpoint-Vorbild
Der Tagesspiegel hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Geschichten, die das Große im Kleinen erzählen und deshalb menschlich näher und auch nachvollziehbarer sind, aufzuspüren und sie mobil zu erzählen. Wie es sich gehört, tut das der Tagesspiegel als mitfühlender Stadtbürger – natürlich mit Berliner Herz und auch mal frech geschriebener Schnauze. Deshalb gibt es schon seit vielen Jahren immer neue Stadtteilportale wie den Zehlendorf- oder den Pankow-Blog, ein City-West-Portal oder eine neue Spandau-Facebookseite. Nun bauen wir die hyperlokale Berichterstattung mit einem regelmäßigen Newsletter noch aus – und berichten nach Vorbild des kostenlosen Berlin-Newsletters „Checkpoint“ aus allen zwölf Berliner Bezirken.
In unseren zwölf neuen Newslettern beschreiben wir jene Menschen, die Politik im Lokalen machen und jene, die etwas Besonderes im Alltag bewirken und die wir gerne als Nachbarn haben. Weil sie interessante Leute sind (deshalb heißen unsere Newsletter auch so: Leute). Eben weil sie Berliner sind. Wie du, Sie und ich.
Den Newsletter können Sie kostenlos unter leute.tagesspiegel.de bestellen. Sie können einen davon abonnieren oder gleich alle zwölf.