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Blumen am Tatort am Hauptbahnhof in Frankfurt.
© REUTERS/Ralph Orlowski

Verdächtiger war in psychiatrischer Behandlung: Was über den mutmaßlichen Täter von Frankfurt bekannt ist

Über den Tatverdächtigen in Frankfurt werden immer mehr Details bekannt. Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse.

Zur Tötung am Hauptbahnhof in Frankfurt haben Bundesinnenminister Horst Seehofer und Bundespolizeipräsident Dieter Romann die Öffentlichkeit am Dienstag mit weiteren Details über den Tatverdächtigen informiert. Auch die Kantonspolizei in Zürich informierte über ihre Erkenntnisse. Zusammen mit dem bisher Bekannten ergibt sich langsam ein genaueres Bild des Verdächtigen und seines Hintergrundes.

So lebte der Tatverdächtige in der Schweiz:

Der 40-jährige in Eritrea geborene Mann lebte seit 2006 in der Schweiz. Er war dort illegal eingereist und hatte Asyl beantragt. Das wurde ihm im Jahr 2008 gewährt. 

„Er besitzt seitdem in der Schweiz die Niederlassungsbewilligung der Kategorie C, das heißt gut integriert“, sagte Bundespolizeipräsident Romann. Der Verdächtige sei einer festen Arbeit nachgegangen, „aus Sicht der Ausländer- und Asylbehörden in der Schweiz vorbildlich“. Der Mann sei in Publikationen sogar als Beispielfall gelungener Integration genannt worden, sagte Bundesinnenminister Seehofer.

Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern. In Deutschland sei er bislang nicht polizeibekannt gewesen. Er lebte bis zuletzt im Kanton Zürich in der Schweiz. Bis Januar 2019 ist er laut den Schweizer Behörden berufstätig gewesen. Seit 2017 war der Verdächtige, wie die Schweizer Zeitung "Blick" berichtet, bei den Verkehrsbetrieben Zürich angestellt. Vorher habe er als Bauschlosser gearbeitet. Aktuell soll er allerdings wegen "psychischer Probleme" krank geschrieben gewesen sein, sagte die Polizei Zürich bei einer Pressekonferenz. Er soll sich in diesem Jahr bereits in psychiatrischer Behandlung befunden haben.

Deshalb suchte die Schweizer Polizei nach dem Mann: 

Laut Bundespolizeipräsident Romann wurde der mutmaßliche Täter von Frankfurt am Main seit dem vergangenen Donnerstag von der Schweizer Polizei gesucht. An dem Tag habe der Mann seine Nachbarin mit einem Messer bedroht, eingesperrt und sei dann geflohen. Außerdem habe er auch seine Ehefrau und seine drei Kinder eingesperrt. Die Frau des Mannes sagte gegenüber der Polizei, dass sie ihren Mann noch nie so erlebt habe.

Nach dem Vorfall schrieb die Polizei den Mann in der Schweiz zur Festnahme aus. Eine Fluchtgefahr ins Ausland sahen die Behörden in der Schweiz nicht. Bis zum vergangenen Donnerstag sei der Mann nur wegen eines "geringfügigen Verkehrsdeliktes" bekannt gewesen, sagt die Schweizer Polizei.

Hausdurchsuchungen im Kanton Zürich ergaben keine Hinweise auf politische oder religiöse Radikalisierung des mutmaßlichen Täters, gab die Polizei in Zürich bekannt.

So kam der Mann nach Deutschland: 

Laut der Staatsanwaltschaft Frankfurt hat der Mann "angegeben, er sei vor wenigen Tagen von Basel mit dem Zug nach Frankfurt gefahren“. Bundespolizeichef Romann sagte: “Es liegt nahe, dass er nach Deutschland geflohen ist.”

Laut Romann war er in Deutschland in keinem Polizeiregister geführt. An der Grenze nach Deutschland wurde er nach bisherigen Erkenntnissen nicht kontrolliert. Der Täter reiste laut Seehofer “erlaubt” nach Deutschland ein. 

So lief die Tat am Hauptbahnhof in Frankfurt ab: 

Am Montagvormittag soll sich der Mann laut den Ermittlern im Frankfurter Bahnhof am Gleis "mit starrem Blick hinter einem Pfeiler" versteckt haben. Dann habe er die Mutter und ihr Kind auf das Gleis geschubst. Die Mutter konnte sich retten, indem sie sich auf das Mittelgleis abrollte. Der Junge wurde tödlich vom Zug erfasst. Der Täter wollte im Anschluss noch eine ältere Frau vor den Zug werfen. Die fiel aber und verhinderte so den Sturz ins Gleisbett.

Nach der Tat verfolgten Passanten den Mann und hielten ihn bis zum Eintreffen der Polizei fest. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des Mordes und des versuchten Mordes.

Hinweise, dass der Mann unter Alkohol- oder Drogeneinfluss gestanden habe, habe die Staatsanwaltschaft bislang nicht. Eine erste Atemkontrolle auf Alkohol nach der Tat habe 0,0 Promille ergeben, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Frankfurt.

Zur Frage nach dem Gesundheitszustand des Verdächtigen, sagte sie: „Die Tat spricht ja schon dafür, dass man an eine psychische Erkrankung denkt.“ Geplant seien psychiatrische Gutachten, um zu ermitteln, inwieweit der Mann schuldfähig war.

Was bisher nicht bekannt ist:

Das Motiv. Bisher habe sich der Mann gegenüber den Ermittlern nicht zu einem Motiv geäußert, sagte Horst Seehofer. Auch die Frage, was in den Tagen zwischen vergangener Woche Donnerstag und der Tat am Montag passierte, ist bisher nicht geklärt. Auch über die Art der psychischen Probleme und der Behandlung ist bisher nichts bekannt. Ebenso wenig zu den Gründen, warum der Mann aus Eritrea im Jahr 2006 in die Schweiz floh.

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