Schnee in Berlin: Was macht der Wintereinbruch mit der Pflanzenwelt?
Was denn? Doch noch kein Frühling? Schneeflocken überraschten am Donnerstag. Wir befragten eine Biologin nach den Auswirkungen für die Pflanzenwelt.
Schnee bedeckte am Donnerstagmorgen nicht nur die Straßen Berlins, sondern überzog auch erste Frühblüher wie die Christrose oder den Märzenbecher mit einer weißen Schicht. Welche Auswirkungen hat so ein erneuter Wintereinbruch auf die Pflanzenwelt? Julia Bernewasser sprach dazu mit Gesche Hohlstein, Diplom-Biologin und Sprecherin des Botanischen Gartens in Steglitz.
Hat der Schneefall die Pflanzen im Botanischen Garten überrascht? Mussten Sie Schäden beseitigen?
Nein, der Vorfrühling ist immer starken Schwankungen unterlegen. Kornelkirsche, Märzenbecher oder die Haselnuss sind darauf vorbereitet. Es gibt verschiedene Strategien, wie sich die Pflanzen schützen. Ähnlich wie der Frostschutz im Auto wirkt eine erhöhte Zuckerkonzentration in den Zellen der Pflanzen. Sie setzt den Gefrierpunkt des Wassers herab, damit die Zelle sich nicht ausdehnt und platzt. Einen warmen Schal haben die Magnolien mit ihren behaarten Knospen, bei den Kastanien ist es eine klebrige Zuckerschicht.
Und was ist mit Tulpen und Co., die gerade frisch in der Erde sind? Sind sie auch so kälteresistent?
Diese Pflanzen wurden im Gewächshaus vorgezogen und können Kälte und Schnee nicht so gut wegstecken, weil sie noch nicht robust genug sind. Für alle Pflanzen gilt: Bekommen wir nach einer warmen Periode noch einmal Minus 15 oder 20 Grad und keinen Niederschlag, dann erfrieren die Blüten bei der extremen Luftkälte. Mit einer Schneedecke sieht das anders aus: Zwischen den Eiskristallen bildet sich eine isolierende Luftschicht. Unter dem Schnee ist es dann einige Grad wärmer als in der Luft. Nur wenn die Blüten schon oben herausschauen, dann erfrieren sie.
Die Frostgefahr wird auch in den nächsten Wochen bleiben. Was muss ich bei meinen Pflanzen im Garten oder auf dem Balkon beachten?
Auf keinen Fall schon die Winterabdeckung wegmachen. Bis Mai müssen wir uns auf Frost einstellen. Ein Richtwert: Wenn die Forsythien blühen, kann man auch die Rose aus dem Winterschlaf holen. Man sollte aber auch darauf achten, dass es unter der Abdeckung nicht feucht und schimmelig wird. Ebenso sollte es nicht zu warm sein, damit die Pflanze noch nicht mit dem Wachstum loslegt. Und immer gilt: Man muss sich informieren, welche Bedingungen die Pflanze braucht. Gerade bei kälteempfindlichen nicht zu voreilig sein!
Julia Bernewasser