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Ballon und Stele waren begehrte Souvenirs nach dem Mauerfall-Jubiläum in Berlin.
© dpa

Nach der Feier an der Lichtgrenze: Was aus den Ballons vom Mauerstreifen wird

Mancher war überrascht, dass die Ballons von der "Lichtgrenze" gar nicht selbst leuchten. Ein Grund dafür ist das Recycling: Die Kugeln sind biologisch abbaubar, die Stelen werden zerlegt - obwohl viele sie gern kaufen würden.

Wer westlich der Stadtmitte wohnt, findet an diesem Montag vielleicht ein paar weiße Fetzen im Baum vor der Haustür. Oder eine Postkarte, die der Ostwind am Sonntagabend hergeweht hat. Die Fetzen sollen verrotten, die Postkarte soll gemäß aufgedruckter Instruktion an die Kulturprojekte GmbH zurückgeschickt werden. Aufstieg und Fall der „Lichtgrenze“ wirken über den Jubiläumssonntag hinaus. Und wohl auch über Berlin und Brandenburg: Die Heliumfüllung kann die Ballons auch über weite Strecken tragen, zumal die Jubiläumsballons mit 60 Zentimeter Durchmesser deutlich größer sind als handelsübliche.

Seit dem frühen Sonntagmorgen waren vier Teams unterwegs, um die mit Stickstoff gefüllten Ballons durch steigfähige Exemplare mit Heliumfüllung zu ersetzen. Insofern waren die vielen kaputten Ballons des Vortages – allein zwischen Bethaniendamm und Oberbaumbrücke mindestens 100 – für die Veranstalter kein Problem, zumal die Stelen von Vandalismus fast völlig verschont geblieben waren. Im Unterschied zu den Stickstoffkollegen hatten die Heliumballons eine Schnur mit Auslösemechanismus. Der war gesichert, damit böswillige Passanten keine massenhaften Fehlstarts auslösen konnten. Die Paten hatten eine Art Schlüssel für ihre Ballons.

Die kolportierten Zahlen von 8000 respektive knapp 6900 Stück ergaben sich sozusagen aus dem Unterschied zwischen brutto und netto. Nach Auskunft einer Sprecherin sind in der größeren Zahl auch die Reserve und ein paar patenlose Ballons enthalten, die „an aufstiegsbehinderten Stellen“ standen – unter Brücken, Bäumen, Leitungen. Außerdem seien ein paar Positionen frei gelassen worden, weil die Stelen beispielsweise Straßenkreuzungen blockiert hätten.

Stelen für den Hausgebrauch nicht geeignet

Die Stelen sollen nun „fachgerecht recycelt“ werden: Der wassergefüllte Fuß ist aus Plastik, der Stab aus Carbon mit einem Ring aus Leuchtdioden im aufgesetzten Trichter und einem Batteriepack in der Mitte. Letzteres ist von Duracell gesponsert, soll aber nicht so leicht auszutauschen sein wie die Batterien in heimischen Taschenlampen. Überhaupt sind die Stelen für den Hausgebrauch kaum geeignet, zumal man sie ständig mit neuen XXL-Ballons bestücken müsste.

Deshalb würden sie „trotz sehr vieler Anfragen“ nicht an Privatleute verkauft, die sie gern im heimischen Garten hätten, heißt es. Einige Besucher der „Lichtgrenze“ wollten sich damit am Sonntagabend nicht zufrieden geben: An vielen Orten nahmen sich Menschen Stelen einfach mit. Manche klemmten sie sich unter den Arm, andere luden sie in den Kofferraum ihres Autos. Allen anderen bleibt nur die Hoffnung auf eine Postkarte vom Himmel über Berlin.

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