Theater für Jugendliche: Warum wir lieber ins Theater gehen sollten, als im Kino zu hocken
Immer nur Kino? Ist doch langweilig, findet unsere Autorin. Sie hat sich in zwei Berliner Jugendtheatern Stücke angeschaut - und kann jetzt nicht genug davon bekommen.
Der Theatersaal ist abgedunkelt, auf der Bühne steht ein junger Mann und springt Seil. Nach ein paar Minuten legt er das Seil weg und boxt gegen einen Spiegel. Dann erzählt er: Von seiner Kindheit. Und von denen, die er erschossen hat. Er spricht davon, warum er das getan hat, und wie er sich jetzt fühlt. Er redet und redet. Das Publikum wartet darauf, dass etwas passiert, dass gezeigt wird, was der junge Mann erzählt. Aber er erzählt nur. Nach einer Stunde ist das Stück vorbei.
Nichts scheint gestellt, alles ist echt
„Softgun“, so der Name des Stücks, überzeugt nicht: Zu wenig Handlung, keine Spannung. Deutlich besser macht es „Eins auf die Fresse“ im Grips-Theater, es nimmt mich mit, direkt auf den Schulhof: Die dreckige Schulmauer, die Stimmung der Schüler, wie sie sich anschauen und sich unterhalten. Sie sprechen die Sprache von Jugendlichen, nichts scheint gestellt, alles echt.
Sowohl das Theater an der Parkaue, als auch das Grips-Theater machen Theater für Kinder und Jugendliche. Aber warum gehen wir trotzdem so selten ins Theater? Im Kino gibt es Popcorn, Cola und Chips. Hier laufen Filme, die wir schon kennen: Sie erzählen Geschichten aus Büchern, Hörbüchern, Comics oder Zeichentrickfilmen. Etwas Vertrautes ist uns lieber, als ein Theaterstück von dem wir noch nie gehört haben. Also ab ins Kino.
Im Theater bleibt keine Zeit für Popcorn und Cola
Im Theater gibt es nur Nüsschen. Aber es nimmt uns mit in eine andere Welt: Es gibt keine Grenze zwischen dem Publikum und dem Geschehen. Es findet hier statt, vor unseren Augen, live. Das Stück, die Schauspielern und die Kulisse fordern unsere Aufmerksamkeit. Da bleibt keine Zeit für Popcorn und Cola. „Die meisten Jugendlichen wissen gar nicht, was sie verpassen, wenn sie nicht ins Theater gehen“, erzählt mir Volker Ludwig nach der Vorstellung. Ludwig ist der Gründer des Grips-Theaters. Das sehe ich genauso. Nach einem Kinofilm bin ich müde und schlecht gelaunt. Das Sonnenlicht blendet, wenn ich auf die Straße gehe. Aber das Theater belebt mich, ich kann nicht genug davon kriegen. Es ist an der Zeit, dass wir unsere Köpfe von den Smartphones abwenden, unsere bequemen Kinosessel verlassen und dahin gehen, wo echte Menschen große Geschichten erzählen. Auf ins Theater!
„Eins auf die Fresse“ läuft am 11.3. wieder im Grips-Theater. Noch mehr Theater für Jugendliche findet ihr auf der Seite des Grips-Theaters und des Theaters an der Parkaue.
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Marie Rohrer
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