Raub auf dem Alexanderplatz: Warum die Ermittler zum Geldtransporter-Überfall schweigen
Zum Geldraub in Mitte gibt es laut Polizei noch keine Neuigkeiten - zumindest keine, über die sie sprechen möchte.
Angeblich gibt es bislang noch keine Spur zu den Geldräubern vom Alexanderplatz. Am Sonnabend konnte – oder wollte – die Polizei keine Neuigkeiten, Ergänzungen oder Ermittlungsergebnisse nennen. Die Staatsanwaltschaft nannte die Begründung: „Ermittlungstaktik“. Also bleiben alle Fragen unbeantwortet. Und: Die Ermittler richten auch keine Fragen an die Öffentlichkeit.
Beides spricht dafür, dass die Ermittler des LKA genügend Anhaltspunkte für eine schnelle Identifizierung der Männer haben. Dem Vernehmen nach könnte es eine schnelle Erfolgsmeldung geben, hieß es. Tatsächlich haben Zeugen von dem Überfall und der Flucht der Täter Videos und Fotos gemacht, schließlich geschah der Coup erstens im Hellen und zweitens in der City.
Wie berichtet, hatten mehrere Täter am Freitag gegen 7.30 Uhr in der Schillingstraße nahe dem Alex einen Geldtransporter mit zwei Fahrzeugen gestoppt und aufgebrochen. Mit der Beute flüchteten sie nach Kreuzberg, eine Polizeistreife nahm die Verfolgung auf und stoppte den Wagen letztlich mit Schüssen aus einer Waffe. Einen Wagen fuhren die Unbekannten bei ihrer Flucht in Kreuzberg kaputt, letztlich flüchteten sie mit einem zweiten Auto, einem Audi.
Ermittler halten sich bedeckt
Bei der eigentlichen Tat waren die Täter maskiert, unklar ist, ob sie die Masken auf der Flucht abnahmen. Das Präsidium hatte – erstmals bei einem Fall von allgemeiner Kriminalität – eine Internetseite geschaltet, bei der auch anonym Fotos und Filme der Tat übermittelt werden können. Bislang wurde dieses Mittel nur bei Terrortaten oder Korruptionsverdacht genutzt.
Nicht einmal zur genauen Zahl der Täter wollten sich die Ermittlungsbehörden äußern. Das professionelle Vorgehen spreche für organisierte Kriminalität, hieß es. Den Tätern war es gelungen, mit einem Werkzeug die Hecktür des Fahrzeuges aufzubrechen. Dieses Vorgehen ist unüblich, bei früheren Taten wurden die Fahrer des Geldtransporters meist gezwungen, die Türen zu öffnen.
Die genutzten Fahrzeuge sind aus Kostengründen nur selten stark gepanzert, das vom Alexanderplatz offenbar so gut wie gar nicht. In der Branche gilt die Anweisung ans Personal, nicht den Helden zu spielen, sondern das Geld herauszugeben. Zur Höhe der Beute gibt es keine Angaben, Experten halten einen sechs- bis siebenstelligen Betrag für möglich.
Nicht neu ist der Einsatz scharfer Waffen. 2006 und 2007 wurden in Hellersdorf und Reinickendorf zwei Wachleute bei derartigen Überfällen getötet. Die drei deutschen Täter des Reinickendorfer Überfalls wurden schnell geschnappt und zu lebenslangen Strafen verurteilt. Die Hellersdorfer Täter wurden trotz 35.000 Euro Belohnung nie ermittelt.
Auch in Neukölln wurden am Freitag Schüsse bei einem Raubüberfall abgegeben. Drei bis fünf Männer überfielen laut Polizei gegen 16.15 Uhr ein Spätkauf-Geschäft in der Herrfurthstraße. Nach einem Gerangel feuerten die Täter mehrfach auf die beiden Angestellten. Einer wurde durch einen Streifschuss verletzt. Die Polizei sucht Zeugen.