Tarifrunde öffentlicher Dienst: Warnstreik bei Vivantes
Schwestern und Pfleger haben am Montag in den Vivantes-Kliniken die Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaft will am Dienstag nachlegen - und die Schleusen bestreiken.
„Warnstreik!“ steht an den Türen auf roten Plakaten. Vor dem Haupteingang haben sich 150 Schwestern und Pfleger in Streikwesten versammelt, im Nieselregen trinken sie Kaffee. Die Redner am Mikrofon schimpfen, dass eine Schwester immer mehr Patienten versorgen müsse – das Geld aber gleich bleibe. Willkommen im Klinikum Neukölln: Im Zuge der Tarifrunde für den öffentlichen Dienst hatte die Gewerkschaft Verdi am Montag in den Vivantes-Kliniken zum Warnstreik aufgerufen.
Vivantes hatte Patienten abgesagt
Betroffen waren die Frühschichten in Neukölln, im Auguste-Viktoria-Klinikum in Schöneberg, im Humboldt-Klinikum in Reinickendorf, die Häuser in Spandau und Friedrichshain sowie das Urban-Krankenhaus in Kreuzberg. Insgesamt dürften hunderte Behandlungen ausgefallen sein. Vivantes hatte am Wochenende viele Patienten angerufen, um deren Termine am Montag zu verschieben.
"Es macht mich wütend"
Vor dem Eingang in Neukölln stand im Nieselregen auch Gudrun Pelz. Die Physiotherapeutin war extra in ihrer Pause gekommen. Denn Pelz arbeitet nebenan im Ida-Wolff-Krankenhaus, das erst seit kurzem zu Vivantes gehört: Noch gilt dort ein alter Tarifvertrag, weswegen Pelz derzeit nicht streiken darf und 500 Euro weniger verdient als Kollegen in den Stammkliniken. „Es macht mich wütend, wie ohnmächtig wir manchmal sind“, sagt sie. Mit Schichtzulagen bekommt eine Vollzeit-Pflegekraft bei Vivantes durchschnittlich rund 2900 Euro brutto im Monat.
Solidaritätsdemo vor der Charité
Ebenfalls am Montag haben 150 Unterstützer für die Charité-Pflegekräfte demonstriert. Auf dem Campus in Mitte, wo der Vorstand der Universitätsklinik seinen Sitz hat, forderten sie mehr Personal auf den Stationen. Charité-Vorstand und Verdi befinden sich derzeit in der Schlichtung. Scheitert diese, droht auch an der größten Universitätsklinik Europas ein Streik.
Verdi: Warnstreik auch an den Schleusen
Bundesweit fordert Verdi pauschal 100 Euro plus 3,5 Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber haben kein Angebot vorgelegt. An diesem Dienstag soll der Druck erhöht werden. Die Beschäftigten des Wasser- und Schifffahrtsamtes werden die Mühlendammschleuse schließen. Womöglich sind auch die Schleusen in Plötzensee, Charlottenburg und Spandau zu. In Brandenburg, etwa in den Stadtverwaltungen Prenzlau und Schwedt, hat Verdi ebenfalls zum Warnstreik aufgerufen.
Hannes Heine