Berlin: "Waldschule Kaliski": Erinnerung an eine Zuflucht
Der Zementsockel des Sendemastes der Nazis liegt noch im Gras, auch die Bunker aus der NS-Zeit gibt es noch, als Wohnhaus getarnt. Aber die private Waldschule Kaliski, die von 1936 bis 1939 in der Villa Im Dol 2-6 unterkam, hat keine Spuren hinterlassen.
Der Zementsockel des Sendemastes der Nazis liegt noch im Gras, auch die Bunker aus der NS-Zeit gibt es noch, als Wohnhaus getarnt. Aber die private Waldschule Kaliski, die von 1936 bis 1939 in der Villa Im Dol 2-6 unterkam, hat keine Spuren hinterlassen. Nun wird eine Gedenktafel an die vergessene jüdische Schule erinnern - privat initiiert und privat finanziert. Am heutigen Donnerstag wird sie in Anwesenheit ehemaliger Schüler enthüllt.
"Auf diesem Grundstück befand sich von 1936 bis 1939 die private jüdische Waldschule Kaliski", ist auf der Porzellantafel zu lesen. "Ausgeschlossen aus den öffentlichen Schulen, fanden hier viele jüdische Schüler und Lehrer eine letzte Möglichkeit zu lernen und zu lehren. Im März 1939 musste die Schule zwangsweise schließen. Schüler und Lehrer flüchteten in alle Teile der Welt. 39 Schüler wurden Opfer der Shoah."
Die Gedenktafel kam nur durch das Engagement von Maria Motsch und ihren Mitstreiterinnen zustande. Motsch hatte 30 Jahre lang als Psychologin in der Villa gearbeitet, als sich dort eine Logopädie-Außenstelle des Klinikums Steglitz befand. Durch einen Zufall erfuhr sie davon, dass die Villa einst eine jüdische Schule beherbergte. "Nichts erinnerte daran", erzählt Motsch, "wir waren völlig verblüfft." Bekannt war hingegen, dass die Nationalsozialisten dort von 1939 bis 1945 eine Dechiffrierstation unterhielten, die kriegswichtige Botschaften entschlüsselte. Angeregt vom 1999 ausgestrahlten SFB-Film "Eine Villa in Dahlem" begab Maria Motsch sich mit ehemaligen Kolleginnen auf Spurensuche, sammelte Unterschriften und Spenden und setzte sich für eine Gedenktafel ein.
Lotte Kaliski, eine aus Breslau gekommene, gehbehinderte Jüdin, hatte die Waldschule 1932 gegründet. Ursprünglich war die Schule konfessionsfrei, geprägt vom reformpädagogischen Ansatz, wie er in den 20er Jahren modern war: Lernen in der freien Natur, mit viel Bewegung und Sport. Zu einer jüdischen Schule wurde sie erst nach der Machtergreifung durch die Nazis, die die Schulleitung zwangen, die freie Ganztags-Schule in "Private Jüdische Waldschule Kaliski" umzubenennen.
Nachdem ein NS-Gesetz 1934 jüdischen Lehrern untersagte, arische Kinder zu unterrichten und der Druck auf jüdische Schüler in den öffentlichen Schulen immer größer wurde, hatte die Kaliski-Schule großen Zulauf. Bis zu 600 Kinder aus allen Teilen Berlins kamen zum Unterricht, darunter auch der heutige Direktor des Jüdischen Museums, Michael Blumenthal. In der Dahlemer Villa, umstanden von hohen Bäumen und Hecken, fanden die Kinder einen Hort der Geborgenheit. In einem Schreiben bedauert Blumenthal, "als ehemaliger Schüler dieser wunderbaren Schule" nicht an dem kleinen Festakt der Enthüllung teilnehmen zu können.
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