Wirtschaftsplan der Charité: Vorsichtig behandelt
Die Charité schafft in diesem Jahr wohl nur eine schwarze Null - verständlich bei all den Baustellen. Noch hat die Universitätsklinik nicht mal die Bilanz für 2013 fertig.
Riesige Baustellen, monatelanger Tarifstreit, unkorrekt verbuchte Millionen? Die landeseigene Charité steht wieder im Fokus der Berliner Wissenschafts- und Krankenhauspolitik. An diesem Mittwoch nun sollte im Hauptausschuss des Abgeordnetenhaus über die Pläne des Klinikvorstandes für dieses Jahr gesprochen werden. Der Tagesordnungspunkt wurde allerdings auf Mai verschoben. Angaben aus Charité-Kreisen zufolge wird es hinsichtlich der Bilanz dieses Jahr enger als 2013. Daran dürften auch die fragwürdig verbuchten 40 Millionen Euro Drittmittel der Charité-Fakultät wenig ändern, die kürzlich entdeckt wurden.
Senatorin Scheeres: Mehr Geld für Universitätskliniken nötig
Das Geld ist nach wie vor für die Forschung zweckgebunden. Wie damit verfahren werden soll, bespricht der Charité-Aufsichtsrat am Freitag. Dass es mit der auch vom Senat gewünschten schwarzen Null knapp werden könnte, hat mehrere Ursachen: Da wären die Sanierungen an Charité-Gebäuden in der ganzen Stadt, weswegen nicht alle Betten belegt werden können; da wären gestiegene Energiepreise; da wäre womöglich ein Arbeitskampf der Pflegekräfte. Und dies alles bei den gedeckelten Geldern, die Krankenkassen und Senat zahlen, und von denen die Klinik leben muss. Der vorsichtige Wirtschaftsplan 2014 sei „eine realistische Planung“, sagte ein Sprecher von Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Mehr als die Hälfte aller deutschen Universitätskliniken erwarte 2014 Verluste, angesichts der Baumaßnahmen stehe der Charité „alles andere als ein Spaziergang“ bevor. Unikliniken bräuchten eben eine bessere Ausstattung: „Unser Ziel ist es, dies auf Bundesebene zu erreichen.“
Charité braucht Tausende Patienten mehr
Bislang hat die Charité nicht mal die Bilanz für 2013 vorgestellt: Es wird wohl ein Plus von rund 1,5 Millionen Euro werden. Nach vorläufigen Einschätzungen von Kennern geht Charité-Chef Karl Max Einhäupl für 2014 auch deshalb nur von einer knappen schwarzen Null aus, weil viele Risiken eingeplant wurden. Man will also vorsichtig sein.
Um bei den gestiegenen Kosten stabil zu bleiben, müsste die Charité wohl rund 28 Millionen Euro mehr in der Krankenpflege einnehmen. Dass könnte rein rechnerisch beispielsweise heißen, dass 2014 rund 5000 zusätzliche Patienten über mehrere Tage stationär behandelt werden. Mehr Auslastung bedeutet aber auch mehr Stress für die Pflegekräfte. Die aber fordern von der Charité schon seit Monaten mehr Personal. Und das wiederum müssten die Krankenkassen zahlen.
Hannes Heine