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Obenauf. Eichhörnchen bleiben möglichst im Geäst, weil sie dort sicher sind.
© dpa

Berlins Tierwelt auf Jagd nach Eicheln: Vorsicht, Eichhörnchen!

Der Wildtierreferent des Senats erklärt im Interview, warum Autofahrer in diesen Tagen besonders aufpassen sollen.

Herr Ehlert, Tierschützer beklagen, dass in diesen Tagen massenhaft Eichhörnchen überfahren würden. Warum gerade jetzt?

Die Eichhörnchen sind im Augenblick besonders aktiv, weil der Winter vor der Tür steht und sie sich dann von dem ernähren müssen, was sie jetzt verstecken. In diesem Jahr gibt es besonders viele Eicheln und Walnüsse. Die sind ideales Langzeitfutter für die Eichhörnchen; danach suchen die jetzt überall.

Wie viele Verstecke hat ein Durchschnittseichhörnchen ungefähr?

Hunderte. Wenn es sein Baumnest während der Winterruhe hin und wieder verlässt, findet es viele wieder. Zum Glück nicht alle, so dass im Frühjahr neue Gehölze wachsen, die den Wald verjüngen.

Leben die Berliner Eichhörnchen überhaupt noch im Wald oder sind die längst den Füchsen und Waschbären in die City gefolgt?

Ja, die sind längst Stadtbewohner geworden. In Parks sind sie viel häufiger als im Wald. Denn hier finden sie nicht nur Früchte von großen Bäumen, sondern bekommen auch was von den Leuten.

Man soll doch keine Wildtiere füttern.

Im Prinzip gilt das auch für Eichhörnchen. Aber denen darf man ruhig ein paar Eicheln an Orte bringen, wo es sonst nur Nadelbäume gibt. Wenn nicht, kommen die Eichhörnchen allerdings auch ohne uns gut zurecht.

Wo sollte man als Autofahrer am ehesten auf Eichhörnchen gefasst sein?

In der Nähe von Wäldern und Parks sowieso. Aber neuralgische Punkte sind auch Straßen, an denen die Baumkronen zu stark zurückgeschnitten wurden. Dann müssen die Eichhörnchen nämlich den Asphalt überqueren, statt durchs sichere Geäst zu springen.

Wer für Eichhörnchen bremst, bekommt ja sogar eine Mitschuld, wenn ihm jemand hinten drauf fährt.

Ja, weil Eichhörnchen so klein sind, dass sie das Auto gar nicht beschädigen. Da hilft nur, beispielsweise an großen Eichenalleen einfach mit ihnen zu rechnen und langsamer zu fahren. Das sollte man ja wegen des rutschigen Laubes ohnehin, und nebenbei kann man so auch Igel retten, die sich jetzt ihren Wintervorrat anfressen und entsprechend aktiv sind.

Wer frisst denn noch alles Eicheln?

Selbst Stockenten haben es darauf abgesehen. Es gibt zurzeit regelrechte Nachtausflüge der Enten von den Grunewaldseen in den Wald hinein. Und auch die Wildschweine sind wegen der Eicheln zurzeit extrem aktiv. Das müsste ja Grund genug sein, vorsichtig zu fahren.

Derk Ehlert kennt Berlins wilde Tierwelt wie kaum jemand sonst.
Derk Ehlert kennt Berlins wilde Tierwelt wie kaum jemand sonst.
© Thilo Rückeis

Derk Ehlert, 46, ist der Wildtierreferent der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt.

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