Wasser Marsch in Berlin: Vorbild Rom: Grüne wollen Trinkwasserspender überall
24 öffentliche Trinkwasserspender gibt es in Berlin. Die Grünen-Abgeordnete Clara Herrmann will 200. Das soll Werbung für die Stadt machen – und den Müll bekämpfen.
„Ich will 200 Brunnen für Berlin“, sagt Clara Herrmann, haushaltspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Derzeit gibt es erst 24 davon. Einer steht seit 2013 im Gleisdreieckpark: An einem heißen Tag kommen innerhalb weniger Minuten mehr als ein Dutzend Jogger, Kinder und Radfahrer vorbei, um sich zu erfrischen.
„Die Menschen nutzen das Angebot sehr intensiv. Deswegen sind 24 Trinkwasserbrunnen viel zu wenig“, sagt Herrmann. In anderen Städten wie Rom oder Wien gibt es sehr viel mehr Wasserspender. So stellt die österreichische Hauptstadt den Wienern 900 Trinkwasserbrunnen zur Verfügung. Außerdem setzen die Wiener bei Großveranstaltungen wie Demonstrationen, Stadtfesten und Konzerten sogar mobile Wasserspender ein.
„Gerade vor dem Lageso wären mobile Wasserspender eine ideale Lösung für die Versorgung der Flüchtlinge“, schlägt Herrmann vor. Mit verhältnismäßig geringen Mitteln könne der Senat den Berlinern Zugang zu 200 weiteren Wasserspendern in ganz Berlin verschaffen.
Herrmanns Rechnung geht so: 5000 Euro kostet ein neuer Brunnen. Eine Million Euro bräuchte man also für die von ihr geforderten 200 Brunnen. „Der Stillstand auf dem BER kostet den Senat jeden Tag eine Million.“ Die könne man doch besser investieren. Das sehen die Berliner Wasserbetriebe ähnlich. „Wir begrüßen die Idee“, sagt eine Sprecherin. Zwar haben die Wasserbetriebe gerade zwei neue Brunnen gestiftet, und drei weitere folgen in Kürze. Große Sprünge, wie Herrmann sie vorschlägt, seien aber Aufgabe der Stadt.
Bei den fünf neuen Trinkwasserspendern durften die Berliner übrigens mitreden. Für die Aktion „Wunschbrunnen“ stimmten sie aus zwanzig vorgeschlagenen Standorten ab, wo sie am liebsten ihre Trinkflaschen auffüllen würden. Das Ergebnis: drei neue Wasserspender in Treptow-Köpenick, einen in Charlottenburg und einen in den Gärten der Welt. In Marzahn verzögert sich die Installation des Trinkbrunnens noch, da die Planungen zur Internationalen Gartenausstellung hier noch laufen. Je nach Straßenbild kommen zwei Modelle der Brunnen zum Einsatz: der Kayserbrunnen und der Botschbrunnen. Während ersterer historisch anmutet, ist letzterer ein eher modern gestaltetes Stück des Berliner Designers Marcus Botsch.
Wer will einen Brunnen in seinem Kiez haben?
Offen sind die Wasserbetriebe auch für Vorschläge von Privatpersonen und Unternehmen. „Wer in seinem Kiez einen Brunnen möchte, kann mit uns darüber sprechen“, sagt Astrid Hackenesch-Rump, Sprecherin der Wasserbetriebe. Finanzieren müsse das dann aber jeder selber. So stellten die Wasserbetriebe auf Wunsch der AG City West vor kurzem am Tauentzien einen Trinkwasserspender auf.
Auf ihre Wasserqualität müssten die von Clara Herrmann geforderten Brunnen natürlich auch überprüft werden. Alle paar Wochen machen das die Wasserbetriebe. Doch auch dafür schätzt Herrmann die Kosten eher gering ein. Und noch ein Aspekt liegt der Abgeordneten am Herzen: Wenn jeder mit seiner Trinkflasche in der Stadt unterwegs ist, und überall einen Brunnen findet um sie aufzufüllen, dann gibt es viel weniger Plastikmüll. „Und das Wasser aus dem Hahn hat meistens eine bessere Qualität als das, was wir in Plastikflaschen kaufen“, gibt sie zu bedenken.
Zu guter Letzt sind Trinkwasserbrunnen auch eine Werbung für die Stadt. Mit dem sauberen Berliner Leitungswasser darf man schließlich auch ein bisschen angeben.
Jana Scholz