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Schön anzusehen, aber nicht ungefährlich: Herbstlaub auf den Straßen Berlins.
© Kitty Kleist-Heinrich
Update

Herbst in Berlin: Vor lauter Laub sieht man den Radweg nicht

Das viele nasse Laub auf Berlins Straßen steigert das Unfallrisiko für Fußgänger und Radfahrer. Die BSR kommt mit dem Räumen kaum hinterher.

Das T-Shirt-Wetter ist vorbei, der Herbst ist da: In Brandenburg fiel am windigen Dienstagmorgen ein Baum auf die Strecke der S-Bahnlinie S2, und auch die Straßen, Rad- und Fußwege sind kaum wiederzuerkennen. Denn am am Wochenende fiel das Laub plötzlich in Massen herunter. Für Radfahrer und Fußgänger kann es schnell ungemütlich werden. Der Untergrund wird rutschig und die Unfallgefahr steigt, besonders wenn es wie aktuell auch noch nass wird.

„Ich habe schon von Radfahrern gehört, die in den letzten Tagen gestürzt sind“, erzählt Bernd Zanke vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Leider würden die Radwege in der Praxis oft als Letztes geräumt. „Das ist eine Frage der Prioritäten. In Kopenhagen werden im Winter zuerst die Radwege vom Schnee befreit“, sagt Zanke.

BSR-Sprecher Sebastian Harnisch weist auf die Schwere der Aufgabe hin: „Wir können natürlich nicht überall gleichzeitig sein und es fällt auch immer wieder neues Laub nach.“ Berlin habe 440.000 Straßenbäume und im vergangenen Herbst sammelte die BSR 105.000 Kubikmeter Laub, das entspricht 2100 Güterwagons. Aktuell sind 1800 Mitarbeiter und 540 Fahrzeuge täglich im Einsatz. „Die Radwege werden selbstverständlich mitbearbeitet“, sagt Harnisch.

Blindflug über Wurzeln und Unebenheiten

Trotzdem sieht es in der Praxis oft nicht danach aus. Beispiele für nicht oder nur sehr selten geräumte Wege gibt es viele. So ist der ohnehin holprige Radweg in der Skalitzer Straße seit Tagen von einer Laubschicht bedeckt. Auch in der Afrikanischen Straße gleicht die Fahrt über den Radweg einem Blindflug über Wurzeln. „Durch das Laub kann man die häufig vorhandene Kante zwischen Rad- und Gehweg oder andere Unebenheiten nicht sehen“, ergänzt Zanke.

Doch auch Fußgänger sehen sich gelegentlich regelrechten Laubbergen gegenüber. Die herabgefallen Blätter werden von der BSR entweder in Richtung Straße gefegt oder auf Haufen zusammengeschoben und später mit Fahrzeugen abgeholt. Wie schnell das geschieht, lässt sich nicht allgemeingültig sagen. „Die Laubhaufen sollten zeitnah abgeholt werden. Es kann im Einzelfall aber auch mal passieren, dass das nicht mehr am selben Tag erfolgt“, so Harnisch.

Doch warum haben die Bäume gerade am Wochenende so massiv Blätter verloren? Herbert Franz Gruber von der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft weist vor allem auf den starken Wind in Verbindung mit der zuletzt trockenen Witterung hin. „Die Blätter hängen schon locker auf den Bäumen und der Wind pustet sie hinunter“, erklärt Gruber. Der ADFC hat einen konkreten Tipp für Radfahrer. „Wenn der Radweg durch Laub nicht sicher ist, darf ich auf die Fahrbahn ausweichen, auch wenn der Radweg benutzungspflichtig ist“, sagt Zanke, „schlimm wird es erst, wenn Frost hinzukommt“. Glaubt man dem Wetterbericht, bleibt uns das vorerst erspart.

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