Über 40.000 Wohnungen in Berlin: Vonovia: Sanierung lohnt sich nicht wegen Mietendeckel
Vonovia ist mit über 40.000 Wohnungen ein großer Vermieter in Berlin. Weil der Mietendeckel es unrentabel macht, keine altersgerechte Sanierung mehr.
Berlin bleibt für den Vorstandschef der Aktiengesellschaft Vonovia Rolf Buch einer der attraktivsten Standorte für Wohnungsunternehmen - und zwar auch nach der Einführung des Mietendeckels. Zumal das Mietwohngesetz eher überschaubare Spuren in der Bilanz des Konzerns hinterlässt.
Zwar sei das Mietenwachstum im Konzern mit 0,8 Prozent auch wegen des Berliner Gesetzes abgebremst worden. "Auf ein volles Jahr kostet uns der Mietendeckel zehn Millionen Euro", so Buch. Bei "zwei Dritteln" der mehr als 40.000 Wohnungen in Berlin müssten die Mieten gar nicht gesenkt werden, weil diese im Rahmen der staatlichen Obergrenzen lägen.
Auf Nachfrage sagte Buch aber auch, er warte "gespannt auf das Urteil aus Karlsruhe zum Mietendeckel“. Er hoffe, dass nach der für das 2.Quartal kommenden Jahres angekündigten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes am Standort Berlin wieder „Modernisierungen möglich“ werden.
Infolge des Mietendeckels entstehe „ein Rückstand beim altersgerechten Umbau“. Bei einer Kappung der Umlage von Modernisierungskosten auf ein Euro je Quadratmeter seien diese „nicht finanzierbar“. Buch schloss Modernisierungen zu diesen Rahmenbedingungen aus. Da die Kappungsgrenze bei der Umlage nicht nur für altersgerechte, sondern für jede Art der Modernisierung gilt, startet die Vonovia aufwändige und deshalb unwirtschaftliche Erneuerungen ihres Berliner Bestandes bis zur Entscheidung aus Karlsruhe nicht mehr.
Der in den europäischen Leitindex der 50 wichtigsten Börsenwerte aufgestiegene Wohnungskonzern Vonovia hat das dritte Quartal dieses Jahres mit positiven Zahlen abgeschlossen. Vorstands-Chef Rolf Buch sagte in einer Telefonkonferenz Mittwoch früh: "Corona hat keine signifikante Auswirkungen gehabt".
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Buch bestätigte die guten Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung von Vonovia für dieses Jahr und rechnet auch im kommenden Jahr mit einer "positiven Entwicklung". Beim operativen Gewinn (FFO) peile er das "obere Ende der prognostizierten Spanne" von 1,275 bis 1,325 Milliarden Euro an.
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Davon profitieren die Vonovia-Aktionäre: Die Dividende je Aktie soll um 12 Cent erhöht werden. Vor allem durch den Bau neuer Wohnungen und den Erwerb von Wohnimmobilien sei der Gewinn um rund neun Prozent in den ersten drei Quartalen dieses Jahres gestiegen.
Berlin ist attraktiv - deshalb baut Vonovia hier am meisten
Trotz des Mietendeckels bleibt Berlin für den Vonovia-Chef eine „attraktive Stadt“. Berlin sei der Standort, „an dem wir am meisten neu bauen“. Der Bedarf an Wohnungen sei „riesig“ aufgrund des Zuzugs, der mehr Nachfrage nach Wohnraum schaffe.
Mit rund 415.000 Wohnungen im Wert von zusammen rund 55,7 Milliarden Euro stieg der Dax-Konzern in diesem Jahr auch in den europäischen Leitindex Euro Stoxx 50 auf. In Berlin besitzt die Firma knapp 43.000 Wohnungen im Wert von rund 7,6 Milliarden Euro. Die Durchschnittsmiete liegt bei knapp sieben Euro.