zum Hauptinhalt
Seitdem die Grünfläche wieder hergerichtet wurde, spielen auch wieder Kinder auf dem Areal.
© Stefan Kuhfs

Gemeinsame Sache in Spandau 2014: Vom Niemandsland zum Treffpunkt

Das "Niemandsland" an der Spandauer Mittelstraße blüht wieder. Auf dem vernachlässigten Gelände ist ein Erlebnisgarten und Spielplatz entstanden, ein Treffpunkt von Kindern und Älteren. Am Aktionstag "Saubere Sache" werden Gräben für Beerensträucher ausgehoben.

Zwei schmale Wege mit blauen und rosa Punkten führen beiderseits einer Mietskaserne von der Mittelstraße auf eine Wiese. Birken und Linden stehen hier zwischen den fensterlosen Rückwänden der Wohnhäuser. Mitten in der Spandauer Neustadt ist aus einer Hinterhof-Brache eine grüne Oase geworden, wo Vorschulkinder und Senioren gemeinsam einen Erlebnisgarten gestalten. Früher befand sich hier der Pausenhof einer nicht mehr existierenden Grundschule. Nachdem die Holzgeräte verrottet waren, musste auch ein Spielplatz abgerissen werden. In dem „Niemandsland“ entstand ein Treffpunkt von Kriminellen, auf den sich kaum noch ein Kiezbewohner wagte.

Anwohner engagieren sich, nicht jeder war zunächst zufrieden

Das änderte sich erst, als die Pädagogin und Gartentherapeutin Maria Barth vor zwei Jahren das verborgene Paradies entdeckte. Mit ihrer Idee, im linken Teil der Grünfläche einen Erlebnisgarten als Begegnungsstätte für Jung und Alt einzurichten, stieß sie im Umfeld nicht sofort auf Gegenliebe. Die ersten Pflanzkübel wurden sofort wieder zerstört und es bedurfte intensiver Streetwork, um die Anwohner von dem Projekt zu überzeugen.

Inzwischen ist hier – betreut von Maria Barth und ihrer Kollegin Tanja Radke - eine kleine Idylle entstanden, die nur vom Lärm der in Tegel startenden Flugzeuge gestört wird. Das Quartiermanagement Neustadt und das Spandauer Grünflächenamt unterstützen das Projekt. So wurden gemauerte Hochbeete, die einst in der Altstadt-Fußgängerzone standen, dort aus Geldmangel aber nicht mehr bepflanzt werden konnten, im Erlebnisgarten neu aufgebaut. Auch ein kleiner Spielplatz ist wieder entstanden. Dienstags gibt es hier einen Familientreff und ab 18 Uhr wird zum „Feierabendgärtnern“ gebeten. Freitags gibt es ein Kreativangebot für Kinder wie für Senioren. Da werden Pflanzenfarben gemischt, Blütenkränze geflochten, Kaffee aus Löwenzahn produziert oder Limonade aus dem als Unkraut geltenden Wildgemüse Giersch gebraut.

Spielplatz und Kräuterbeet: Wege aus der Wildnis

Staunend erfahren die drei bis sechs Jahre alten Kinder aus der Kita Lasiuszeile den Unterschied zwischen Schoko-, Pfeffer- sowie marokkanischer Teeminze und schnuppern neugierig am Ananassalbei. Bald gesellen sich Senioren aus der Wohnstätte der Lebenshilfe für geistig Behinderte dazu. Gemeinsam werden Kräuter gepflückt, Blätter zerrieben und Kräutersalz sowie Minzzucker hergestellt.

Weiter hinten hackt Maria Nirschl den Boden. „Ich will für die Kinder einen netten Weg anlegen“, sagt die 92-Jährige. Sie kommt regelmäßig aus einem Seniorenheim in der Nachbarschaft, um ihr Fachwissen aus 60 Jahren biologischer Hobbygärtnerei einzubringen. „Das war eine echte Wildnis hier“, erinnert sich die rüstige Dame, die ihren Rollator am Beetrand geparkt hat und hier Gemüse anbaut.

Inspiriert durch den Erfolg des Gemeinschaftsgartens haben Quartiersmanagement und Grünflächenamt beschlossen, auf den noch brachliegenden Nachbarflächen einen Spielplatz für alle Generationen zu bauen. Das reicht von einem Spielhügel und Wasserbecken über einen Hangelpfad im Birkenwäldchen, einem Chillbereich mit Graffiti-Ecke für Jugendliche und einer Abenteuer-Wildnis bis hin zu einem Bodenschach für Erwachsene.

Aus dem jetzigen Buddelplatz wird dann ein gemauerter Gartenplatz, geplant sind ferner eine Kräuterspirale sowie weitere Kübel- und Erdbeete, auf denen dann auch einzelne Gruppen oder Anwohner ihren eigenen Quadratmeter bewirtschaften sollen. „Verschiedene Kitas, Tagesmütter und Nachbarn haben bereits ihr Interesse angemeldet“, sagt die Gartentherapeutin.

Am Freitag, dem 12. 9., von 10 - 13 Uhr sollen Gräben ausgehoben werden, um Beerensträucher anzupflanzen. Helfer sind willkommen. Anmeldung bei Maria Barth: 0151 1133 4905. Man kann am Aktionstag auch direkt zur Mittelstraße 19 kommen.

Mitmachen und Mitfeiern

Erst werden an den Aktionstagen die Ärmel aufgekrempelt und die Stadt schön gemacht – und eine Woche später wird gefeiert. Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin und der Tagesspiegel laden alle Helfer am Freitag, dem 19. September zur Danke-Party in das Verlagsgebäude am Askanischen Platz 3 am Anhalter Bahnhof. Ab 17 Uhr sind alle Aktiven herzlich willkommen: Im Erdgeschoss gibt es ein Kulturprogramm mit Theater und Musik, dazu gibt es Getränke und Snacks. Begrüßt werden unsere Gäste von der Staatssekretärin für bürgerschaftliches Engagement, Hella Dunger-

Löper, der Vorsitzenden des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Barbara John, und der Tagesspiegel-Chefredaktion. Das Haus ist behindertengerecht. Der Eintritt ist frei. Wenn Sie mitfeiern wollen, schreiben Sie uns: sauberesache@tagesspiegel.de

Zur Startseite