Grimm-Zentrum: Volles Haus
Grimm-Bibliothek der HU wird weiter überrannt Parkscheiben und Vorhängeschlösser sollen helfen
Ein gutes halbes Jahr ist der architektonisch spektakuläre Neubau der Zentralbibliothek der Humboldt Universität (HU) geöffnet – und noch immer wird das Gebäude überrannt. Um sich ein Schließfach zu sichern, ziehen hunderte Nutzer einfach ihre Schlüssel ab und nehmen sie mit nach Hause – eine weitere Herausforderung für die Leitung des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums in Mitte. Bei der HU ist man zum einen stolz angesichts des Ansturms. Zum anderen sorgt die Leitung nun freundlich, aber bestimmt dafür, dass vornehmlich Angehörige der Hochschule die Buchausleihe nutzen können. Viele Studenten konnten davor ihre Hausarbeiten nicht rechtzeitig abgeben, sagt Mirja Behrendt, die Sprecherin des HU-Präsidenten. „Wir sind noch in der Testphase, passen uns an und bessern nach.“ Vieles haben die Organisatoren des Grimm-Zentrums an der Geschwister-Scholl-Straße 1-3 schon ausprobiert. Kurzfristig wurde der Ostflügel für Uni-Angehörige reserviert, der Westen war für die Externen – was angesichts der Geschichte der Stadt auf Kritik stieß.
Jetzt sind die 360 Sitzplätze der 1250 Arbeitsplätze auf den Lernterrassen vom 2. bis zum 4. Stock für Studenten und Mitarbeiter reserviert: „HU-Homezone von 8 bis 19 Uhr“ steht auf dem Zettel an der Glastür. Nicht jeder liest das aber, andere geben an, es nicht gesehen zu haben. Zwei Mal am Tag gehen Bibliotheksmitarbeiter durch die Reihen und weisen die Nutzer freundlich darauf hin, dass sie ihre Hausausweise doch bitte deutlich sichtbar auf den Tisch legen mögen. Laut der HU-Sprecherin sei das Verständnis der Besucher groß, Dispute habe es nur in Einzelfällen gegeben.
Am Eingang weisen Mitarbeiter des Wachschutzes die Bibliotheksgäste zudem auf die bordeauxfarbenen Parkscheiben hin: Sie werden eingestellt wie Autoscheiben. Die Parkscheiben sollen die Nutzer auf ihre Plätze legen, wenn sie – längstens eine Stunde – essen oder shoppen gehen. Auch hier setzt die Unileitung auf Freiwilligkeit. Wenn aber jemand den Platz länger blockiert, dürfen die Mitarbeiter Bücher und Laptop in einer durchsichtigen Plastiktüte neben den Tisch stellen. Eine Umfrage Mitte Mai unter 4000 Besuchern ergab, dass die Hälfte der Nutzer HU-Angehörige sind, die andere Hälfte waren zumeist Studierende anderer Unis, die die Lernatmosphäre und die Öffnungszeiten unter der Woche bis Mitternacht schätzen. Auch Touristen schauen sich sonnabends und sonntags um.
Größer hätte das Grimm-Zentrum nach Uni-Angaben nicht gebaut werden können, weil es Geld nur für den Bedarf der Hochschule gab. Anfangs hatte man Bedenken, ob genügend Studenten kommen. Jetzt soll es baldmöglichst 600 zusätzliche Schließfächer geben – und Vorhängeschlösser, die nur gegen Pfand ausgehändigt werden. Annette Kögel
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