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Berlins Hotelkapazitäten haben sich in den letzten 10 Jahren fast verdoppelt.
© dpa

Tourismus in Berlin: Volle Stadt? Es entstehen noch mehr Hotels

Ist bei Ihnen ein Zimmer frei? Die Hotels waren am Wochenende mehr als voll. Es entstehen noch mehr Häuser, vor allem am Alex – und sogar am stillen BER.

Kirchentag, Pokalfinale, Brückentage: Das alles zusammen bedeutet, dass die Stadt voll ist. Speziell in den Hotels dürfte kaum noch ein Bett frei gewesen sein, und das, obwohl sich die Hotelkapazitäten im letzten Jahrzehnt fast verdoppelt haben. Rund 140 000 Betten in 781 Betrieben stehen gegenwärtig nach Angaben von „Visit Berlin“ zur Verfügung – diese Zahl läuft dem Bedarf generell immer noch ein wenig voraus und wirkt zum Ärger der Hoteliers preisdämpfend. Aber an Tagen wie diesen herrscht allgemeine Zufriedenheit.

Estrel in Neukölln baut aus

Kein Wunder also, dass das umsatzstärkste Hotel Deutschlands in Berlin steht: Das Estrel in Neukölln ist mit 1125 Zimmern auch das größte im Land. 70,6 Millionen Euro hat es im vergangenen Jahr umgesetzt, deutlich vor dem Bayerischen Hof in München und dem Adlon. Das liegt zum Teil an den 1600 Veranstaltungen im Kongresszentrum des Hauses; allerdings wird es der Konkurrenz wohl endgültig enteilen, wenn 2020 der 46-stöckige „Estrel Tower“ mit weiteren 841 Zimmern fertig ist und die Hotelkapazität noch einmal fast verdoppelt wird. Dies ist zweifellos der spektakulärste kommende Neubau in Berlin – aber auch sonst tut sich noch immer eine Menge.

Auffällig dabei ist, dass es bei den Luxushotels der Fünf-Sterne-Kategorie keine neuen Projekte mehr gibt. Das letzte neue Haus war das „Titanic“ am Gendarmenmarkt – und auch die weltweit tätigen Konzerne, die noch kein Flaggschiff in Berlin haben, sind im Moment mehr damit beschäftigt, sich gegenseitig aufzukaufen, als die deutsche Hauptstadt zu erobern. Luxus ist durch.

Der Alex steht hoch im Kurs

Ein Brennpunkt der Entwicklung ein oder zwei Ebenen tiefer ist der Alexanderplatz, dessen schlechter Ruf den Hotelplanern offenbar keine Sorgen macht. Das kürzlich eröffnete „Hampton by Hilton“ brachte noch im laufenden Jahr 344 Zimmer auf den Markt, eine Größenordnung, die vom „Motel One“ weit übertroffen wird, denn da stecken 708 Zimmer drin. Eröffnung soll im Herbst sein, während das unübersehbare „Motel One Upper West“ in der West-City mit 582 Zimmern an der Gedächtniskirche früher dran ist und jetzt gerade an den Start geht.

Über 1000 Zimmer am Alexanderplatz

Und weiter Alexanderplatz: Hier will die japanische Kette Toyoko Inn noch 2018 ein Haus mit 500 Zimmern eröffnen. Lindner schickt im gleichen Jahr 165 Vier-Sterne-Zimmer seines Edel-Ablegers „me and all“ im „Volt Berlin“ am südlichen Alex an den Markt, und 2019 soll schließlich „The Student Berlin Alexanderplatz“ fertig sein und nochmals 457 Zimmer an den bekanntlich auch jetzt schon nicht unbelebten Standort schaufeln.

2018 neues Hotel neben dem Hauptbahnhof

Aus Spanien kommt 2018 ein weiterer Anbieter auf den Berliner Markt: Barceló schließt eine der letzten großen Lücken am Hauptbahnhof /Invalidenstraße mit 283 Zimmern und Suiten auf Vier-Sterne-Niveau. Und auch die, die schon da sind, haben den Appetit auf neue Quartiere noch nicht verloren. Erschlossen wird derzeit die Gegend zwischen Spree und Mercedes-Benz-Arena, wo Indigo ein Boutique-Hotel mit 119 Zimmern baut, das zum Jahresende fertig sein soll. Ein wenig später schlägt dort auch die Hampton-Kette wieder zu und eröffnet ein Haus mit 254 Zimmern. Nicht weit entfernt: „Meininger East Side Gallery“, ein Hostel mit 833 Betten in 245 Ein-, Zwei- und Mehrbettzimmern.

Hunderte neue Betten sind in Planung

Ein anderes interessantes Thema sind die sogenannten, wenn auch nicht klar definierten „Boutique-Hotels“, meist individuelle, kleinere Häuser in beliebten Wohngegenden. Nach dem bereits eröffneten „Provocateur“ in Wilmersdorf geht es nun überwiegend um Baulücken in Mitte und Kreuzberg: „The Yard“ in der Alexandrinenstraße mit 55 Zimmern ist bereits in Betrieb, das „Capri by Fraser“ am Petriplatz auf der Spreeinsel soll noch 2017 fertig werden. Es bietet 144 Zimmer überwiegend für Langzeitgäste, die im Foyer durch einen Glasboden die Überreste ausgegrabener Bürgerhäuser betrachten können.

Nollendorfplatz, Moabit, Adlershof ...

Die aufstrebende Berliner Amano-Gruppe eröffnet demnächst ihr 95-Betten-Hotel an der Friedrichstraße, dessen Gin- und Tonic-Bar bereits offen ist, und 2018 soll das 200-Betten-Amano in der Stralauer Allee hinzukommen. Ein Mitbewerber auf ähnlicher Stilebene ist die auf Nachhaltigkeit verpflichtete Kopenhagener Kette „Guldsmeden“, die in eine brodelnde Szenegegend einsteigt: Sie hat das Hotel „Alt-Berlin“ in der Potsdamer Straße übernommen und verspricht 80 Zimmer, die noch im Sommer dieses Jahres fertig sein sollen. Weitere 85 Zimmer im japanischen Stil baut der Investor Felix Gädeke am Nollendorfplatz. Und dann geht es auch anderswo immer weiter: Novum Style Spreebogen, 184 Zimmer ab 2019, Meininger im Schultheiß-Quartier (2018, 250 Zimmer), Campus-Hotel im Technologiepark Adlershof (2018, 320 Zimmer)...

200 Zimmer am BER

Alles Weitere versteckt sich bislang in den Büros der Planer – denn es ist nicht davon auszugehen, dass die Geschäftigkeit der Berliner Hotelszene ein Ende findet, wenn das Estrel erst den ganz großen Aufschlag hingelegt hat. Eins haben wir allerdings noch: Das „99 Hotel“ der Centro-Gruppe mit 200 Zimmern. Noch in diesem Jahr will man den Bau beginnen – oder auch nicht. Denn es befindet sich am Flughafen BER, wo Planungen bekanntlich noch etwas wackliger sind als anderswo in Berlin.

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