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Wegweiser zur Coronavirus-Abklärungsstelle in einem Vivantes-Klinikum.
© IMAGO / Jochen Eckel

„Britische Virus-Sorte schlägt womöglich voll durch“: Vivantes-Chef warnt vor zu schnellen Lockerungen

Angesichts der Corona-Mutation B117 plädiert der Chef der Berliner Vivantes-Kliniken für eine Lockdown-Verlängerung. Auch Senatschef Müller äußerte sich so.

Vor der Ministerpräsidenten-Konferenz am Mittwoch warnt der Chef von Deutschlands größtem kommunalen Klinikkonzern vor zu schnellen Lockerungen. "Es gibt Anzeichen, dass sich die britische Virusvariante, die Corona-Mutation B117 durchsetzen wird", sagte Vivantes-Vorstand Johannes Danckert dem Tagesspiegel. "B117 ist nach Auskunft unserer Virologen deutlich ansteckender. Ähnlich wie bei Masern reicht es vermutlich, wenn man sich nur wenige Augenblicke in der Nähe eines Infizierten aufhält."

Zwar müssten derzeit weniger Covid-19-Fälle auf den Intensivstationen versorgt werden, sagte Danckert: "Käme es aber nun zu Lockerungen schlüge die britische Virus-Sorte womöglich voll durch." Die landeseigenen Vivantes-Kliniken versorgen ein Drittel aller Berliner Krankenhauspatienten und auch die meisten stationären Corona-Fälle.

Zum Wochenstart wurden in Berlin 1101 Patienten mit dem Coronavirus in einer Klinik behandelt; 315 davon auf einer Intensivstation. Damit sind 25 Prozent der Intensivbetten Berlins mit Covid-19-Fällen belegt – statt wie Anfang Januar 40 Prozent. Die sogenannte Corona-Ampel des Berliner Senats könnte in dieser Frage bald von "Rot" auf "Gelb" springen.

Doch in den Kliniken warnen Ärzte vor "Entwarnung". Sollte es noch im Februar die erhofften Lockerungen geben, würden die Infektionen zunehmen.

Vivantes-Chef Johannes Danckert.
Vivantes-Chef Johannes Danckert.
© Hannes Heine

"Dann steigt vermutlich auch die Zahl derjenigen, die wegen Covid-19 im Krankenhaus versorgt werden müssen", sagte Danckert angesichts der Lage in Großbritannien. Dort hatten (zu spät zurückgenommene) Lockerungen vor Weihnachten zu Massenausbrüchen geführt.

Zwar sind in Berlin viele Hochbetagte gegen das Coronavirus geimpft, so die meisten Bewohner der Pflegeheime. Trotzdem könnten Massenausbrüche in Berlin die Kliniken überlasten.

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"Wenn sich viele auf einmal infizieren, dann reicht eben auch ein kleinerer Anteil aus dieser Gruppe um unser System zu fordern und gegebenenfalls zu überlasten", sagte Vivantes-Chef Danckert.

Die bekannten Mutationen des Coronavirus gelten als gefährlicher. So ist die britische Varianten B117 offenbar deutlich ansteckender. Vor der Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat deshalb auch Senatschef Michael Müller (SPD) für eine Verlängerung des Lockdowns plädiert: "Wenn wir jetzt zu schnell wieder alles öffnen, sind wir sofort wieder bei einer Inzidenz über 100, über 150 und beginnen alles von vorn, und das wäre unzumutbar", sagte Müller, der aktuell Vorsitzender der Ministerpräsidenten-Konferenz ist, am Dienstag dem Deutschlandfunk.

Die Sieben-Tages-Inzidenz liegt in Berlin bei unter 100 – also die Zahl der Neuansteckungen innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner. Den höchsten Wert hat Mitte mit 93,8, den niedrigsten Lichtenberg mit 42,8. Allerdings wurde aus diesem Bezirk zuletzt keine neuen Zahlen gemeldet.

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