Arbeitskampf bei Berliner Landeskliniken: Vivantes beklagt Folgen für Notversorgung – Verdi weitet Streik aus
Die Gewerkschaft will im Tarifkonflikt noch einen Gang hoch schalten. Die Kliniken melden erhebliche Auswirkungen: Rettungsstellen mussten wiederholt schließen.
Die Gewerkschaft Verdi will den Streik an den Berliner Krankenhäusern von Vivantes und Charité in dieser Woche ausweiten. Ab Dienstag würden ganze Stationen zur vorübergehenden Schließung angemeldet, kündigte Verdi-Fachbereichsleiterin Meike Jäger am Montag an. Auch bei den Töchtern von Vivantes werde der Streik fortgesetzt.
Nach dem aus Sicht der Gewerkschaft unzureichenden Angebot der Arbeitgeber am Freitag sei während des Wochenendes kein neuer Vorschlag unterbreitet worden, hieß es. Die stellvertretende Verdi-Landesbezirksleiterin Susanne Feldkötter appellierte an den Berliner Senat, die landeseigenen Klinikbetreiber zu Tarifkompromissen zu bewegen.
Nach Angaben der Vivantes-Geschäftsführung hat der Streik erhebliche Auswirkungen auf die Patientenversorgung. „Allein in den vergangenen Tagen mussten mehr als 700 Betten gesperrt werden“, heißt es in einer Mitteilung von Montag. „Je nach Klinikstandort konnten nur 25 bis 50 Prozent aller Operationen stattfinden, zahlreiche Eingriffe, darunter auch Tumoroperationen mussten verschoben werden.“
Verdi kündigte trotzdem an, die Zahl der gesperrten Betten bei Charité und Vivantes am Dienstag auf 1200 zu erhöhen, sagte Gewerkschaftssekretär Kristof Becker der Deutschen Presse-Agentur. Am Nachmittag ist nach Gewerkschaftsangaben zudem ein Demonstrationszug vom Bettenhaus der Charité zum Roten Rathaus geplant. In den Kliniken gibt es insgesamt rund 8300 Betten.
Klinikum Spandau schickt Patienten weiter
Johannes Danckert, kommissarischer Vorsitzender der Geschäftsführung, sagte, Vivantes sei über das Ausmaß und die absehbaren Folgen des Streiks sehr besorgt. „Unsere Standorte mussten sich bereits mehrfach von der Versorgung abmelden und die Feuerwehr bitten, einige unserer Rettungsstellen vorübergehend nicht mehr anzufahren.“
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Nach Angaben des Ärztlichen Direktors im Klinikum Spandau, Jörg Müller, hat es auch dort erhebliche Einschränkungen gegeben. „Wir mussten die Rettungsdienste in Spandau bitten, neurologische Akutpatienten mit lebensbedrohlichen Krankheitsbildern möglichst in andere Kliniken zu transportieren.“ Auch die Versorgung von Schlaganfall-Patienten sei nur eingeschränkt möglich.
Vivantes-Personalchefin: Umfangreiche Verbesserungen angeboten
Die Geschäftsführerin Personalmanagement bei Vivantes, Dorothea Schmidt, kritisierte den Streik ebenfalls: „Wir stehen für Verhandlungen zur Verfügung und appellieren an Verdi, die Streiks auszusetzen und ebenfalls an den Verhandlungstisch zurückzukehren, teilte sie am Montag mit.
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Vivantes habe umfangreiche Verbesserungen angeboten, darunter eine Perspektive, wie eine stufenweise Angleichung an den Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes möglich wäre sowie unter anderem eine 39-Stunden-Woche und 30 Tage Urlaub für Mitarbeitende in den Tochterfirmen. „Wir bedauern daher sehr, dass Verdi nicht einmal zu Gesprächen über dieses umfassende Angebot bereit war.“
Am Donnerstag waren Pflegerinnen und Pfleger in den landeseigenen Kliniken von Vivantes und Charité in den unbefristeten Streik getreten. Sie setzen sich bei beiden Einrichtungen für einen Entlastungstarifvertrag ein. Bei den Vivantes-Töchtern geht es ebenfalls um bessere Arbeitsbedingungen sowie ums Geld.
Täglich wird mit rund 2000 Streik-Teilnehmern gerechnet. Verdi sichert zu, dass Notfälle und die Patienten, die zur stationären Behandlung im Krankenhaus sind, versorgt werden. (dpa)