Mord an Pferdewirtin in Berlin-Lübars: Vier Angeklagte zu lebenslanger Haft verurteilt
Zweieinhalb Jahre nach dem Tod einer Berliner Pferdewirtin hat das Landgericht heute das Urteil verkündet. Vier der fünf Angeklagten wurden zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft ging von einem Mordkomplott aus, dem entsprach das Urteil in den wesentlichen Punkten.
Kein Stuhl blieb leer, kein Gesicht ohne Anspannung. Zweieinhalb Jahre nach dem Mord an der 21-jährigen Pferdewirtin Christin R. ergingen am Donnerstag hohe Strafen. Vier der fünf Angeklagten erhielten lebenslange Haft, eine geständige 29-Jährige muss wegen Mordes 14 Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. „Mit ungehemmter Geldgier und kaum zu übertreffender Gefühlskälte wurde ein Menschenleben vernichtet“, stand für das Gericht fest. Ihr Freund und dessen Mutter seien die Drahtzieher. Es ging um Millionen aus Versicherungen. Mit dem Geld hätten sich Robin H. und Cornelia H. den Traum vom Pferdehof erfüllen wollen.
Es gab Indizien und eine geständige Angeklagte. Darauf fußte die Anklage. Für das Gericht war es eine schlüssige Kette. „Es war ein Mordkomplott“, sagte Richter Ralph Ehestädt. Heimtückisch, aus Habgier. Eine Tat, die „sittlich auf niedrigster Stufe“ steht. Ein perfider Plan, geschmiedet von Robin H., 26, und der 57-jährigen Anlageberaterin Cornelia H., seiner Mutter. Für beide wurde auch die besondere Schwere der Schuld festgestellt. „Weil eine mögliche Entlassung nach 15 Jahren der Ungeheuerlichkeit ihrer Schuld nicht gerecht werden würde.“
„Sie beschlossen Ende Oktober 2011, das Leben von Christin R. hoch zu versichern und sie dann zu töten.“ Eine Police unterschrieb Christin R. in dem Glauben, es gehe um eine Kreditabsicherung. Weitere wurden hinter ihrem Rücken abgeschlossen.
Christin R. liebte Robin H., den Springreiter. Dass er hemmungslos log, ahnte sie nicht. „Er kann taktisch manipulativ mit anderen umgehen“, hieß es im Urteil. Mutter und Sohn pachteten einen Reiterhof bei Friesack. Christin R. dachte, sie und Robin H. würden sich dort eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Sie ahnte nicht, dass sie zur Zielscheibe wurde.
Den ersten Mordversuch gab es 2012
Die Mutter legte zuerst Hand an: Ostern 2012 rammte sie der Schwiegertochter in spe ein Messer in den Rücken. Christin R. konnte sich verletzt wehren. Die Mutter erklärte, sie habe einen Blackout gehabt. Sie wurde juristisch nicht weiter behelligt.
Die Pferdewirtin zog zurück zu ihren Eltern
Die Pferdewirtin zog zurück zu ihren Eltern nach Lübars, der Kontakt zu Robin H. aber brach nicht ab. Der Springreiter und seine Mutter hielten an ihrem Mordplan fest. Komplizen kamen ins Spiel. Zunächst Tanja L., eine Verkäuferin und Hobby-Reiterin aus Nordrhein-Westfalen. Sie verliebte sich im Frühjahr 2012 in den Springreiter. „Sie ist von Robin H. manipuliert und als Werkzeug benutzt worden“, urteilte das Landgericht.
Im Juni 2012 drückte er ihr eine „Pulle mit Tropfen“ in die Hand, sagte die 29-jährige Tanja L. in ihrem Geständnis. Sie sollte Christin R. vergiften. Sie kippte der Frau heimlich Kaliumchlorid in den Sekt, bei einem Treffen unter dem Vorwand, es ginge um einen Pferdekauf. Das Gift wirkte nicht. Indizien gegen Mutter und Sohn waren aus Sicht der Richter deren Recherchen nach Giften im Internet. Seitenweise habe Cornelia H. entsprechendes Material gespeichert. Dann habe ihr Sohn aber Tanja L. mit der Suche nach einem Killer beauftragt.
Die Verkäuferin fragte ihren Bruder Sven L., 25, der seinen Kumpel, den Pizzaboten Steven McA., 24, anheuerte. Für 500 Euro Lohn. „Da hat sich eine Gruppe von bis dahin ziemlich unauffälligen Menschen zusammengefunden“, sagte der Richter. Es sei bedrückend: „Sie handelten mit absolutem Tötungswillen.“ Im Fall von Sven L. und Steven McA. geschah das für ein paar hundert Euro.
Auf einem Parkplatz wurde die junge Frau hinterrücks erdrosselt
Christin R. wurde in der Nacht zum 21. Juni 2012 zu einem Parkplatz in Lübars gelockt und hinterrücks erdrosselt. Der Lockvogel war die vermeintliche Pferdeverkäuferin. Steven McA. habe das Opfer mit einem Seil erdrosselt, befand das Gericht. Der Pizzabote hatte dies bestritten und Robin H. der Tat bezichtigt. Über den Springreiter hieß es im Urteil, er sei „Redner, Intrigant, aber keiner, der selbst Hand anlegt“. Er und seine Mutter wollten die Schuld auf Tanja L. schieben. Als Täterin aus großer Eifersucht.
Die Eltern und die Brüder von Christin R. verließen den Saal untergehakt. Die Familie wollte das Urteil nicht kommentieren. Sie hatten keinen der 64 Prozesstage versäumt. „Sie haben mit ihrer Anwesenheit ihrer Tochter ein Gesicht verliehen – bis hin zur eigenen Schmerzgrenze“, sagte der Richter. Das Urteil könne vielleicht helfen, das Geschehen zu verarbeiten, sagte ein Anwalt der Familie. „Aber das Kind kommt nicht zurück, man kann es niemals verkraften.“ Und die juristische Aufarbeitung ist noch nicht beendet: Die Verteidiger der vier zu lebenslanger Haft Verurteilten kündigten Revision an.
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