Sitzung des Kulturausschusses: Viele Antworten zum Humboldtforum bleiben im Ungefähren
Nach dem Richtfest wird weiter über das Humboldtforum diskutiert – auch im Parlament.
Mit ihrer Begeisterung über Eindrücke vom Richtfest und von der vorangegangenen Rohbau-Führung durch Manfred Rettig, den Sprecher der Stiftung Berliner Schloss – Humboldt-Forum, halten bei der Sitzung des Kulturausschusses im Roten Rathaus einige Abgeordnete nicht hinterm Berg. Die Linke drückt „Respekt“ aus dafür, dass man bei einem derartigen Gebäude bislang im Zeit- und Kostenrahmen geblieben sei. Der folgende Fragen-Rundumschlag aus allen Parteien zeigt jedoch, wie vielfältig die Erwartungen, wie unübersehbar Strukturen und Entscheidungsprozesse dieses Mega-Vorhabens erscheinen. Einige Auszüge:
- In welchem Etat sind 55 Millionen jährliche Betriebskosten, von denen jüngst gesprochen wurde, untergebracht? (Linke)
- Wie sieht das Organigramm der Nutzerinnen des Komplexes aus, von den Ethnologischen Sammlungen über die Humboldt-Uni bis zur Berlin-Darstellung auf 4000 Quadratmetern, ist dabei das Stadtmuseum einbezogen, wurde die Kulturprojekte GmbH dafür schon offiziell beauftragt, wer hat die Deutungshoheit zur Kolonialgeschichte? (Grüne)
- Wie wird mit den Gegnern des Humboldt-Forums konzeptionell umgegangen, plant Kulturprojekte was Schönes für den nachts geöffneten Schlüterhof? (Piraten)
- Die Befürchtung, dass die Hohenzollern wieder einziehen, sei vom Tisch, aber wie ist das Verhältnis der Weltkulturenschau zum Haus der Kulturen der Welt? (SPD)
- Wer ist für die Hülle, das Schloss, zuständig? (CDU)
Viele Antworten bleiben im Ungefähren. Kultursenator Michael Müller (SPD) schweigt zunächst. Viola König, Direktorin der Ethnologischen Sammlung, Bettina Probst von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Moritz van Dülmen (Kulturprojekte) und Manfred Rettig geben Statements ab, über tausende, zehntausende von Quadratmetern Nutzfläche: Für das Außen ist Berlin zuständig; bis Ende 2019 werde man sich einrichten.
Facetten der Großstadt
Ja, ein Weltsprachenlabor sei mit Zusatzkosten in den ehemals für die Landesbibliothek vorgesehenen Medienkammern realisierbar. Für die drei Gründungsintendaten McGregor, Parzinger und Bredekamp werde es einen „international aufgestellten“ Beirat geben, verzahnt mit Berlin. Dahlemer Umzugskosten kämen zum bisherigen Gesamtvolumen von 590 Millionen noch hinzu.
„Facetten der Großstadt“ sollten, was die Berlin-Präsentation betrifft, in den Kontext Weltgeschichte gestellt werden, sicher auch gemeinsam mit dem Stadtmuseum, der Mauergedenkstätte, der Topographie des Terrors. „Wenn der Gründungspatron Humboldt als größter Grabräuber aller Zeiten dargestellt wird, hat man ein Problem mit Kommunikation“, sagt Viola König. „Tun so etwas nur die Europäer?“ Bettina Probst sagt: „Wir würden diese Diskussion über Kolonialismus gar nicht führen, wenn die Sammlung nicht in das Schloss einziehen würde.“
Keine Erhöhung für Haushalt vorgesehen
Das Schlusswort kriegt dann doch der Regierende. Wer nach Betriebskosten des Hauses frage: Für den nächsten Doppelhaushalt sei keine Erhöhung vorgesehen, aber in der Finanzplanung für 2018/19 könne man das einbringen. Ein offizieller Senatsbeschluss zu seiner Idee der Berliner Präsentation folge am 23. Juni. „Wir haben einen Anspruch darauf, 4000 Quadratmeter zu bespielen“, sagt Müller.
Er registriere „Dankbarkeit“ dafür, dass Berlin bereit sei, das neue Konzept in Abstimmung mit den Gründungsintendanten zu entwickeln. „Es liegt auch an den Partnern, dass wir im Moment noch nicht weiter sein können.“
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