Blinder Fleck auf dem Bebelplatz: Verschmutztes Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung
Das Mahnmal zum Gedenken an die Bücherverbrennung in Mitte ist kaum mehr zu erkennen. Schmieriger Dreck befindet sich mitten auf der Glasplatte.
Auf der blinden Glasplatte prangt ein schmieriger Fleck, dahinter eine vollgekritzelte Baustellenwand. So sieht das Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung auf dem Bebelplatz in Mitte aus. Auch zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nazis am 10. Mai 1933 und 18 Jahre nach Einweihung des Mahnmals ist von der Idee nicht viel übrig: Der sich unter der Glasplatte befindende Raum mit den leeren weißen Regalen ist kaum mehr zu erahnen.
Die konzeptionelle Grundidee des ebenerdig in den Platz gebetteten Denkmals ist, sich auf der durchsichtigen Glasscheibe stehend inmitten eines bücherlosen Bibliotheksraumes zu denken. „Die leere Bibliothek ist ein gutes Sinnbild dafür, wie das Leben ohne Bücher und ohne verschiedene Meinungen wäre“, sagt Alex Carrion, der gerade seinen beiden spanischen Freunden die Inschrift der Bronzeplatten übersetzt. „Nur schade, dass man davon nichts sieht.“ Derselben Ansicht ist Dirk Schwarz, der hier jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit vorbeikommt: „Der Sinn des Denkmals geht völlig verloren. Man müsste die Platte erneuern, aber dafür hat die Stadt sicher kein Geld.“ Vonseiten der Kulturverwaltung heißt es nur, man hoffe, dass die Schäden rechtzeitig bis Freitag beseitigt werden.
Täglich strömen an dem Denkmal zwischen Hotel de Rome, juristischer Fakultät der Humboldt-Universität und Staatsopern-Baustelle hunderte Menschen vorbei. Innerhalb von fünf Minuten beugt sich schon die dritte Touristengruppe über die viereckige Platte, Füßescharren auf dem Glas, das Interesse erlischt schnell, es ist ja nichts zu sehen. Ein unwürdiger Gedenkort an den Tag, an dem an dieser Stelle und in 21 anderen deutschen Universitätsstädten die Werke verfemter Autoren verbrannt wurden.
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