Mit der S 25 nach Stahnsdorf: Verlängerung der S-Bahn von Berlin ins boomende Umland gefordert
Immer mehr Menschen wohnen im Umland. Und wie kommen die alle zur Arbeit? Zum Beispiel mit der S-Bahn. Bund und Bahn plädieren nun dafür, auch Stahnsdorf ans S-Bahn-Netz anzuschließen. Brandenburg sagt: Schöne Idee – aber wer zahlt’s?
Der Bund und die Bahn haben grünes Licht für den Ausbau der S-Bahn-Gleise von Teltow nach Stahnsdorf signalisiert. Das sagte Katherina Reiche (CDU), Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesverkehrsministerium. Noch aber blockiere das Land Brandenburg die in der Region Teltow schon seit Jahren geforderte Verlängerung der bestehenden S-Bahn-Linie 25 vom Bahnhof in Teltow bis zum Stahnsdorfer Gewerbepark Greenpark, erklärte Reiche. Die Linie S 25 kommt aus Hennigsdorf, verläuft am Potsdamer Platz entlang und endet seit 2005 in Teltow-Stadt.
„Die brandenburgische Landesregierung hat bislang jede Unterstützung vermissen lassen“, sagte Reiche. Sie halte die Verlängerung der Schienen nach Stahnsdorf für wichtig. Die erst im Dezember in das Verkehrsministerium gewechselte Staatssekretärin habe auf Bundesebene und auch mit der Bahn bereits Gespräche über den möglichen Ausbau der Strecke nach Stahnsdorf geführt. „Leider signalisiert die brandenburgische Landesregierung seit 23 Jahren, dass sie nicht will“, sagte Reiche. Hintergrund dafür seien womöglich die Forderungen aus anderen Umlandkommunen, ebenfalls an das Berliner S-Bahn-Netz angeschlossen zu werden. Dabei geht es um Orte wie Velten, Rangsdorf oder Falkensee. Erhält einer den Vorzug, wollen alle. Doch das sei dem Land zu teuer.
Der Sprecher des brandenburgischen Verkehrsministeriums, Lothar Wiegand, sagte: „Aber auch wir haben nichts gegen eine Verlängerung nach Stahnsdorf, sie muss nur bezahlt werden. Wir würden uns freuen, wenn Frau Reiche auch eine tatsächliche Finanzierungszusage der Bahn liefern würde.“
Das Land werde den Ausbau der Schienen von Teltow nach Stahnsdorf nicht bezahlen. Das sei Sache der Bahn. Das Land müsste den Betrieb finanzieren. „Die Mittel, die wir für Schienenverkehr zur Verfügung haben, sind derzeit voll ausgeschöpft“, sagte Wiegand. Soll also tatsächlich eines Tages eine S-Bahn nach Stahnsdorf rollen, müsste das Land an anderer Stelle kürzen. „Wir bräuchten dafür mehr Bundesmittel“, sagte Wiegand.
Der Ausbau der Friedhofsbahn ist nicht realistisch
Reiches Vorstoß hat zumindest neue Bewegung in eine fast schon festgefahrene Debatte gebracht: Noch im Sommer hatte Brandenburgs Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) sämtlichen Bau- und Ausbauplänen für eine S-Bahn nach Stahnsdorf eine Absage erteilt. Der Ausbau sei nicht finanzierbar, der Betrieb unrentabel. Das gelte nicht nur für die Verlängerung nach Stahnsdorf, sondern auch für die zwei Alternativen: die frühere Friedhofsbahn von Stahnsdorf nach Wannsee und die einstige Stammbahn von Zehlendorf über Düppel bis zum Kleinmachnower Europarc.
Um den möglichen Ausbau nach Stahnsdorf zu beschleunigen, forderte Staatssekretärin Reiche die Lokalpolitiker auf, sich von der Vielzahl der geforderten Strecken vorläufig zu verabschieden. Um den Druck und die Durchschlagskraft der Argumente für einen S-Bahn-Ausbau zu erhöhen, müssten sich die Kommunen auf eine der drei Ausbau-Varianten beschränken. „Was wir erreichen wollen, ist die Verlängerung der S-Bahn-Gleise von Teltow nach Stahnsdorf“, sagte Reiche. Den Ausbau der Friedhofs- und auch der Stammbahn halte sie nicht für realistisch.
Da der Gewerbepark nicht ausgelastet ist, fordern Politiker den Bau von Wohnungen. Die müssten aber erreicht werden – mit der S-Bahn?
Tobias Reichelt