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Umbau: Mit den Parklets in der Schönhauser Allee wird Radfahrern mehr Platz eingeräumt.
© DAVIDS/Sven Darmer

Berlin-Pankow: "Verkehrsgefährdung": Parklet in der Schönhauser Allee zu breit

Das erste Parklet in der Schönhauser Allee muss umgebaut werden - es ragt in den Radweg. Auch in Kreuzberg und Schöneberg gibt es Ärger.

Es wird eng vor den Schönhauser Allee Arcaden. Vierspurig ist die Straße hier und wird auch von der Straßenbahn genutzt. Über die Hochbahn donnert die U2 und am Gehwegrand drängeln sich Radfahrer auf dem dünnen Radweg mit Fußgängern, die das Einkaufszentrum besuchen wollen. Seit Jahren geht es hektisch zu auf der wichtigen Ausfallstraße in Prenzlauer Berg. Es ist laut, die Luft ist schlecht. Und trotzdem sollen hier in Zukunft noch extra Fahrradparkplätze entstehen – mitten auf der Straße.

Schönhauser Allee: Eröffnung kurzfristig verschoben

Am Mittwoch stehen die ersten Fahrradbügel in so genannten Parklets bereits. Geschützt werden die neuen Fahrradabstellplätze, die auf die Straße hinausragen, von einer Holzvertäfelung. Nur genutzt werden können sie noch nicht, denn eine Absperrung verhindert den Zugang. Eigentlich soll hier am Donnerstag das erste von vier Parklets eröffnet werden, doch am späten Mittwochnachmittag erfolgt die Absage via Mail. „Organisatorische Gründe“, heißt es aus der Senatsverkehrsverwaltung, die das Parklet-Projekt ins Leben gerufen hat und die Umsetzung verantwortet.

Denn beim Probeaufbau am Mittwoch stellte sich heraus: Das Parklet ist zu breit, es ragt in den Radweg hinein. Eine „Verkehrsgefährdung“ laut Pankows Baustadtrat Vollrad Kuhn (B'90/Grüne). Ein neuer Anlauf soll in zwei Wochen unternommen werden, bis dahin soll das Parklet um 50 Zentimeter gekürzt werden.

Hier Parklets in der Bergmannstraße, wo Flaneure drin sitzen können.
Hier Parklets in der Bergmannstraße, wo Flaneure drin sitzen können.
© Kitty Kleist-Heinrich

Bereits seit drei Jahren wird um die Parklets im Bezirk gerungen. Ursprünglich waren die Parklets als Experiment gedacht, bei dem die Schönhauser Allee zwischen Stargarder Straße und Wichertstraße Stück für Stück Fußgängern und Radfahrern überlassen werden sollte, bis die östliche Fahrbahn gänzlich autofrei sein sollte. Die Pläne sind längst verworfen. Nur noch vier dieser 10 mal 2,50 Meter großen Holzterrassen sollen entlang der Straße auf bisherigen Autoparkplätzen errichtet werden. Sie sollen in der einjährigen Testphase als "dringend benötigte" Fahrradparkplätze fungieren - etwa zehn Fahrräder dürften dabei auf ein Parklet passen. Wie es danach weitergeht, ist laut Kuhn unklar, das müsse die Senatsverwaltung entscheiden. Möglich sei aber eine Umwidmung für Fußgänger, die hier auf Bänken sitzen sollen.

Auch in Kreuzberg wird im Oktober 2018 so ein neues Parklet zusammengeschraubt.
Auch in Kreuzberg wird im Oktober 2018 so ein neues Parklet zusammengeschraubt.
© Tsp

Auf der Bergmannstraße wünscht man sich generelle Verkehrsberuhigung

Allerdings zeigt sich in Kreuzberg, dass das nicht konfliktfrei abläuft. Seit 2015 stehen mehrere in der Schöneberger Maaßenstraße, seit diesem Jahr auch zwei in der Kreuzberger Bergmannstraße. In beiden Straßen sollen sie für eine Verkehrsberuhigung sorgen und eine Begegnungszone schaffen. Doch bei den Bürgern kommen die Bänke auf der Straße nicht immer gut an. In Kreuzberg gab es Beschwerden von Anwohnern über nächtlichen Lärm durch feiernde Gruppen in den Parklets. Bei einer Umfrage der Verkehrsverwaltung gaben zudem 47 Prozent der 646 befragten Personen an, dass ihnen die Parklets der Bergmannstraße nicht gefielen. Zumeist wünschen sie sich mehr Grün, mehr Sauberkeit und eine generelle Verkehrsberuhigung. Am Mittwoch reagierte der Bezirk und ließ ein neues Parklet-Modul errichten. Die Testphase ist noch nicht abgeschlossen.

Pankow will zumindest die Vermüllung dadurch verhindern, dass man für die Parklets Patenschaften mit den angrenzenden Gewerbetreibenden abschließt.

Unabhängig davon soll es am S- und U-Bahnhof Schönhauser Allee demnächst mehr Radabstellplätze geben. Die Senatsverkehrsverwaltung plant laut dem Pankower Verkehrsausschutzvorsitzenden Wolfram Kempe (Linke) dort ein „mehrstöckiges Fahrradabstellgebäude“ ähnlich dem Bahnhof Pankow. Hauptsache, es passt auch.

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