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775 Jahre Berlin: Vereint: Die Königliche Haupt- und Residenzstadt

Der Berliner Stadtplan von 1737 hat eine unter Stadthistorikern berühmte Vorlage: den Dusableau-Plan von 1723.

Endlich Farbe! Heute ein unverzichtbares Gestaltungsmittel der Kartographen, um das sich die ersten Zeichner von Stadtplänen wenig gekümmert haben. Der Schöpfer des abgebildeten Planes von 1737 dagegen schon, und auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätten die unterschiedlichen Farbtöne auch etwas zu bedeuten und symbolisierten etwa die verschiedenen Phasen der Stadterweiterung. Irrtum, die Farbe hat hier weitgehend dekorative Funktion. So sind Friedrichswerder und Dorotheenstadt im selben Pink-Ton gehalten, obwohl sie doch nacheinander entstanden waren.

Die Karte, die „Die Königl. Preus. u. Churf. Brandenburg. Residenz-Stadt Berlin“ zeigt, stammt von dem Kartographen Johann Friedrich Walther und erschien beim Nürnberger Verlag Homann Erben. Allerdings geht sie auf einen älteren Plan zurück, der aktualisiert und verbessert wurde. Es handelt sich um den unter Berliner Stadthistorikern berühmten Dusableau-Plan von 1723, der mehreren Zeichnern als Vorlage diente. Er trägt den Namen von Abraham Guibert Dusableau, Oberstleutnant und „Feldmesser“, wie sein Beruf damals hieß, der offenbar in den ersten Regierungsjahren des seit 1713 herrschenden Soldatenkönigs den Auftrag zur Zeichnung des Stadtplans erhielt. Seine Arbeit gilt als der erste reine Grundriss Berlins, er wurde aber erst kurz nach seinem Tod durch den Verleger Georg Paul Busch in Kupfer gestochen und publiziert, die Originalzeichnung ist nicht überliefert. Auch auf dem Dusableau-Plan taucht die Mohrenstraße bereits auf, immerhin trug sie also schon 1723 diesen Namen.

Jener Stadtplan ist für Historiker so interessant, weil er die Stadt ziemlich genau zu der Zeit zeigt, als Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt mit Wirkung vom 1. Januar 1710 endlich zur Königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin zusammengefasst wurden. Eine einheitliche Gemeinde mit 4100 Häusern und 56 000 Bewohnern war entstanden, davon gehörten rund 5000 Mann der Berliner Garnison an. 13 Kirchen, ein Kloster und und vier Spitäler mit Kapellen gab es in der Stadt.

Auf dem vorliegenden Plan von Walther – wie der zugrunde liegende Dusableau-Plan nicht wie heute üblich nach Norden, sondern nach Süden ausgerichtet – ist dieser Zustand bereits wieder Vergangenheit. Die Friedrichstadt ist inzwischen nach Süden erweitert worden und zeigt bereits den noch heute den Stadtgrundriss prägenden Dreiklang von „Rondel“, „Acht-Eck“ und „Quarré“, woraus Mehringplatz, Leipziger Platz und Pariser Platz wurden. Leicht zu identifizieren sind der heutige Boulevard Unter den Linden und die Straße des 17. Juni, die damals noch die „Allee nach Charlottenburg“ war. Auch verzeichnet der Plan noch die barocke Festungsanlage, deren Abbruch kurz zuvor schon begonnen hatte. Ersetzt wurde sie durch die das Stadtgebiet umschließende, ebenfalls gut erkennbare Akzise- oder Zollmauer, die aber nur noch den Schmuggel verhindern und die Soldaten davon abhalten sollte, zu desertieren.

Einen Eindruck, wie die Stadt damals wohl ausgesehen hat, vermittelt ein „Prospect“, der dem Grundriss unten angefügt wurde. Gezeigt wird Berlin von Nordwesten aus, gleich links an der Flussbiegung liegt die Weidendammer Brücke, damals noch eine Holzkonstruktion. Aus der Silhouette der Stadt ragen besonders die Marien- und die Nikolaikirche hervor, letztere noch nur mit einer Turmspitze.

Am rechten Rand markieren die am jenseitigen Flussufer liegenden Kähne etwa den Ort, an dem 1681 eine Werft zum Bau hochseetüchtiger Segler angelegt worden war. Die Schiffsrümpfe wurden über die Flüsse zur Küste transportiert und erst dort aufgetakelt.

Andreas Conrad

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