S-Bahn Berlin - Weiterbau S21: Verbindung zwischen Nordring und Hauptbahnhof in Gefahr
BER, ICC - Berlin kann keine Großprojekte? Jetzt hakt es beim Weiterbau der S-Bahn-Verbindung S 21 vom Nordring zum Hauptbahnhof. Es gibt nicht genügend Fahrzeuge. Und das ist bei weitem nicht der einzige Grund.
Es wird nichts mit den Großprojekten in Berlin. Jetzt stottert auch der Weiterbau der S-Bahn-Verbindung S 21 vom Nordring zum Hauptbahnhof. Mängel an den „Vorratsbauten“, die beim hastig hochgezogenen Hauptbahnhof miterrichtet worden waren, halten, wie berichtet, die Arbeiten auf. Und inzwischen hat die Bahn auch bemerkt, dass es für den geplanten Betrieb zu wenige Fahrzeuge geben würde. Nun denkt sie darüber nach, lediglich Züge zwischen den Stationen Hauptbahnhof und Gesundbrunnen hin und her fahren zu lassen. Der Fahrgastverband Igeb warnt bereits, nach der U 55, die seit 2009 zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor pendelt, eine weitere „Spielzeugbahn“ zu schaffen.
Die Decke muss vergrößert werden
Ursprünglich sollte die S 21 bereits mit dem Hauptbahnhof 2006 in Betrieb gehen, war dann aber vorher zurückgestellt worden. Beim Bau des Hauptbahnhofs wurden aber bereits Bauten der S 21 miterrichtet, die es ermöglichen sollten, später auf Eingriffe am Hauptbahnhof zu verzichten. Die S 21 fährt dort im Tunnel. Jetzt hat man aber festgestellt, dass die bereits betonierte Decke für die Station der S 21 unter der Humboldthafenbrücke nicht ausreichend dimensioniert worden ist. Sie muss vergrößert werden.
Zu Details äußert sich die Bahn nicht. Sie teilte auf Anfrage lediglich mit, „dass die vorbereiteten Bauwerke für die geplante S 21 zum Teil nicht den Vorgaben entsprechen. Die zwischenzeitlich im Umfeld des Hauptbahnhofs entstandenen neuen Gebäude haben darüber hinaus Auswirkungen auf das Kräftegleichgewicht der Baugruben. Grundsätzlich muss auch der instabile Berliner Baugrund berücksichtigt werden“. Wie dieser beschaffen ist, war allerdings auch schon vorher bekannt.
Die Fahrzeuge müssten umgebaut werden
Ein weiteres Problem ist, dass die kurze neue Strecke moderne Signaltechnik erhalten wird, die nach und nach im gesamten Netz der S-Bahn installiert wird. Dafür müssen aber die Fahrzeuge umgebaut werden. Für die benötigte Zahl der Züge beim bisherigen Betriebsprogramm reiche die Umbaukapazität in den Werkstätten aber nicht aus, heißt es bei der Bahn.
Jetzt sehen ihre Pläne vor, nur Kurzzüge mit lediglich vier Wagen zwischen Gesundbrunnen und Hauptbahnhof pendeln zu lassen – parallel zu den ohnehin dort fahrenden Regionalbahnen. Das Ziel, viele Fahrgäste umsteigefrei zum Hauptbahnhof zu bringen, würde damit nicht erreicht. Vorgesehen waren Linien von Königs Wusterhausen und Waidmannslust zum Hauptbahnhof. Eventuell könnten auch die Pendelzüge bis Waidmannslust fahren, hofft die Bahn.
Halten würden die Züge im Hauptbahnhof dann nicht im vorgesehenen Bahnhof neben der U-Bahn-Station, sondern mehrere hundert Meter vorher in einer provisorischen Anlage unter der Invalidenstraße. Der Weg zu den Fern- und Regionalbahngleisen im Bahnhof würde dann erheblich länger. Mit dem Senat gebe es Gespräche, um eine Lösung zu finden, sagte die Sprecherin der Senatsverkehrsverwaltung, Daniela Augenstein.
Der Fahrgastverband befürchtet, dass diese Variante bis zu 20 Millionen Euro kosten könnte. Etwa so viel, wie der Bau von Bahnsteigen für einen Bahnhof an der Perleberger Brücke an der Verbindung Richtung Wedding kosten würde. Der Bau ist wegen der Kosten derzeit nicht geplant. Die Igeb fordert deshalb, auf die „Spielzeugbahn“ zu verzichten und das dann dort gesparte Geld in den Bau des Bahnhofs Perleberger Brücke zu stecken. Auch wenn dafür die S 21 nicht 2017/18, sondern erst 2019/2020 in Betrieb gehen würde.