Hatice Akyün: Vater ist der Beste
Sie machte nicht, was die Eltern wollten: Kolumnistin Hatice Akyün wurde Journalistin statt Justizangestellte.
W arum die klugen Schlussworte in Hatice Akyüns Kolumnen fast nie von ihrer Mutter kommen, hat einen einfachen Grund: Sie hat es nicht nötig. Stattdessen ist Akyüns Elternhaus gewissermaßen hochpolitisch: Ihr Vater ist der Bundespräsident, ihre Mutter aber die Kanzlerin. Und eine Kanzlerin braucht nicht viele Worte. „Meine Mutter hat die Hosen an, obwohl sie noch nie in ihrem Leben welche getragen hat und mein Vater gibt keine Widerworte, weil sonst wochenlang die Küche kalt bleibt“, liest Akyün aus einer ihrer Kolumnen, Lachen im Publikum. Moderiert von Tagesspiegel-Herausgeber Gerd Appenzeller berichtet Akyün über die Bastelleidenschaft ihres Vaters, seine Begeisterung für doppelverglaste Fenster und die Bemühungen, seine Tochter mit einem Ingenieur zu verkuppeln. Alles vergeblich. Überhaupt scheint Akyün ihren Eltern eine Menge Kummer bereitet zu haben. Immerhin hängte sie eine Karriere als Justizangestellte an den Nagel, um stattdessen Journalistin zu werden. „Wärste doch im Gericht geblieben“, sagt ihr Vater bis heute. Wieder vergeblich. Akyüns Branchenwechsel scheint keine schlechte Entscheidung gewesen zu sein, wie ein Blick in den proppenvollen Saal zeigt. Kurzerhand macht Akyün ein Foto von den Zuschauermassen – Beweismaterial für den Vater. Tiemo Rink
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