Berlin - Usedom: Usedom-Express wird gestrichen
Der Usedom-Express fährt zukünftig nicht mehr zwischen der Ostsee-Insel und Berlin – er brachte nicht genug Geld ein. Viel schneller als andere Bahnverbindungen war er sowieso nicht.
Es klappt nicht im Großen und auch nicht im Kleinen. Umsteigefrei in etwa zweieinhalb Stunden – und damit schneller als mit dem Auto – von Berlin nach Usedom zu fahren, bleibt für Bahnfahrer ein noch unerfüllter Traum. Der Wiederaufbau der seit dem Kriegsende unterbrochenen Verbindung über Swinemünde nach Ahlbeck und Heringsdorf auf der Urlauberinsel steht weiter nur auf der Wunschliste. Und nun hat die Bahn auch noch ihre Direktverbindung von Berlin über Züssow und Wolgast gen Usedom eingestellt. Der „Usedom-Express“ ist damit Geschichte. Was bleibt, sind noch Fahrten freitags und sonnabends mit einem Intercity von Köln über Berlin nach Heringsdorf sowie die Verbindungen mit Umsteigen in die Züge der Usedomer Bäderbahn (UBB) in Züssow. Die Fahrt dauert mehr als vier Stunden. Viel schneller war der „Usedom-Express“ allerdings auch nicht.
Nach Angaben eines Bahnsprechers reichte die Zahl der Fahrgäste im Direktzug, der in den vergangenen Jahren in den Sommermonaten freitags und sonntags an die Ostsee fuhr, nicht für einen wirtschaftlichen Betrieb aus. Für den „Usedom-Express“ hatte es, anders als für den Regionalverkehr, keine Zuschüsse durch die Bundesländer Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gegeben. Und es gab auch keinen Fernzug-Komfort: Die Bahn setzte auch im Express die für den Regionalverkehr gebauten Dieseltriebwagen ein.
100 Millionen Euro für eine schnellere Verbindung über Karnin
Die von Dampflokomotiven gezogenen Schnellzüge schafften die Strecke einst in knapp drei Stunden. Sie überquerten den Peenestrom zwischen Festland und Insel auf einem spektakulären Bauwerk: der Hubbrücke bei Karnin, gebaut in den 1930er Jahren. Kam ein Schiff, ging die Brücke fast 30 Meter in die Höhe. Kurz vor Kriegsende sprengte die Wehrmacht die Vorbrücken, nur das Hubteil ragt noch funktionslos aus dem Wasser.
Nach dem Zerstören der Brücke war die Eisenbahn auf der Insel isoliert; es gab nur eine Fährverbindung bei Wolgast. Fahrgäste mussten den Weg zwischen Festland und Insel zu Fuß über eine Brücke zurücklegen. Erst seit dem Bau einer neuen kombinierten Straßen- und Bahnbrücke gibt es seit 2000 wieder einen durchgehenden Bahnverkehr zwischen Festland und Insel. Der Umweg über Wolgast ist allerdings von Berlin aus rund 40 Kilometer länger. Für Autofahrer gibt es dagegen fast parallel zur alten Bahnstrecke eine Brücke für den kurzen Weg in die Kaiserbäder an der Ostsee.
Mecklenburg-Vorpommern hat den Wiederaufbau der schnellen Verbindung über Karnin zwar für den neuen Bundesverkehrswegeplan angemeldet, doch ob er umgesetzt wird, ist fraglich. Nach aktuellen Berechnungen sollen die Arbeiten rund 100 Millionen Euro kosten.
Das Ostseeticket wird im April teurer
Besser meint es die Bahn noch mit Warnemünde. Der „Warnemünde-Express“ bleibt im Programm und fährt sonnabends und sonntags vom Berliner Hauptbahnhof in den Badeort und zurück. Und zum Hauptbahnhof in Rostock schickt sie sogar einen ICE von Berlin aus, der nach dem Ausbau der Strecke rund eine halbe Stunde schneller sein Ziel erreicht und nur noch gut zwei Stunden braucht. Während es nach Wismar, Rostock und Stralsund umsteigefreie Angebote im Regionalverkehr gibt, ist auch Rügen, bis auf wenige Ausnahmen mit EC- und IC-Zügen, wie Usedom nicht direkt von Berlin aus zu erreichen. Aber sonnabends und sonntags fährt der „Ostsee-Express“ ab 18. April wenigstens bis Stralsund.
Und die Bahn macht’s ihren Kunden noch ein bisschen schwerer. Sie erhöht ab 1. April den Preis fürs Ostseeticket von 43 Euro auf 49 Euro, vom 1. November an kostet es dann wegen des geringeren Angebots im Winter nur 44 Euro. Dafür gilt es auch im ICE, und mit der Bahncard 25 gibt’s den üblichen Rabatt.
Ganz verschwindet der „Usedom-Express“ auch nicht. Unter dieser Bezeichnung gibt es ab dem 11. Mai wieder direkte Verbindungen – mit dem Bus.
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