Besuch in Zehlendorfer Schule: US-Botschafter Emerson: "Trump? Das wird tricky"
Der US-Botschafter John B. Emerson war zu Besuch an einem Gymnasium in Berlin-Wannsee. Eine Erklärung für den Sieg Trumps zu finden, fällt ihm nicht leicht.
Die Deutsch-Amerikanischen Beziehungen werden durch den Wahlsieg Donald Trumps wohl komplizierter werden. Da ist sich US-Botschafter John B. Emerson sicher: „Ich möchte nicht lügen – es wird tricky werden“, sagte er am Dienstag bei einem Besuch des Dreilinden-Gymnasiums in Zehlendorf: Zusammenraufen müssten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und der designierte US-Präsident Donald Trump trotzdem, sagt Emerson: „Sie werden zusammenarbeiten.“
Das Dreilinden-Gymnasium hat sich gemausert
Die Aula leuchtet in Rot und Blau, als Emerson den Raum betritt, flankiert von drei Sicherheitsmännern. Die Schüler des Dreilinden-Gymnasiums hatten ihre Fragen im Unterricht bereits vorbereitet. Auf der Bühne warten fünf Moderatoren und Moderatorinnen aus der 11. und 12. Klasse, zwischen ihnen sitzt der Bundestagsabgeordnete des Bezirks Steglitz-Zehlendorf, Karl-Georg Wellmann (CDU), der ebenfalls zu Gast ist. Die Wahl fiel absichtlich auf das Dreilinden-Gymnasium: „Die Schule hatte früher einen verschlafenen Ruf, heute wird bilingual unterrichtet, die Ausrichtung ist international“, sagt Wellmann. Schulleiter Jens Stiller ist auf die Zusammenarbeit mit den 36 geflüchteten Schülern besonders stolz. Drei Willkommensklassen gibt es, möglichst viele Geflüchtete sollen es in die Oberschule schaffen. Stiller leitet die Schule seit August 2015 und hat zahlreiche Projekte angestoßen.
Trumps Sieg war ein "Schrei der Frustration", sagt Emerson
US-Botschafter Emerson unterstützte im Wahlkampf Hillary Clinton. Eine Erklärung für den Sieg Trumps zu finden, fällt ihm nicht leicht: „Die Politiker haben zu lange ignoriert, dass Globalisierung und technische Revolution ein Gefühl des Unbehagens hervorrufen können. Es gibt Menschen, die sich mit diesen Veränderungen alleine gelassen fühlen.“ Die Wahl sei ein „Schrei der Frustration“ und ein „Ruf nach Hilfe“ der amerikanischen Bevölkerung. Trump als US-Präsident, das sei eine große Herausforderung. „Trump ist der erste Präsident im Weißen Haus mit null Erfahrung“, sagt Emerson. Er hofft deshalb auf die langjährige Erfahrung des Teams und der Verwaltung, mit der Trump sich zukünftig umgeben wird. Trotzdem gäbe es einen großen Unterschied zwischen „Kampagnen-Rhetorik und Regieren“. Nicht alles, was Trump angekündigt hatte, würde er umsetzen können.
Angela Merkel und Barack Obama hätten auch Zeit zum Warmwerden gebraucht
Für die Deutsch-Amerikanischen Beziehung hat Emerson einen Tipp: „Zeigt Trump seine deutschen Wurzeln, wenn er hier ist.“ Die Beziehung von Angela Merkel und Barack Obama sei zu Beginn auch keine leichte Übung gewesen, „auch sie brauchten Zeit zum Warmwerden." Donald Trump wird nach seinem Amtseintritt einen neuen Botschafter nach Deutschland senden. Wer Emerson ersetzen wird, ist noch unklar. Zu den Schülern sagte Emerson in Hinblick auf die Bundestagswahlen in Deutschland: „Die Lehre aus dieser Wahl ist: Wahlen haben Konsequenzen. Engagiert euch, ihr könnt den Unterschied machen.“
Lisa McMinn
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