80 Ateliers und Projekträume geöffnet: Unsere Tipps für das Kunstfestival „48 Stunden Neukölln“
Künstliche Intelligenz, ein Zukunftsparlament - von Freitag bis Sonntag wird's futuristisch. Thomas Wochnik hat die passenden Tipps für Sie.
Von Freitag bis Sonntag findet wieder „48 Stunden Neukölln“ statt. Zum ersten Mal seit dem Start im Jahr 1999 ist das bezirkweite Kunstfestival nun auf vier Jahre im Voraus gesichert. So viel Planungssicherheit gab es für die Macher noch nie. Apropos Zukunft, die auch das diesjährige Thema ist: Es geht nicht um irgendeine, sondern diesmal speziell um das Futur III, eine im Alltagsdeutsch nicht gebrauchte grammatikalische Zeit, die aber im Altgriechischen eine eigene Form hatte, wie man bei der Pressekonferenz im „Haus für Bildung“ in der Boddinstraße am Dienstag erfuhr.
Im Folgenden wird das veranschaulicht worden gewesen sein, indem auch Teile dieses Beitrags in eben diese Zeit gesetzt gewesen sein werden. Dem Verständnis wird das, so hoffe ich, nicht abträglich gewesen gewesen sein. Der gemeinsame Aufhänger also ist eine Zukunft, aus der heraus auf eine Vergangenheit geschaut wird, die aus heutiger Sicht noch in der Zukunft liegt, die in der Zukunft aber, aus der auf diese Vergangenheit geschaut wird, längst abgeschlossen ist. In diesem letzten Nachkommasatz liegt auch der Unterschied zum Futur II: In letzterem kann das Vergangene, auf das Bezug genommen wird, noch andauern. Im Futur III ist es definitiv abgeschlossen.
Nowosibirsk goes Neukölln
Soweit die Theorie. Praktisch sieht das beispielsweise so aus: Im Körnerpark wird eine lebendige Maschine aus der Zeit entdeckt worden sein werden, in der die künstliche Intelligenz gerade weit genug war, dort verloren gegangen gewesen zu sein. Oder so: Am Reuterplatz werden Teco De Luccia und Oliver Tschernick eine aufblasbare Skulptur aus einer Zukunft, die sich nicht ereignet haben wird, aufgestellt gehabt haben.
80 Ateliers und Projekträume werden ihre Türen geöffnet gehabt haben und im Zentrum des dezentralen Geschehens, am Alfred-Scholz-Platz, wird ein Zukunftsparlament errichtet worden gewesen sein, in dem die Koalition der Freien Szene unter dem Motto „Geist ist noch flüchtiger als Kapital“ getagt gehabt haben wird.
Ein Redner der Pressekonferenz kam sozusagen von außen: Per Brandt ist Institutsleiter des Goethe-Instituts Nowosibirsk, arbeitet also 5188 Kilometer von der Boddinstraße 34 entfernt. Nowosibirsk ist die drittgrößte Stadt Russlands – und gilt schon lange als latent regierungsfern. Da eines der Ziele des Goethe-Instituts darin besteht, die Zivilgesellschaft zu stärken, setze es sich für die Freiheit der Kunst ein, erklärte Brandt, und die finde dort fernab vom Kunstmarkt und der großen Öffentlichkeit statt. Bei Diskussionen über mehr Sichtbarkeit brachte Brandt das „Bottom up“-Format 48 Stunden Neukölln ins Spiel – seitdem haben ein reger Austausch und mehrere Besuche stattgefunden und in diesem Jahr wird die erste größere Kooperation vorgestellt. Zu sehen gewesen wird das in der Galerie im Saalbau gewesen sein.
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