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Am 16. April 1945 begann der Angriff der Roten Armee auf die letzte Abwehrstellung der Wehrmacht auf den Seelower Höhen – diese wurde drei Tage später durchbrochen. Die Aufnahme zeigt deutsche Geschütze, die bei der Schlacht von den Sowjets erbeutet worden waren.
©  Imago; Itar-Tass

Kriegsende 1945 in Berlin: "Unser Herz stand fast still"

Am 21. April 1945 überschritt die Rote Armee die Stadtgrenze Berlins. Die Nazis mobilisierten das letzte Aufgebot. Die Berlinerin Eva Zimmermann erlebte das Kriegsende in Schöneberg – und schrieb dabei ein Tagebuch. Wir präsentieren Ihnen Auszüge.

Die traumatischen Erlebnisse sind noch ganz nah, als Eva Zimmermann ihre Erinnerungen aufschreibt. „Heute, am 8. Mai, hat Deutschland kapituliert. Damit ist nicht nur unsere Heimat, sondern die ganze Welt von dem Schreckensregiment der Nazis befreit. Aber was haben wir in den Tagen vor diesem Ende erlebt?! Die Feder stockt, wenn man daran denkt! Und kann man es überhaupt zu Papier bringen, das Grauenvolle, das Entsetzliche?“

Das Ende des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Herrschaft empfindet die 31-jährige Berlinerin schon unmittelbar danach als Befreiung. Trotz der entsetzlichen Erlebnisse, die hinter ihr liegen: die Bombennächte, die Verwüstung ihrer Heimatstadt durch alliierte Luftangriffe, der Artilleriebeschuss durch die vorrückende Rote Armee, der Häuserkampf, die Toten, die Angst vor den Russen. Sie wird Zeugin, wie Rotarmisten die Wohnung ihrer Eltern verwüsten und ihre Schwester vergewaltigen. In ihren Schilderungen ist das Echo der rassistischen Nazi-Gräuelpropaganda noch deutlich hörbar, wenn sie von „schlitzäugigen Mongolen“ als einem „rauen, mordlustigen Gesindel“ schreibt.

Auf zehn handschriftlich beschriebenen Seiten hat die Berlinerin ihre Erlebnisse festgehalten. Ihre Aufzeichnungen, die wir im Folgenden leicht gekürzt dokumentieren, hat ihr Sohn Hubert Zimmermann, Jahrgang 1949, dem Tagesspiegel zur Verfügung gestellt.

Eva Zimmermann, geb. Krüger, wird 1914 geboren und wächst mit ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Elsa in Schöneberg auf. In der Eisenacher Straße 69 betreiben ihre Eltern ein Tabakwarengeschäft. 1940 heiraten die Schwestern und ziehen mit ihren Männern in jeweils eigene Wohnungen nach Steglitz. Wenige Wochen vor Kriegsende – die Ehemänner sind als Soldaten an der Front – werden die Wohnungen beider Frauen in Steglitz nacheinander bei Luftangriffen schwer beschädigt. Notgedrungen müssen die Schwestern zurück zu den Eltern nach Schöneberg ziehen, Elsa bringt ihren eineinhalbjährigen Sohn Rolf mit in die Eisenacher Straße.

21. APRIL 1945

Es ist soweit! Der Russe beschießt mit Artillerie Berlin. Er muss kurz vor Berlin stehen. Wir erfahren nichts. Haben zurzeit kein Licht, kein Gas, kaum Wasser. Die ganze Hausgemeinschaft kocht in der Waschküche auf einem provisorischen Herd. Kein Verkehrsmittel geht mehr, ebenso ist das Telefon nicht mehr zu benutzen. Jede Nacht bis 3 Uhr verbringen wir im Keller. Die Tommies und der Russe treiben dann ihr Spiel mit uns!

22. APRIL

Da uns Licht, Gas und Wasser völlig abgeschaltet wurden und die Russen schon in einigen Stadtteilen Berlins eingebrochen waren, entschlossen sich Elsa und ich, von Steglitz nach Schöneberg überzusiedeln. Am Sonntagmorgen, dem 22. April, brachten wir Rölfchen und unsere sieben Sachen auf Rädern zu den Eltern in Schöneberg. Russische Flieger und Artillerie waren unsere Begleiter.

24. APRIL

Am Dienstag fuhr ich nochmals mit dem Rade nach Steglitz. Kam unterwegs in einen russischen Fliegerangriff und traf in Steglitz, das schon unter schwerem Artilleriefeuer lag, ein. Ich war froh, mit heiler Haut wieder davongekommen zu sein. Unsere Wohnung lag bereits in Schuttmassen! Ich war der einzige Mensch auf der Straße, alles war schon im Keller.

25. APRIL

Von Mittwoch an lag auch Schöneberg unter Artilleriebeschuss, und es war ein Pfeifen und Dröhnen in der Luft.

26. APRIL

Am Donnerstag mussten wir unter diesem Granathagel bis zur Feurigstraße wegen Wasser. Ich war ein wenig ängstlich und trat in eine tiefe Hausnische während des Anstehens. Doch plötzlich gab es einen Pfiff und eine Detonation, ich selbst bekam einen fürchterlichen Schlag, um mich herum fielen die Menschen um. Ich kam erst wieder zu mir, als alles um mich her schrie und ich merkte, dass ich auf einem Ohr taub war und an vielen Stellen blutete. Sieben Granatsplitter hatten mich getroffen, doch keiner davon gefährlich. Nach Anlegung von Verbänden brachte Papa mich heim. Er selbst hatte nur eine Fleischwunde erhalten. Acht Tote soll es gegeben haben. Im Keller stellten mir Hausbewohner ein Feldbett auf. Am selben Abend kam noch Horst (ein Cousin, Anm. der Red.) mit einem Kameraden, sie waren von ihrer Stellung in der Hasenheide verdrängt worden, nachdem sie 50 Prozent ihres Mannschaftsbestandes verloren hatten. Im Nahkampf hatten sie sich bis zu uns durchgeschlagen. Sie ließen sich nicht zum Bleiben bewegen und verließen uns spät, um sich bei einer vorgesetzten Dienststelle zu melden. Seither fehlt von ihnen jede Spur.

27. APRIL

Freitag lag ich fast den ganzen Tag im Keller und hatte mächtige Schmerzen in Arm und Bein. Seit früh um 5 Uhr war stärkster Granat- und Werferbeschuss und die Flugzeuge warfen ihre Bomben dazwischen. In der Wohnung war es kaum mehr auszuhalten. Es krachte dann auch eine Granate an die Schulwand gegenüber der Straße, als wir mit Rölfchen gerade mal in der Küche standen. Der Luftdruck bläst uns fast um und sämtliche Scheiben und Fenster flogen uns entgegen. Fast wahnsinnig von Nervenanspannung stürzten alle in den Keller. Wir wollten uns gerade unser Nachtlager herrichten, als es hieß: Die Russen kommen – alles in den Luftschutzkeller!

uTagebuch-Autorin Eva Zimmermann (2. v. li.) kurz nach Kriegsende auf dem Familienbild neben ihrer Schwester Elsa und ihren Eltern Georg und Elisabeth Krüger.
uTagebuch-Autorin Eva Zimmermann (2. v. li.) kurz nach Kriegsende auf dem Familienbild neben ihrer Schwester Elsa und ihren Eltern Georg und Elisabeth Krüger.
© privat

Uns stockte fast der Atem, als wir Ihre Tritte hörten. Und dann vernahmen wir zum ersten Male ihre Stimmen. Mit tiefen, dumpfen Tönen erscholl in den Raum hinein: „Kamerad!“ Wir alle hoben die Hände hoch und schrieen zurück: „Hier Kamerad“. Dann erschienen die unheimlichen Gestalten mit vorgehaltenen Revolvern und Bajonett. „Deutsche Soldat?“ war ihre Frage. „Nix deutsche Soldat“ gaben wir zur Antwort. Immer mehr Kerle erschienen, leuchteten den Raum an und in jedes unserer Gesichter. Immer fragten sie uns nach Soldaten und Waffen. Durst hatten die meisten und verlangten Schnaps, aber sie mussten sich mit Wasser begnügen. Sie unterhielten sich mit uns. Sagten uns immer wieder, dass SS-Soldaten ihre Frauen und Kinder, ihre Eltern etc. getötet hätten. Einige Zeit ruhten sie vom Kampf im Keller aus, verteilten Rauchwaren an die Herren und fragten nach Hitler und Goebbels.

An den Eingängen zum Keller waren Wachtposten aufgestellt, die uns festhielten. Als Papa einmal nach der Wohnung sehen wollte, stieß ihn ein Posten mit vorgehaltener Pistole mit dem Ausruf „Marsch“ zurück in den Keller. Papa konnte nur noch so viel erspähen, dass unser Hof ein Heerlager war und in unserer Wohnung Licht brannte und Stimmen daraus ertönten. Er ahnte nichts Gutes!

28. APRIL

Um 5 Uhr früh begann der Kampf von Neuem. Ein großes Geschütz vor unserem Hause ließ das ganze Gebäude erbeben, die letzten Scheiben klirrten. Mit dem Anbruch dieses Tages kam die ganze Soldateska und Meute. Das Elend begann! Ich sehe sie noch, wie sie hineinstürzten, diese schlitzäugigen Mongolen. Jeder wurde seine Uhr los, jeder gab Schmuck und Ringe, diesem rauen, mordlustigen Gesindel. Ewig gingen sie durch unsere Reihe und leuchteten mit Taschenlampen in unsere Gesichter. Alles Gepäck durchsuchten sie und unternahmen Leibesvisitationen. Dann schlugen sie mit ihren Gewehrkolben die Türen zu den Kellerverschlägen ein, schlitzten die Koffer auf und durchstöberten alles.

Das Schlimmste aber war die Suche nach jungen Frauen. Ein Soldat gab vor, am Fuß verletzt worden zu sein. Er verlangte Sanitätshilfe. Fräulein Dr. Möbius war sogleich bereit. Seltsamerweise durfte Frau Schneider sie nicht begleiten. Als sie wieder kam, war es um ihre Fassung geschehen. Sie machte die Rote Kreuzbinde ab und wollte nicht mehr als Ärztin angesprochen sein. Dies war das erste Opfer in unserem Hause. Später ging es am laufenden Band. Alter spielte keine Rolle mehr, ob 60 oder 16. Es hieß nur „Frau, komm“. Das Schreien, das Weinen und Flehen werden mir ewig in den Ohren bleiben – Und die Angst des eigenen Herzens – kann man die je vergessen?!

Das Foto zeigt das Ehepaar Krüger Ende 1929 am Eingang zu ihrem Tabakladen in der Eisenacher Str. 69 in Schöneberg.
Das Foto zeigt das Ehepaar Krüger Ende 1929 am Eingang zu ihrem Tabakladen in der Eisenacher Str. 69 in Schöneberg.
© privat

Das Aufbrechen der Keller, das Abtasten nach Wertsachen, das Anleuchten und Aussuchen und das Vergewaltigen, es ging am laufenden Band, es ging Stunde um Stunde, zwei Tage und zwei Nächte. Und wir haben es überstanden, obwohl wir meinten, sterben zu müssen.

Elsa nahm in jedem kritischen Moment Rölfchen auf den Schoß; und obwohl wiederholt Russen Elsa in den Locken gewühlt hatten, ließen sie doch von ihr ab. Ich selbst machte mich so hässlich wie möglich. Den Arm hatte ich in der Binde, über dem blutigen Verband um den Kopf ein schwarzes Tuch. So lehnte ich mich rechts an Papa an, während Mutti links von ihm saß und sich beim Nahen der Kohorte einen Hut von einer alten Dame aufstülpte. In der zweiten Nacht war es mit Mutti sehr schlecht. Bei den fortlaufenden Vergewaltigungen meinte sie, in der ewigen Angst um uns einem Herzschlag zu erliegen. Eine andere ältere Frau verlor den Verstand und redet irre!

29. APRIL

Dann kam der Sonntag! Kein Mensch wusste mehr, dass es Sonntag war. Familie Lapke mit ihrer kranken Ursel waren ebenfalls zum Kaffeetrinken in unserem Keller. Als Mutti unseren Kaffee bringt, sagt sie zu Elsa, sie solle schnell oben einen Brei für Rölfchen kochen. Elsa, etwas ängstlich, bittet Mutti mitzukommen. Mutti bestätigt jedoch, dass die Luft rein sei. Elsa geht. Plötzlich hören wir einen entsetzlichen Schrei. In der Hoffnung, Elsa wäre schon in der Wohnung, geben wir nichts weiter darauf. Doch als Papa durch die Kellertür hindurch fragt, wo Elsa bliebe, ist es uns eine Gewissheit, dass Elsa den Russen in die Hände gefallen ist. Nie habe ich Mutti erschütterter gesehen. Papa ging Elsa nun suchen und hörte ihre Stimme aus dem Sanitätskeller. Unser Herz stand fast still. Zweimal ergriff Papa das Messer, das ich ihm aus der Hand nahm. Es war die Hölle!!

Nun ein Wort zu unserer Wohnung! Nie werde ich wohl einen größeren Saustall im Leben zu sehen bekommen. Dabei haben wir das Schlimmste nicht mal gesehen. Das hat Papa alles beseitigt. Vom Bettlaken bis zur Stecknadel war alles aus den Schränken hinausgeworfen. Sämtliche Garderobe lag auf der Erde zwischen den Lebensmitteln. Alles, was begehrenswert erschien, war geplündert. Drei Wochen hat es gedauert, bis wir unsere Wohnung aufgeräumt und gesäubert hatten.

Grauenhafte Szenen haben sich in diesen Tagen abgespielt. Parteigenossen und viele andere haben ihrem Leben ein Ende gemacht.

8. MAI

Das Spiel ist aus! Ein gar teuflisches Spiel, die Nazis sind erledigt; Chaos ringsum, das Elend beginnt!

Das Leben ist mehr als trostlos. Kein Fett, keine Milch, kein Gemüse, kein Obst. Immer trocken Brot und verfaulte Kartoffeln. Arbeit gibt es so gut wie keine. Jeder der abkömmlich ist, muss schippen und die Stadt von Schutt säubern. Ich muss jeden Tag von sechs bis 11 Uhr schippen! Bis jetzt gibt es dafür die Arbeiter-Lebensmittelkarte und nun auch 0,72 Rk. (Reichsmark) Bezahlung.

15. AUGUST

Seit dem 15. August (Waffenstillstand mit Japan, Anm. d. Red) ist nun der Weltfrieden wieder hergestellt. Wallte Gott, dass unsere Lebensbedingungen sich dadurch bessern. Es steht sehr schlecht für den Winter! Alles ist in größter Sorge.

Eva Zimmermann und ihre Familie überlebten das Kriegsende. Ehemann Joseph Zimmermann kehrte 1949 aus der Gefangenschaft zurück. Cousin Horst, der an der Hasenheide kämpfte, trat 1954 in die neugegründete Bundeswehr ein und wurde Berufssoldat. Eva Zimmermann wohnte bis 1988 in den Ceciliengärten in Friedenau und starb 2005 mit 91 Jahren in Bocholt.

Die letzten Tage des Krieges in Berlin

Von den Seelower Höhen bis zum Führerbunker

Am 16. April 1945 begann der Angriff der Roten Armee auf die letzte Abwehrstellung der Wehrmacht auf den Seelower Höhen – diese wurde drei Tage später durchbrochen. Die Aufnahme zeigt deutsche Geschütze, die bei der Schlacht von den Sowjets erbeutet worden waren.
Am 16. April 1945 begann der Angriff der Roten Armee auf die letzte Abwehrstellung der Wehrmacht auf den Seelower Höhen – diese wurde drei Tage später durchbrochen. Die Aufnahme zeigt deutsche Geschütze, die bei der Schlacht von den Sowjets erbeutet worden waren.
©  Imago; Itar-Tass

Es wird die letzte große Schlacht des Zweiten Weltkriegs in Europa: Am 16. April beginnt die Rote Armee von den Seelower Höhen aus mit der Einkesselung Berlins. Für die Offensive bringt das sowjetische Oberkommando 2,5 Millionen Soldaten, 6250 Panzer, 7500 Flugzeuge und 41 600 Geschütze in Stellung. Auf deutscher Seite kämpfen 800 000 Soldaten, darunter SS-Verbände, ausgedünnte Wehrmachts- und Volkssturm-Einheiten mit Männern über 60 Jahre und Jugendlichen. Die Deutschen verfügen nur über 800 Panzer und weniger als 100 Flugzeuge. Bereits am 18. April hatten die Sowjets die Seelower Höhen erobert – mehr als 72 000 Rotarmisten werden dabei getötet, auf deutscher Seite zählt man 12 300 Gefallene. Der Weg nach Berlin ist offen.

Die Deutschen können den sowjetischen Vormarsch nicht mehr aufhalten. Am 21. April überschreiten erste Einheiten der Roten Armee bei Malchow die nordöstliche Stadtgrenze. Trotz der gegnerischen Übermacht befiehlt Hitler aus seinem Bunker an der Wilhelmstraße, Berlin „bis zum letzten Mann und zur letzten Patrone“ zu verteidigen. In der Reichshauptstadt leben noch rund 2,7 Millionen Menschen (bei Kriegsbeginn waren es 4,3 Millionen). Nach mehr als 300 Luftangriffen mit bis zu 30 000 Todesopfern liegen weite Teile der Stadt in Trümmern. Während die Zivilbevölkerung in Luftschutzräumen und Kellern ausharrt, tobt in den Straßen der Häuserkampf. Als letztes Aufgebot schickt das Regime Angehörige der Hitlerjugend und ältere Männer in die Schlacht – tausende verlieren ihr Leben.

Propagandaminister Joseph Goebbels beschwört noch einmal den Durchhaltewillen und Opfergeist der Berliner. Ab dem 23. April lässt er die vierseitige Zeitung „Der Panzerbär – Kampfblatt für die Verteidiger Groß-Berlins“ in der Stadt verteilen. Die letzte Nummer erscheint am 29. April unter der Titelzeile: „Heroisches Ringen. Bei Tag und Nacht neue Einsatzkräfte herangeführt“. Die Nachricht des Tages: „Der Kampf um den Stadtkern entbrannt.“ Im Leitartikel mit der Überschrift „Der längere Atem“ heißt es: „Zu verlieren haben wir nichts mehr. Wir haben alles verloren und würden durch Kapitulation uns selbst, unsere Zukunft, Frau und Kind, preisgeben.“ In der Stadt sind fliegende Standgerichte und Erschießungskommandos unterwegs. Mancherorts werden Deserteure kurzerhand an Laternenmasten aufgehängt.

Adolf Hitler heiratet am 30. April seine Lebensgefährtin Eva Braun im Bunker der Neuen Reichskanzlei. Gegen 15 Uhr zieht sich das Paar zurück, kurz darauf begehen die beiden Selbstmord. Über dem Reichstag weht schon die Sowjetfahne, die ein Rotarmist gehisst hat. Wie Joseph Goebbels und seine Frau Magda, die ihre sechs Kinder mit Blausäurekapseln vergiftet, nehmen sich in diesen Tagen tausende Berliner das Leben; fanatische Nazis, Denunzianten, Mitläufer – aber auch unter den Frauen, die zu Zehntausenden von Rotarmisten vergewaltigt werden, wählen manche aus Scham den Freitod. 7057 Suizide zählt die Statistik nach Kriegsende, wahrscheinlich waren es deutlich mehr.

Am 2. Mai unterzeichnet Helmuth Weidling, Kampfkommandant von Berlin, am Schulenburgring in Tempelhof die Kapitulation – fünf Tage, bevor Generaloberst Alfred Jodl im französischen Reims die Kapitulation für alle deutschen Streitkräfte unterschreibt. Die Russen lassen General Wilhelm Keitel die Zeremonie in der Nacht zum 9. Mai in Karlshorst wiederholen, um ihre Rolle als Befreier Berlins zu unterstreichen. Briten, Amerikaner und Franzosen ziehen erst Wochen später in die Stadt ein. Am 5. Juni 1945 übernimmt der Alliierte Kontrollrat die Regierungsgewalt. In der Trümmerstadt läuft bereits der Wiederaufbau.

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