100 Jahre Groß-Berlin: "Ungeahnte Kräfte freigesetzt"
Die Metropole Berlin feiert in diesem Jahr ein wichtiges Jubiläum. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) stellte am Montag das Programm vor.
Wer sich für die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Berlins interessiert, kommt in diesem Jahr auf seine Kosten. Vor 100 Jahren wurde, gegen viele Widerstände, Groß-Berlin gegründet - und der rot-rot-grüne Senat will das ordentlich feiern.
Im April wird es im ehemaligen Preußischen Landtag, in dem seit den neunziger Jahren das Abgeordnetenhaus residiert, einen Festakt geben. Viele Ausstellungen sind geplant, eine internationale Konferenz und ein städtebaulicher Ideen-Wettbewerb. Was 1920 geschehen sei, "war spektakulär", sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD), der das große, bunte Programm am Dienstag vorstellte.
Berlin wurde drittgrößte Stadt der Welt
Gewürdigt wird der Zusammenschluss des historischen Berlin mit sieben Nachbarstädten, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken zur damals drittgrößten Metropole der Welt, nach New York und London. Am 27. April 1920 hatte die Preußische Landesversammlung ein Gesetz beschlossen, dass der deutschen Hauptstadt und neuen Einheitsgemeinde eine zweigliedrige Verwaltung mit 20 Bezirken verpasste, an der sich bis heute grundsätzlich nichts geändert hat. Am 1. Oktober 1920 trat die große Reform in Kraft.
"Das war ein Impuls, der ungeahnte Kräfte freisetzte", sagte Müller im Säulensaal des Roten Rathauses. Hinter sich die Königin Luise und deren kleine Schwester Friederike, überlebensgroß in Gips. Für das adlige Geschwisterpaar war Berlin noch die Haupt- und Residenzstadt Preußens. Eine städtische Selbstverwaltung gab es noch nicht, industrielle Revolution und Gründerzeit lagen in weiter Ferne und eine Metropole mit fast vier Millionen Einwohnern war nicht in den kühnsten Träumen zu erahnen. Berlin, wie wir es heute kennen, ist erst ein Jahrhundert alt.
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Seitdem sei Berlin, wie es der Regierende Bürgermeister am Montag formulierte, "Impulsgeber und Vorreiter". Der Senat sei dankbar, dass dieses Jubiläum "aus der Breite der Stadtgesellschaft heraus mit einer großen Zahl von Einrichtungen und engagierten Mitbürgern ausrichten können, die sich zur Initiative 100 'Jahre (Groß-)Berlin' zusammengeschlossen haben."
Zentrale Ausstellung im Kronprinzenpalais
So eröffnet am 30. September im Kronprinzenpalais die Ausstellung "Unvollendete Metropole", organisiert vom Architekten- und Ingenieur-Verein Berlin. Im Juni startet der dazu passende "Internationale Städtebauliche Idee-Wettbewerb Berlin-Brandenburg 2070", es geht um Berlin in 50 Jahren. Verbunden mit einem Blick darauf, was Moskau und Paris, London und Wien so machen.
Es wird außerdem einen Erfahrungsaustausch mit dem Ruhrgebiet geben, im August ein Fachgespräch zur Planung und Organisation einer Hauptstadtregion. Strategien für den Ballungsraum Berlin sollen diskutiert werden, die Zusammenarbeit mit dem Nachbarland Brandenburg ist ein Thema. Aber auch eine Ausstellung zur historischen City-West.
Ab März zeigt die Deutsche Kinemathek im Roten Rathaus Filme ("Berlin Sinfonien"), den Blick nach vorn richtet die Metropolenkonferenz "Q Berlin 100", zu der nach Auskunft von Burkhard Kieker, Chef der Berlin Tourismus & Kongress GmbH, "einige der klügsten Köpfe der Welt kommen werden". Das Stadtmuseum Berlin bereitet, in Kooperation mit den zwölf Bezirksmuseen, eine Großausstellung im Märkischen Museum vor.
Auch Spandau macht mit, obwohl der Bezirk manchmal immer noch mit Berlin fremdelt.