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Gelbe Rarität: Auf Postboten können Berliner zurzeit lange warten.
© dpa/Sebastian Kahnert

Ängste bei Berliner Unternehmern: Unbefristeter Streik bei Deutscher Post AG sorgt für Lieferstau

Seit Montag haben Post-Angestellte ihre Arbeit niedergelegt. In Berlin wissen sich einige zu helfen, während andere um ihre Existenz bangen.

Steuerunterlagen einreichen, Medikamente bestellen oder wichtige Geschäfte abwickeln: Wer in diesen Tagen auf die Deutsche Post und ihren Paketzusteller DHL angewiesen ist, den dürfte der unbefristete Streik der Post-Angestellten nervös machen. Seit Montagnachmittag haben sie die Arbeit niedergelegt – in Berlin bringt das nicht nur Privatpersonen in die Bredouille.

Lieferstau im Versandhandel

Als „existenzgefährdend“ beurteilt der Berliner Theaterclub e.V. jetzt schon den Streik. Jeden Monat verschickt er tausende Eintrittskarten per Post und ist somit einer der größten Berliner Kunden für den Konzern. Auch das Versandhaus Zalando mit Sitz in Berlin informierte seine Kunden über längere Lieferzeiten. Noch haben die meisten Berliner aber offenbar wenig von dem Streik mitbekommen, wie eine kurze Straßenumfrage ergibt. „Meine Pakete sind alle schon letzte Woche angekommen“, scherzt Arne Schulze. Unangenehm wird es für viele Privatpersonen erst ab einer Streikdauer von einer Woche. „Man kann heute ja auch das meiste per Mail verschicken“, findet Passant Jörn Diering.

Medikamente kommen trotzdem an

Patienten, die auf ihre Medikamenten-Lieferung per Post warten, müssen wenig Sorge haben. Die Berliner Versandapotheke Aponeo etwa hat sich entsprechend auf den Poststreik vorbereitet: „Bei den bisherigen Warnstreiks konnte die DHL die ausfallenden Mitarbeiter gut kompensieren und die Bestellungen alle ausliefern“, sagt Hartmut Deiwick, kaufmännischer Leiter von Aponeo. „Beim jetzigen Streik wollen wir aber ganz sicher- gehen und haben deshalb das Logistikunternehmen Hermes mit eingebunden." Falls der gelb-rote Paketversand DHL diesmal also nicht alles schaffen sollte, übernimmt der blau-weiße. Viele Pflegeheime wie der Ruhesitz am Tiergarten beziehen ihre Medikamente sowieso durch direkte Belieferungen des Apotheken-Radkuriers. „Zu Versorgungsproblemen wird es hier also nicht kommen“, versichert Hans-Henning Dahlke, Sozialarbeiter im Ruhesitz am Tiergarten.

Alternative Dienstleister sind gewappnet

Im Berliner Abgeordnetenhaus ist schon gestern aufgefallen, dass der eingegangene Stapel Briefe „einen Ticken kleiner ist, als sonst“, lässt die Pressestelle wissen. Die Post, die das Abgeordnetenhaus selbst verschickt, sollte allerdings wie gewöhnlich bei ihren Empfängern ankommen: „Wir verschicken unsere Post über die PIN AG.“ Auch die Bezirksämter versenden ihre Post mit dem Privatdienstleister, aber so oder so „läuft das Tagesgeschäft heute überwiegend elektronisch“, erklärt Sascha Langenbach vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg.

Die PIN Mail AG, ein privates Postunternehmen in Berlin, rechnet durch den Post-Streik mit mehr Arbeit. Zur Vorbereitung darauf stimmt sich das Unternehmen in Berlin mit den Kaiser’s-Märkten, Spätis und Tabakbuden ab, in denen es die PIN-Briefmarken zu kaufen gibt. Einwerfen muss man die Briefe in die an ihrer grünen Farbe erkennbaren Briefkästen. Allerdings sollten Kunden bei bundesweiten Sendungen zuvor im Internet prüfen, ob die Sendung an den Zielort zugestellt werden kann. Für Geschäftskunden gibt es neben speziellen Serviceangeboten der PIN AG auch den Postcon-Briefversand, Pakete können nicht nur über Hermes, sondern zum Beispiel auch über den Deutschen Paketdienst (DPD) versendet werden.

Fingerspitzengefühl beim Finanzamt

Wer fristgerechte Briefe an das Finanzamt schicken muss, sollte sich frühzeitig darum kümmern, dass die Post – egal mit welchem Briefträger – zum Amt kommt. „Streikbedingte Verspätungen bei der Einreichung von Unterlagen werden die Ämter aber natürlich mit Fingerspitzengefühl handhaben“, sagt Jens Metzger von der Senatsverwaltung Finanzen.

Raja Kraus, Juliane Fiegler

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