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Isoliert im Gewerbegebiet: Die ehemalige Teske-Schule war Notunterkunft und soll jetzt zu einem Bildungszentrum für Flüchtlinge und die VHS werden, bevor sie in einigen Jahren als Grundschule dienen soll.
© Susanne Vieth-Entus

Berlin-Tempelhof: Umstrittene Flüchtlingsschule wird später fertig

Die Zusammenlegung von bis zu 100 jugendlichen Flüchtlingen verzögert sich. Die Bildungsgewerkschaft GEW beklagt „Konfusion" bei Jugendlichen und bezirklichen Schulämtern.

Die hoch umstrittene Zusammenlegung von bis zu 100 pubertierenden Flüchtlingen aus Willkommensklassen im „Bildungszentrum Tempelhofer Weg“ verzögert sich. Die betreffenden Schüler sollen an ihren alten Schulen, von denen sie schon verabschiedet worden waren, weiter „betreut werden“, bis das Zentrum für sie nutzbar ist.

Die Rede war zunächst von fehlendem Personal und nicht vorhandener Ausstattung der Räume, die vorher als Notunterkunft genutzt worden waren und später zur Grundschule umgebaut werden soll. Die Bildungsverwaltung begründete die Verzögerung auf Nachfrage mit „Elterngesprächen“, die noch stattfinden müssten. Das Personal sei inzwischen gecastet. Es sei damit zu rechnen, dass es „zu einem sukzessiven Anstieg der Klassenzahlen bis maximal fünf Klassen bis zu den Herbstferien“ kommen werde.

GEW beklagt "Konfusion"

Der Personalrat Tempelhof-Schöneberg und die Bildungsgewerkschaft GEW stellen die aktuelle Situation kritischer dar: „Es herrscht sowohl bei den Jugendlichen als auch in den bezirklichen Schulämtern Konfusion, wann es für welche Schüler wo weitergeht“, lautet die Einschätzung von GEW-Vorstandsmitglied Nuri Kiefer. Der örtliche Personalrat beklagte, dass unmittelbar vor Schuljahresbeginn Möbel für die Lehrer ebenso fehlten wie Telefon- und Computeranschlüsse sowie Sach- und Lehrmittel.

„Verzug bei der Ausstattung“

Tatsächlich hatte die zuständige Mitarbeiterin der Bildungsverwaltung den Schulräten und Koordinatoren der Willkommensklassen einen Tag vor Ferienende mitgeteilt, dass es „Verzug bei der Ausstattung“ gebe. Zudem wurden „organisatorische Gründe“ aufgeführt, darunter „individuelle Gespräche“ und „Einstellung der Lehrkräfte“. Daher sollten die „abgebenden Schulen“ darüber informiert werden, dass die betreffenden Schüler noch bei ihnen „betreut werden müssen“.

Ob die Schüler wirklich zurück an ihre "alten Schulen" konnten war unklar

Ob es tatsächlich gelungen ist, diese Schüler zurück an ihre „alten Schulen“ zu holen oder ob sie in der Zwischenzeit „herumhängen mussten“, wie ein Sozialarbeiter befürchtet, war am Mittwoch nicht zu erfahren. Tatsache ist, dass es sich um die schwierigste Klientel handelt und zwar um 15- bis 16-Jährige mit fehlender oder geringer Schulbildung oder sogar ohne Alphabetisierung, darunter viele ohne Eltern. Dem Vernehmen nach sind unter ihnen auch Schüler, die in ihren „abgebenden“ Schulen bereits solche Probleme machten, dass man für sie im Regelbetrieb keine Perspektive sah. Die weitaus größte Zahl sei männlich.

Der Flüchtlingsrat sprach von einer „Apartheitsschule“

Zunächst wollte die Bildungsverwaltung den Betrieb pünktlich zum 4. September starten. Den Planungspapieren ist zu entnehmen, dass ein Sozialarbeiter am 1. September anfangen sollte. Jetzt wird der 1. Oktober als Starttermin für den Sozialarbeiter genannt. Laut Bildungsverwaltung lagen zuletzt rund 50 „Bewerbungen“ von Schülern für das Bildungszentrum vor. Geplant war, dass es fünf Klassen mit je 17 Schülern geben soll.

Wie berichtet, gab es von Anfang an harsche Kritik am Konzept der Bildungsverwaltung, die zunächst sogar zehn Klasen aufmachen wollte. Der Flüchtlingsrat sprach von einer „Apartheitsschule“, der Personalrat warnte vor „absoluter Segregation“. Etliche Organisationen, darunter „Schöneberg hilft“ schlossen sich zusammen und starteten eine Petition gegen das Vorhaben. Gefordert wurde, dass die Jugendlichen in Regelschulen integriert werden sollten. Stattdessen ist jetzt geplant, dass das „Bildungszentrum“ als Filiale der Hugo-Gaudig-Sekundarschule geführt wird. Gemeinsamer Unterricht ist aber kaum möglich. Die Rede war von gemeinsamen „ergänzenden Arbeitsgemeinschaften“.

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