Josephin Busch im Interview: Udo Lindenbergs Allzweckwaffe
Schauspiel, Musical, Mucke machen mit Udo Lindenberg - Josephin Busch startet gerade richtig durch. Am Dienstagabend rockt die Berlinerin mit der Musik-Ikone das Olympiastadion. Das Interview.
Josephin Busch, 28, ist eine Alleskönnerin: Steht sie am Montag noch am Set, um als Komissarin Lucy Elbe die neueste Staffel von „Letzte Spur Berlin“ in den Kasten zu bekommen, rockt sie am Dienstag auf ihrer dritten Tour mit Udo Lindenberg erstmals die Bühne im Olympiastadion. Dort singt sie mit dem Altrocker Songs, die sie schon seit 2011 im Lindenberg-Musical „Hinterm Horizont“ in der Hauptrolle performt.
Als Berlinerin, im Olympiastadion, vor tausenden Menschen - aufgeregt?
Mehr freudig erregt. Das wird fett. Ich bin kein großer Fußballfan und war deshalb noch nie im Olympiastadion. Das ist dann natürlich noch krasser, gleich auf der anderen Seite zu stehen.
Als die Songs rauskamen, die Sie jetzt singen, waren Sie noch gar nicht geboren.
Das ist verrückt. Manchmal Wahnsinn. Die Menschen verbinden so viel damit. Gerade meine zwei Lieder, „Hinterm Horizont“ und „Gegen die Strömung“, sind ja große Freiheitshymnen. Da trägt man viel Verantwortung dem Song gegenüber. Aber da meine Familie aus dem Osten kommt, habe ich schon eine Verbindung dazu. Wenn ich aber auf der Bühne stehe und denke, es hätte auch anders kommen können, dann packt mich das echt.
Wie viel Rockstar steckt noch in dem alten Mann?
Viel Rockstar. Definitiv. Nach drei Stunden Konzert hat der immer noch mindestens so viel Power wie wir. Auch wenn er Backstage ein bisschen ruhiger geworden ist und jetzt gesünder lebt. Den Rockstar kriegt man aus ihm nicht mehr raus.
Mal ganz ehrlich, wie wichtig war Ihnen Lindenbergs Musik, vor dem Berliner Musical „Hinterm Horizont“?
Als 2008 der Drummer meiner Band Udos neueste Platte anschleppte, war ich baff und dachte nur: Ach echt, der hat sich auch noch mal berappelt? Richtig eingetaucht in die Mucke bin ich tatsächlich erst 2011 mit der Musicalrolle.
Mit welchem deutschen Künstler würden Sie performen, wenn Sie entscheiden dürften?
Marteria. Der ist megaspannend, das neue Album finde ich extrem cool. Das ist aber eine ganz andere Richtung von Musik – deshalb wird das zusammen wahrscheinlich eher schwer. Ich bin unheimlicher Fan seines Wortwitzes, was ich auch bei Udo geil finde. Da merkst du einfach: Das stimmt. Ich würde mich freuen, wenn ich nach Udo mit weiteren coolen, inspirierenden, emotionalen Künstlern arbeiten kann. Deshalb liebe ich deutsche Musik so sehr: Wegen der Geschichten.
Filmdreh, Musical und ganz nebenbei noch mit Udo Lindenberg auf Tour - stehen Sie kurz vor dem Burnout?
Nee, nee, soweit ist es zum Glück noch nicht. Das Tolle am Musical ist, dass ich inzwischen drei prima Zweitbesetzungen hab, deshalb kann ich’s mir erlauben, zwei Wochen zu drehen, dann wieder zwei Wochen auf der Bühne zu stehen. Das kann ich ganz gut jonglieren. Mit dem Touren ist das natürlich eine Ausnahmesituation. Was bleibt, ist Privatleben. Das erdet mich, gibt mir Energie. Es tut gut, sich einfach mal auf dem Balkon zu setzen und die zwei Katzen rennen um um einen herum.
Angenommen Sie müssten sich beruflich für einen Weg entscheiden.
Am liebsten wäre mir natürlich, wenn alle drei Türen aufblieben und ich schön Durchzug machen kann. Die junge Kommissarin, die ich gerade spiele, ist hammergeil. Musical liebe ich sowieso, und als Musikerin auf der Bühne zu stehen ist einfach krass. Ich denke, irgendwann werden mir die Leute schon sagen, was sie von mir wollen. Das ist jetzt bisschen unbefriedigend, nicht? Aber was sollen auch immer diese Entscheidungsfragen? (lacht)
Wo gibt's denn das bessere Publikum?
Musical lebt dadurch, dass ich eine Rolle habe, mit der ich eine Geschichte erzähle. Da weinen und lachen die Menschen, weil ihnen das emotional so nahe geht. Die Konzerte sind Ausraster-Jubel-Partys, bei denen wir mit 50.000 Menschen Udos Songs abfeiern. Für mich ist es die gleiche Befriedigung auf zwei sehr unterschiedliche Arten. Danke, dass ich das machen darf, liebes Universum!
Werden Sie in Berlin mittlerweile auf der Straße erkannt?
Ab und an passiert das: Meistens im Laden oder in der Bahn, wo einen die Leute länger auf dem Radar haben. Aber ich bin ja auch Berlinerin und wir Berliner sind nicht so, dass wir jemanden quasi überfallen. Berliner sind eher charmant, zurückhaltend fast. Das macht dann auch richtig Spaß!