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Noch ist alles ruhig. Doch wehe, es knallt. Silvesterlärm löst bei Vögeln extremen Stress aus.
© dpa

Tiere leiden unter Silvesterlärm: Überlebenskampf am Himmel über Berlin

Knallerei und Helligkeit, diese Kombination ist für Tiere in der Silvesternacht fatal. Vor allem für Vögel entsteht eine lebensbedrohliche Situation.

Sie gewöhnen sich nie daran. Für Tiere in Berlin und der nächsten Umgebung bedeutet die Silvesternacht extremen Stress. Die Tiere schrecken jedes Mal aufs Neue zusammen, wenn die Knallerei losgeht. „Die Kombination von Lärm und Helligkeit setzt den Tieren enorm zu“, sagt Derk Ehlert, der Wildtierexperte des Berliner Senats. „Es spielt keine Rolle, wie oft sie das schon erlebt haben.“

Vor allem Vögel leiden unter der Feierlaune von Millionen ausgelassener Menschen. „Da steigen tausende  Vögel auf“, sagt Ehlert. „Ein Fluchtreflex.“ In den Niederlanden hat man wie berichtet in zwei Silvesternächten die Folgen der Knallerei für Vögel untersucht. Das Ergebnis ist erschreckend. Im Fachmagazin „Der Falke“ heißt es dazu: „Die Vögel steigen in viel größere Höhen auf, als sie es für ihre täglichen Pendelflüge normalerweise tun. Das kostet sie unnötigerweise Energie, die sie im Winter viel dringender zum Überleben bräuchten. Es kostet sie auch Schlaf und Zeit zum Ausruhen und Fressen, welche sie nun damit verbringen, einen neuen Rastplatz zu suchen.“ Das könne die Tiere in eine lebensbedrohliche Situation bringen. Zudem verlören sie die Orientierung. So besteht die Gefahr, dass sie gegen Hindernisse fliegen.

Andere Tiere leiden natürlich ebenfalls. „Höhlenbewohner verkriechen sich tief in ihrem Bau“, sagt Ehlert, „andere, wie Wildschweine etwa, fliehen. Alttiere betrifft das genauso hart wie Jungtiere.“

Und tagesaktive Tiere haben noch den besonderen Nachteil, dass sie nachts orientierungslos umherirren. Aber auch nachtaktive Tiere haben bei ihrer Flucht Orientierungsprobleme.

Betroffen sind auch Haustiere. „Davon können Besitzer von Haustieren ein Lied singen“, sagt der Wildtierexperte. „Viele haben erlebt, wie verstört ihre Tiere auch noch Tage nach Silvester waren. Erst dann kommen sie zur Ruhe.“ Wenigstens gibt es eine, na ja, gute Nachricht. „Am Ende der Knallerei tritt dann ein gewisser Gewöhnungseffekt auf“, sagt Ehlert. Das heißt allerdings nur, dass die Situation nicht mehr ganz so dramatisch ist wie in den Sekunden, in denen die ersten Raketen in den Himmel steigen. Frank Bachner

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