Viele Pläne, kein Geld: Über diese U-Bahn-Verlängerungen diskutiert Berlin noch
U-Bahn-Bau ist teuer. Über Streckenverlängerungen wird diskutiert. Beschlossen ist noch nichts.
Zehn Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs war sie fertig, die große Zukunft der Berliner U-Bahn: 1955 präsentierte der Senat einen „200-Kilometer-Plan“. Parallel dazu begann der Ausbau des Netzes, die U6 wurde bereits 1958 nach Tegel verlängert, wenig später kam die U9 ganz neu hinzu. Der „200-Kilometer-Plan“ wurde seitdem mehrfach um- und fortgeschrieben, erreicht wurden die 200 Kilometer nicht. 146 Kilometer hat das Netz derzeit, am 4. Dezember kommen – gerade einmal – 2,2 Kilometer hinzu.
Ob und wann in Berlin der 200. Kilometer eröffnet wird, ist ungewiss, nicht einmal für den 150. gibt es eine verlässliche Angabe. Zuletzt hat allerdings die Diskussion um einen Ausbau wieder Fahrt aufgenommen. Nachdem der rot-rot-grüne Senat anfangs ausschließlich auf die Straßenbahn setzte, wurden vier Machbarkeitsstudien erstellt, deren Ergebnisse aber immer noch nicht veröffentlicht.
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Diese betreffen: die U8 ins Märkische Viertel (Kosten geschätzt 220 Millionen Euro), ein Abzweig von der U6 in Richtung der künftigen „Urban Tech Republic“ auf dem Gelände des Flughafens Tegel und zwei zur U7, die an einem Ende zum Flughafen BER verlängert werden könnte und am anderen Ende bis Heerstraße Nord (450 Millionen).
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Die Studie zur BER-Strecke liegt dem Tagesspiegel seit einigen Wochen exklusiv vor, sie nennt 746 Millionen Euro Kosten für die 8560 Meter von Rudow zum Terminal. Von vor wenigen Jahren ins Spiel gebrachten Verlängerungen der U1 zum West- und Ostkreuz sowie dem U-Bahn- Bau ins Falkenhagener Feld und nach Lankwitz war zuletzt keine Rede mehr.
Auch das Geld für neue Strecken fehlt
Im März hatte die von den Grünen geführte Verkehrsverwaltung die Veröffentlichung „in Kürze“ angekündigt, passiert ist – nichts. Und grundsätzlich stellte ein Sprecher von Senatorin Regine Günther im März fest: „Es ist weiterhin vollkommen offen, ob eine der untersuchten Strecken realisiert wird. Dazu gibt es bisher keine politische Verabredung.“ Und Geld ist auch nicht da. Der Nahverkehrsplan veranschlagt zwar bis 2035 etwa 28 Milliarden Euro – aber nichts für die U-Bahn. Begeisterung sieht anders aus.
Kürzlich präsentierte die SPD den Vorschlag, fünf Strecken zu verlängern, und zwar zusätzlich die kurzen Stücke an der U2 bis Pankow-Kirche (150 Millionen) und den Lückenschluss von Krumme Lanke (U3, 40 Millionen) bis zur S-Bahn am Mexikoplatz. Der U6-Abzweig ist aus Sicht der SPD zunächst zu kompliziert. Die SPD will die fünf Strecken bis 2030 eröffnen – was ausgesprochen ambitioniert ist. Die Grünen warfen der SPD postwendend vor, von 1999 bis 2016 gar nichts unternommen zu haben, „um den U-Bahn-Bau voranzutreiben“.
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Tatsächlich wurde die Verlängerung der U5 zum Hauptbahnhof noch unter dem CDU-Regierenden Eberhard Diepgen angestoßen, 1995 war Baubeginn. Der Abschnitt zum Hauptbahnhof war übrigens schon im ersten 200-Kilometer- Plan von 1955 enthalten, der West-Berliner Senat hatte – weise – für beide Stadthälften Visionen entwickelt.
Der Bauboom aus den 50ern ging Jahrzehnte weiter, in den 80ern wurde zum Beispiel Spandau erreicht. Mit dem Mauerfall wechselten die Prioritäten zur S-Bahn. Deshalb hat das Märkische Viertel bis heute keinen U-Bahn-Anschluss.
Neidisch darf Berlin auf Hamburg schauen: Die Hansestadt plant unter anderem eine völlig neue U-Bahn, 20 Stationen auf 20 Kilometern. Baubeginn ist nächstes Jahr. Der Name der Linie: U5.