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Foto: Kitty Kleist-Heinrich
© Kitty Kleist-Heinrich

Geplante S2: U-Bahn-Eingang am Hauptbahnhof muss abgerissen werden

Für die geplante S21 muss ein U-Bahn-Zugang am Hauptbahnhof vorübergehend verschwinden.

So böse kann weitsichtige Planung in die Grütze gehen: Vor mehr als zehn Jahren hatte die Deutsche Bahn bei der Errichtung des Hauptbahnhofs gleich noch die „vorbereitenden Bauwerke für die S21“ angelegt. Die S-Bahn-Linie soll in einigen Jahren dort halten, ebenso wie die U5 übrigens; die „Kanzler-U-Bahn“ U55, die schon jetzt am Hauptbahnhof hält, wird ja derzeit zur U5 verlängert. Doch nun stellt sich heraus: „Pläne und vorgefundene Bauwerke passen nicht zusammen“ und „entsprechen nicht den erforderlichen Anforderungen“ – deshalb wird das vorbereitende S-Bahn-Bauwerk abgerissen und außerdem noch der Eingang zum U-Bahnhof, direkt daneben gelegen.

Wie viele Millionen diese eines Sisyphos würdige Arbeit verschlingen wird, berechnet die Bahn noch und will die kursierenden vier Millionen Euro nicht bestätigen. Bei der BVG heißt es, die Kosten trage die Bahn allein. Außerdem „setzen wir uns dafür ein, dass der Ausgang im Jahr 2020 wieder aufgebaut ist“, sagt ein BVG-Sprecher. Denn im Jahr 2020 soll der U-Bahn-„Lückenschluss“ fertig sein und die U5 am Hauptbahnhof halten. Da wäre es wünschenswert, wenn die Fahrgäste auch aus dem unterirdischen Bahnhof ans Tageslicht gelangen könnten.

Schlampereien bei den Bauarbeiten

Genau genommen an das Friedrich-List-Ufer, das neben dem Hauptbahnhof gelegen zum Humboldt-Hafen führt. Die BVG versichert, dies sei nur einer von „je nach Zählweise vier oder fünf Ausgängen“ – und sicher nicht der am meisten benutzte. Wobei das daran liegen mag, dass noch nicht alle Neubauten an dem schönen Wasserbecken stehen, die dort geplant sind – sei’s drum, die Fahrgäste kämen notfalls auch anderswo raus aus dem Schacht, an beiden Bahnhofsenden befinden sich Treppen, die zugänglich sind.

Dass beide Bahn-Trassen betroffen sind, liegt daran, dass dieser „südlFür deiche Ausgang der U55 und der südliche Ausgang der S21 über ein und dieselbe Passerelle führen“, wie die Bahn weiter mitteilt. Das soll auch so bleiben. Trotzdem sei es „technisch und wirtschaftlich“ aber die „günstigste Lösung“, dass der südliche U-Bahnhof-Ausgang komplett abgebaut wird – „und mit der Errichtung des S21-Bauwerks genau so wieder aufgebaut wird“.

Schuld daran sei das „Baukonzept für den Neubau des Bahnhofs der S21“, das geändert werden musste. Warum das so ist? Nichts genaues erfährt man nicht. Warum Anforderungen geändert werden mussten, bleibt unklar. Schlampereien bei den Bauarbeiten wegen des Zeitdrucks, unter dem der Hauptbahnhof kurz vor der Fußball-WM 2006 fertig gebaut werden musste? „Es geht nicht schlicht um Mängel“, so die Bahn. An anderer Stelle aber nennt sie „auch“ den „schwierigen Berliner Baugrund“ und die „dadurch eintretenden Setzungen bei der vorhandenen Bebauung“ als weitere Ursache.

Zurzeit bemühen sich die Verantwortlichen um Schadensbegrenzung. Immerhin gibt es ein Notkonzept: „Die Bahn hat mit dem Land Berlin die Errichtung eines unterirdischen Interimsbahnsteigs im Bereich der Invalidenstraße vereinbart, um von dort trockenen Fußes zum Hauptbahnhof gelangen zu können“, heißt es weiter. Über den Zeitpunkt der Inbetriebnahme dieses Interimsbahnsteiges fänden allerdings ebenfalls noch weitere Abstimmungen mit dem Senat statt. Dass Zwischennutzungen in Berlin schon mal zur Dauereinrichtung werden, ist ein ander’ Ding.

Ralf Schönball

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