Berlin-Steglitz: Tunnelraub-Opfer wollen vor Volksbank demonstrieren
Der Tunnelcoup in der Steglitzer Volksbank ist fast genau ein Jahr her. Die Opfer sind wütend und demonstrieren: Sie wollen ihre zurückgelassenen Wertsachen zurück. Hier spricht der Gründer der Opfer-Initiative.
Es ist einer der spektakulärsten Kriminalfälle der Stadt: Vor fast genau einem Jahr, am 14. Januar, stiegen unbekannte Täter in eine Steglitzer Volksbank-Filiale ein und räumten 300 Schließfächer aus. Der Coup: Sie hatten etwa ein Jahr lang einen 45 Meter langen Tunnel gegraben, um unbemerkt in die Filiale zu gelangen. Auch in der ZDF-Fernsehsendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ war der Fall zu sehen. Doch noch immer fehlt jede Spur von den Dieben. Laut Volksbank wurden alle zurückgelassenen Wertsachen, die eindeutig zuzuordnen sind, den Kunden wiedergegeben. Dennoch wollen nun einige Geschädigte auf die Barrikaden gehen.
Herr Winter, Sie sind Gründer der „Interessengemeinschaft Tunnelraub Berlin-Steglitz“ und planen zum Jahrestag eine Demonstration …
… genau, wir haben es wirklich satt! Zum Jahrestag am 14. Januar werden wir uns um 12 Uhr vor der Filiale versammeln und mit Plakaten und Schildern protestieren. Wir hoffen, dass um die 100 Leute kommen und mitmachen.
Sie sind ziemlich sauer.
Weil wir nach einem Jahr immer noch nicht alle Wertgegenstände, die von den Tätern in der Bank gelassen worden sind, zurückbekommen haben.
Die Bank sagt hingegen, sie arbeite sorgfältig und die nicht eindeutig zuzuordnenden Gegenstände würden kategorisiert. Mit jedem Geschädigten sei gesprochen worden.
Mit uns hat niemand gesprochen. Natürlich haben wir uns beschwert und auch an den Vorstand geschrieben. Aber es tut sich nichts.
Ist denn auch bei Ihnen alles abhanden gekommen?
Bis auf ein Armband und einen beschädigten Ohrring. Wir hatten den Schmuck meiner Frau in dem Schließfach. Alles, was sich so im Laufe der vielen Jahr ansammelt. Das sind Familienstücke und nicht zu ersetzen.
Sie möchten dafür aber eine Entschädigung von der Volksbank?
Die Interessengemeinschaft fordert nicht nur die Rückgabe der vorhandenen Gegenstände, sondern auch eine Entschädigung für alle Betroffenen. Über die Summe können wir noch nichts sagen, aber ein Gespräch wäre schon ein Anfang.
Sie sehen das Geldinstitut in der Mit-Verantwortung?
Ja, nach Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft stellt sich das für uns ganz deutlich so dar, dass der Sicherheitsdienst kläglich versagt hat.
Weil die Sicherheitsleute nach dem Alarm wieder abgezogen sind, als sie von außen nichts Auffälliges sahen?
Die hätten nicht einfach wieder wegfahren dürfen. Wozu braucht man denn da überhaupt einen Sicherheitsdienst?
Haben Sie denn jetzt noch ein Schließfach in der Filiale?
Nein, nicht mehr. Die Bank hatte angeboten, dies kostenlos kündigen zu können. Wir waren auch nur dort, weil die Filiale von der Hauptstraße in die Schlossstraße umgezogen ist. Dass es dort schon andere Vorfälle gegeben hat, das hat man uns nicht mitgeteilt. Vielleicht hätten wir dann anders gehandelt.
Herbert Winter, 64, ist Gründer der „Interessengemeinschaft Tunnelraub Berlin-Steglitz“ und Geschädigter des Tunnel- Coups. Er ist Inhaber einer Fahrschule.