Deutsch-Amerikanisches Volksfest: Totgesagte leben länger
In Dahlem konnte es nicht mehr stattfinden: Nun zieht das deutsch-Amerikanische Volksfest in die Nähe des Hauptbahnhofs. Am Donnerstag geht es los.
Dem Sprecher der US-Botschaft schien eine deutsche Redewendung am passendsten: „Totgesagte leben länger“, sagte Presseattaché Bruce Armstrong am Dienstag über das 51. Deutsch-Amerikanische Volksfest, das von Donnerstag bis zum 14. August auf dem neuen Festplatz nahe dem Hauptbahnhof an der Heidestraße in Mitte läuft. Viele Amerikaner freuten sich darüber, dass die traditionsreiche und völkerverbindende Veranstaltung weitergehen könne, sagte Armstrong. Den Stammplatz am Hüttenweg in Dahlem hat das Fest wegen eines Bauprojekts verlassen müssen.
Erleichtert wirkte auch Veranstalter Richard Simmons, der lange nach einem Ersatzgelände gesucht und den Umzug in einen östlichen Bezirk abgelehnt hatte. Nun steht die einer amerikanischen Kleinstadt nachempfundene „Main Street“ im einstigen britischen Sektor nahe der ehemaligen Berliner Mauer, deren Bau am 13. August 1961 genau am letzten Tag des ersten Volksfestes begonnen hatte.
Diesmal steht nicht wie üblich ein einzelner US-Bundesstaat im Mittelpunkt: Alle 50 werden unter dem Motto „Discover America“ gemeinsam vorgestellt, dafür gibt es auch ein eigenes Reisebüro. Mit 5000 Quadratmetern ist der Platz größer als der am Hüttenweg, die Schaustellerzahl bleibt konstant bei 95. Erst im März hatte Simmons den Mietvertrag mit der Bahn schließen können, manche Attraktionen musste er wegen der kurzen Vorbereitungszeit durch andere ersetzen. Es fehle zum Beispiel ein Karussell, in dem „junge Leute über Kopf stehen können“, bedauert der Chef. Dafür gibt es unter anderem ein 45-Meter-Riesenrad, das eine selten gute Aussicht über das Regierungsviertel bietet.
Der Festplatz sei „sicherlich nicht optimal“ und „nur ein Provisorium“, sagte der Vize-Bürgermeister und Wirtschaftsstadtrat von Mitte, Carsten Spallek (CDU). „Ich hätte das Tempelhofer Flugfeld geeigneter gefunden.“ Der ehemalige Flughafen war Simmons’ Favorit bei der Standortsuche, für ihn hätte das Fest gut zum Gedenken an die Berliner Luftbrücke als Symbol der deutsch-amerikanischen Freundschaft gepasst. Doch obwohl sich auch die US-Botschaft für einen Festplatz in Tempelhof eingesetzt hatte, lehnte die Stadtentwicklungsverwaltung die Bitten wiederholt ab.
Es half Simmons auch nicht, dass er sich an den Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses wandte. Jetzt legte er das Antwortschreiben vor, das er stellenweise als „Frechheit“ empfindet. Der Ausschuss berief sich wiederum auf die Stadtentwicklungsbehörde. Nach deren Ansicht widerspricht die Nutzung des Tempelhofer Parks sowohl „dem Schutzbedürfnis von Anwohnern“ als auch dem „Leitbild für die städtebauliche Entwicklung“, das „ein anderes Image vorsieht“.
Zwischenzeitlich hatte sich Simmons um den einstigen Platz des Oktoberfestes an der Charlottenburger Jafféstraße bemüht, die Messe Berlin bot einen Mietvertrag für Oktober an. Dann aber stellte sich heraus, dass die Internationale Funkausstellung (IFA) im September aus allen Nähten platzt. Nunmehr sollen zusätzliche Ausstellerzelte an der Jafféstraße entstehen, und den Schaustellern wäre danach zu wenig Zeit zum Aufbau ihrer Attraktionen geblieben.
An der Heidestraße 30 sieht der Vertrag eine Option für vier weitere Jahre vor. Auf Dauer kann der Rummel dort aber nicht bleiben, weil der Investor Vivico in der Gegend die „Europacity“ plant. Am neuen Festgelände gibt es 1500 Parkplätze. Erreichbar ist es auch mit den Buslinien 120, 142 und 245. Außerdem soll ein Shuttlebus zum Hauptbahnhof und zur Fennstraße pendeln. Wer vom Hauptbahnhof aus läuft, braucht etwa zwölf Minuten. Der Eintritt kostet zwei Euro (für Kinder unter 14 Jahren frei). Auf den Karussells gelten am Eröffnungstag und mittwochs halbe Preise.Cay Dobberke
www.deutsch-amerikanisches-volksfest.de