zum Hauptinhalt

Stilkritik zu Polizei-Rap "Wild Wedding": The Sound of da Police

"Das ist Wedding, wild wild Wedding": Das Rapvideo der Weddinger Polizisten hat Applaus verdient. Die Aktion zeichnet ein Bild vom Polizisten, wie man ihn sich nur wünschen kann. Eine kleine Stilkritik.

Ja, klar, ein bisschen zum Lachen ist es schon. Wenn die „Crew in Blau“ jeden Tag „durch den Bereich rockt“, wenn die „Cops aus dem Wedding“ sich selbst zu den „Machern im Revier“ stilisieren, die Hook dann aber doch eher nach einem leicht verschnupften Kosakenchor klingt. Aber am Ende auch nicht lächerlicher als so mancher Vers professioneller Aggro-Rapper.

Ansonsten haben wir es hier mit einer absolut gelungenen Persiflage des Genres zu tun. Alltagsgraue Kamerafahrten durch die viel besungene „Hoooooood“, Panorama vom Flakturm Humboldthain und vom U-Bahnhof Osloer Straße, Streifenfahrt durch den Kiez, natürlich am „Fight Club“ vorbei, Grafittiwände, Fabrikhöfe, alles da, alles nah.

„Das ist Wedding, wild wild Wedding“, singen die Polizisten von Abschnitt 36, „Pankelauf, Humboldthain, Soldiner Kolonie“, rappen sie, „wir rocken diesen Scheiß hier besser wie nie“, und die „Hood“ reimt sich, natürlich, auf „kaputt“.

Lachen also kann man. Lachen soll man auch bei dem Video, das ja ursprünglich für eine polizei-interne Betriebsfeier gemacht wurde.

Eigentlich sind die Cops die Spielverderber

Ist mal was anderes. Die Rapper, die Coolen, das sind ja sonst immer die anderen. Die Cops haben in der Narration der Straße seit jeher die Rolle der Spaßbremse inne, sie nehmen den Kids das Gras weg, lösen die besten Partys auf, sie sind die Spielverderber, die Bösen, weil sie immerzu die Guten spielen müssen.

Und jetzt drehen sie das Ding einfach mal um, klar, da werden Waffen durchgeladen, auch mal ein Schlagstock geschwenkt, so kennt man das ja aus den einschlägigen Videos, sogar vor dem 20 Jahre alten Kultsong über den „Sound of da Police“ von KRS-One schrecken sie nicht zurück, wohl wissend, dass er im Original mit „That's the sound of da beast“ weitergeht. Hat Applaus verdient. Denn eigentlich zeichnet die ganze Aktion ja ein Bild vom Polizisten, wie man ihn sich nur wünschen kann: Einem, der sich ein bisschen was traut. Einem, der Selbstironie hat. Und Taktgefühl. Ein bisschen jedenfalls...

Wenn du mit Klischees spielen kannst, heißt das: du bist dir der Klischees bewusst. Schon mal gut.

Im Wedding ist man ja ohnehin gerade dabei, die klassischen Rollen ein bisschen aufzulösen, von beiden Seiten. Da spielen dann auch mal die Cops mit den harten Jungs in einer Polizeisporthalle Fußball. Sind die Cops von Abschnitt 36 übrigens, also die gleichen, die den Rapsong geschrieben haben.

Dass sich da was verschiebt, zum Guten, scheinen auch die Leute zu spüren, die ersten Reaktionen waren positiv, „cooles Teil“, schrieb einer unter den Tagesspiegel-Artikel, ein anderer einfach: „Find ick jut.“ Denn nicht nur für die „Crew in Blau“ gilt ja: „Das ist Wedding, wild wild Wedding, das ist unsere Hoooooood.“

Dem Autor Johannes Ehrmann bei Twitter folgen: @johehr

Dieser Artikel erscheint auf dem Wedding Blog, dem Online-Magazin des Tagesspiegel.

Zur Startseite