Jugendliche und Alkohol in Berlin: Testkauf: Harten Stoff gibt's auch für 14-Jährige
Ein Spätkauf-Betreiber gab Alkohol an Jugendliche ab und verlor seine Lizenz – zu Recht, urteilte das Verwaltungsgericht kürzlich. Unsere 14-jährige Testkäuferin hat ausprobiert, wie leicht sie an Hochprozentiges kommt.
Der Mann schaut mich an, dann fragt er nach meinem Ausweis. Ich wühle in meinem Portemonnaie: „Oh verdammt, der liegt auf meinem Schreibtisch.“ Noch ein kritischer Blick. „Wie alt bist du denn?“ „Gerade sechzehn geworden.“ Mist, das war dumm. Für die 0,7-Liter- Flasche Wodka, die vor mir auf dem Tresen steht, wäre ich auch mit sechzehn noch zu jung. Und in Wahrheit bin ich erst vierzehn. „Tut mir leid, den darf ich dir nicht verkaufen, erst wenn du achtzehn bist.“ „Och bitte, ich treffe mich gleich mit Freunden, die sind alle über achtzehn. Ich sollte nur schnell den Wodka kaufen, den Rest machen die.“ Äußerst unlogisch, diese Notlüge, aber sie scheint zu wirken.
Die Ausbeute: 5 Pils, 2 Hefeweizen, 1 Jägermeister und 2 Wodka
„Eigentlich geht das nicht...“ „Bitte, die warten alle auf mich.“ Der Mann überlegt. „Okay, aber du musst aufpassen, das kann total gefährlich werden. Lass dich zu nichts drängen oder so, das ist echt nicht gut.“ Ich bezahle zwölf Euro, verlasse den Spätkauf mit einer Flasche Wodka – und einem schlechten Gewissen. Der Verkäufer hat mich immerhin sehr nett gewarnt. Ich habe ihm richtig angesehen, dass er genau weiß, welche Probleme dieser Kauf mit sich bringen könnte. Aber das hier ist schließlich ein Test, und das Ergebnis lautet: Ja, an Alkohol ist ziemlich leicht heranzukommen. Auch mit vierzehn.
In sieben Spätis habe ich es versucht, in Mitte, Schöneberg, Neukölln, Kreuzberg und Wilmersdorf – und in sieben Spätis hat es geklappt. Der Mann, der mir die große Flasche Wodka verkauft hat, war der Einzige, der überhaupt nach meinem Alter fragte. In Wilmersdorf stand der harte Alkohol in einem Regal hinter der Kasse, ich habe mich nicht getraut, danach zu fragen, und lieber ein Bier genommen.
Aber auch das dürfte mir eigentlich niemand verkaufen. Und überall sonst steht auch der hochprozentige Stoff für mich griffbereit. Meine Ausbeute nach zwei Stunden: fünf Pils, zwei Grapefruit-Hefeweizen, eine kleine Flasche Jägermeister, eine kleine und eine große Flasche Wodka. Mit dieser Menge könnte ich mich nicht nur einmal ins Krankenhaus trinken.
Niemand interessierte sich für den illegalen Kauf
Abgesehen von der Tatsache, dass ich in jedem Späti etwas bekommen habe, verblüfft mich am meisten, dass ich zum größten Teil nicht die einzige Kundin im Laden war – und sich trotzdem niemand über meinen Einkauf wunderte. Als ich zum Beispiel den Jägermeister bezahlte, stand neben mir an der Kasse ein junger Mann, der in keiner Weise erstaunt schien. Und auch die Verkäufer schienen sich – bis auf die eine Ausnahme – nicht für meinen Einkauf zu interessieren. Die größten Zweifel hatte ich bei einer selbst noch ziemlich jungen Verkäuferin. Ich fragte mich: Kann sie vielleicht besser schätzen, wie alt ich bin? Aber sie scannte den Strichcode auf meinen zwei Bierflaschen ohne zu zögern ein.
Interessieren würde mich, ob die Verkäufer mich einfach für eine Sechzehnjährige oder sogar schon für achtzehn gehalten haben – oder ob ihnen einfach egal war, wie alt ich bin. Nur ein einziges Mal passierte es noch, dass ein Verkäufer nicht einfach meinen Schein entgegennahm. Er sah mich nachdenklich an – und fragte: "Hast du auch Kleingeld?"
Unsere Testkäuferin, die anonym bleiben möchte, sieht höchstens ein bisschen älter aus, als sie ist: vierzehn Jahre. Ihre Mutter hat dem Experiment, das am Freitag zwischen 19 und 21 Uhr stattfand, vorab zugestimmt. Das Mädchen wurde von einer Redakteurin begleitet, die jeweils vor der Tür der Läden wartete – und natürlich den Alkohol an sich nahm.
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