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"Kater Holzig" war einer der angesagtesten Orte der Stadt werden. Es gab dort das Restaurant "Katerschmaus", es wurde nicht nur gefeiert, sondern auch Theater gespielt und Kunst ausgestellt.
© Christoph Spangenberg

Insolvenz von Kater Holzig: "Telefon, Gas, Elektrik, unbezahlt, und das geht auch"

An der Spree dämmert eine neue Kultur von Graswurzelkapitalisten. Denn mit einer Pleite, wie sie das Kater Holzig jetzt hingelegt hat, kann man eine Menge Geld sparen. Ein Kommentar.

Legende ist die „Bar 25“ und fast denselben Status erlangte nach deren Ablösung an der Spitze der Berlin-Charts für Party-Locations: der Kater Holzig. Deshalb hat er es auch verdient, die große Abschlussparty mit Feuerwerk, den Film zum Club. Irgendwann folgt vielleicht das Buch, zum Film, zur Party-Ära am Ufer der Spree. Der Kater auf allen Kanälen, das bringt Mäuse – „Merchandising“ nennen Kaufleute das Ausschlachten von Legenden, in Berlin ist es zu besichtigen. Da passt die Insolvenz von Kater Holzig gut ins Bild. Es ist das Ende einer Illusion.

Aber nicht etwa, weil hier dem spektakulären Scheitern kühner Idealisten beizuwohnen wäre, nein, hier dämmert eine neue Kultur von Graswurzelkapitalisten. Eine Insolvenz ist die Fortsetzung der Geschäfte mit anderen Mitteln. Mit so einer Pleite kann man eine Menge Geld sparen. In dem konkreten Fall waren es die Kosten für den Betrieb der Partymeile an der Köpenicker Straße 50. Ganz „unerwartet“ kam die „Endabrechnung“ des Vermieters, erklären die früheren Kater-Holzig-Chefs. Woher soll ein Kater auch wissen, dass der Betrieb von so einem Club mit Restaurant so viele Kröten schluckt.

„Telefon, Gas, Elektrik, unbezahlt, und das geht auch“, sang Grönemeyer mal. Wie meinen, wir packen hier die Moralkeule aus? Gut, dann drehen wir die Sache einfach um: Unverschämt eigentlich, dass ein Vermieter nicht seinen Zehntel zum Gedeihen der Party-Kultur beiträgt. Stattdessen schlägt der Mann Profit aus einem miesen „Ruinengrundstück“ und treibt die Avantgarde in die Insolvenz. Aber nicht mit uns, es bleibt noch Hoffnung für Berlin, jenseits der Spree. Hinterm Horizont geht’s weiter, um es mit Udo Lindenberg zu sagen, und der muss es schließlich wissen, denn er trägt nun den Verdienstorden des Landes. Aber das ist eine andere Geschichte.

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