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Tel Avis Strand hat kostenloses WLAN. Hätten wir beides gern.
© Reuters/Ronen Zvulun

Zeit für eine Städtepartnerschaft: Tel Aviv und Berlin wären ein Traumpaar

Berlin hat 17 Partnerstädte. Eine fehlt noch – es wäre ein starkes Zeichen. Ein Kommentar.

Es gibt in Tel Avivs Innenstadt, ganz nah am Rothschild-Boulevard, eine populäre Bar namens „Sputnik“. Auf der Getränkekarte findet sich zu jedem Cocktail eine kurze Erklärung. Unter dem Mojito steht nur: „Berlin Classic“. Ich fragte die Kellnerin, was denn der Mojito mit Berlin zu tun habe. Sie sagte: na gar nichts. Ihnen sei halt nichts Interessantes eingefallen, also schrieben sie etwas von wegen Berlin. Was dort herkomme, sei automatisch begehrt.

Es gibt in Tel Aviv auch einen sehr erfolgreichen Sonnenbrillenhersteller, der sich aus Imagegründen „Carolina Lemke, Berlin“ nennt, obwohl weder eine Carolina Lemke noch irgendein Berlinbezug existiert.

Umgekehrt reisen jedes Jahr zahllose Berliner nach Tel Aviv, um Zeit in der wunderbaren Stadt zu verbringen, vielen gilt sie als Lieblingsort schlechthin.

Da ist eine tief sitzende, gegenseitige Faszination beider Städte und ihrer Bewohner. Sie haben ja auch viel gemeinsam: Lebendigkeit und Weltoffenheit, Start-ups und Retrosofa-Cafés, der stetige Wandel, das Stöhnen über Mietpreise, die vielen großen Träume und kleinen Projekte, die Diversität, die Neugier, die Allgegenwärtigkeit von Streetart, Hunden und Leihfahrrädern ... Dazu diese Mischung aus Argwohn und Neid, mit der beide Orte vom Rest ihres jeweiligen Landes bedacht werden.

Aller guten Dinge sind 18

Tel Aviv und Berlin sind die geborenen Partnerstädte. Über die Jahrzehnte ging Berlin eine Reihe solcher Partnerschaften ein, mit Paris, London und Los Angeles, aber auch exotischeren Metropolen wie Taschkent oder Windhuk. 17 insgesamt. Der nahe Osten fehlt noch.

Vor vier Jahren schlug Reinhold Robbe, der damalige Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, genau diese Idee schon einmal vor, sie ist leider versandet. Wäre der Eurovision Song Contest am Sonnabend nicht Gelegenheit, den Plan wieder aufzugreifen?

Es könnte den ökonomischen und wissenschaftlichen Austausch vertiefen. Vor allem aber wäre es in Zeiten, in denen Judenhass in Deutschland wieder zunimmt und Terrorbanden drohen, Raketen auf Tel Aviv zu schießen, ein starkes, solidarisches Zeichen. Eines, das sagt: Da verstehen sich zwei.

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