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Der Tower und ein Teil des Hauptgebäudes des Flughafens "Otto Lilienthal" in Berlin-Tegel.
© dpa

TXL-Volksentscheid: „Tegel ist das Ideal für Passagiere“

In Tegel sei das Reisen unkompliziert, erklärt Flughafen-Architekt Meinhard von Gerkan. Das positive Votum empfindet er als hohe Anerkennung seiner Arbeit.

Der Flughafen Tegel war für Meinhard von Gerkan und seinen Partner Volkwin Marg der Startschuss zu einer Karriere als international gefeierte Stararchitekten. 1965 war das – einer der ersten großen Wettbewerbe, an dem sich ihr kurz zuvor gegründetes Büro gmp beteiligt hatte. Die Berliner sind immer noch begeistert und votierten für die Offenhaltung des Airports.

Haben Sie den Ausgang des Volksentscheids immer schon vorausgesehen, Herr von Gerkan?

Gewusst habe ich es natürlich nicht, umso mehr erfreut mich die Tatsache, dass die Mehrzahl der Berliner Bevölkerung sich zu einem mehr als vierzig Jahre alten Gebäude bekennt und sich für den Erhalt ausspricht. Dabei wurde dieser Flughafen für 2,5 Millionen Passagiere pro Jahr geplant und erreicht heute eine Auslastung von fast 25 Millionen.

Wie bewerten Sie persönlich das Votum?

In jedem Fall ist es für uns als Architekten nach so langer Zeit eine hohe Anerkennung.

Welchen Anteil hat die Architektur an diesem Erfolg?

Als ich vor mehr als vierzig Jahren den Terminal für Berlin-Tegel geplant habe, gab es nur eine Devise: Drive to your gate – Fahr’ gleich beim Gate vor! In Tegel haben wir die kürzesten Wege vom Taxihalteplatz bis zum Flugzeug: 35 Meter. Möglich wurde das auch, weil es damals, 1968, den Begriff Flugzeugentführung weder in der Realität noch in einer Science-Fiction-Version gab.

Für die erhöhte Sicherheit haben Fluggäste schon Verständnis. Eher zermürben Parfüm-, Likör-, Mode- und sonstige Shops auf dem

Weg zum Gate, oder?

Ich bin ein erklärter Gegner der Verwandlung von Flugterminals in Shoppingcenter. Flughäfen sind Empfangsgebäude einer Großstadt, Visitenkarten der Region. Shoppingcenter auf Flughäfen dagegen sind globalisierte Einheitssoße der Kommerzialisierung, die auf der ganzen Welt die gleichen Produkte feilbieten.

Es mag Geschmacksache sein, aber ich finde, es raubt einer öffentlichen Einrichtung, wie es ein Flughafen ist, die Würde. Das ist beim Flughafen Tegel anders. Fliegen steht im Vordergrund. Das macht das Reisen unkompliziert und angenehm.

Kann man heute überhaupt noch einen Airport wie Tegel bauen?

Tegel mit seinen kurzen Wegen und direkter Vor- und Abfahre bietet einen idealen Zustand für Passagiere, aber das hat keine Zukunft mehr. Sicherheitsanforderungen haben heute einen enormen Einfluss auf die Entwurfsprozesse der Architekten, außerdem finanzielle, juristische, profitorientierte und anderen fachfremde Anforderungen.

Architekt Meinhard von Gerkan hat auch den Hauptbahnhof in Berlin entworfen.
Architekt Meinhard von Gerkan hat auch den Hauptbahnhof in Berlin entworfen.
© dpa

Arbeiten Sie zurzeit an einem Airport-Entwurf und wenn ja, wo und wann kommt er?

Wir haben gerade eine Konzeptstudie zum Flughafen Lübeck vorgestellt. Diese beinhaltet ein Gebäude mit zwei Ankunfts- und zwei Abflugbereichen und zunächst fünf Fluggastbrücken.

Noch ein Wort zum BER: Lässt sich dieser Flughafen wirklich noch zu Ende bauen?

Zu Ende gebaut war er bereits vor fünf Jahren. Ohne Parteiengerangel und kleinkarierte Bürokratie ließe er sich in Kürze eröffnen.

Das Gespräch führte Ralf Schönball.

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