Kampf um die Fahrgäste: Taxistreit auf Kosten der Passagiere
Der Berliner Senat verbietet Brandenburger Wagen das Geschäft mit Touren ab Flughafen Tegel. Dafür gehört Schönefeld von Neujahr an Brandenburger Firmen. Bei denen gelten jedoch höhere Preise.
Berlin und Brandenburg sind sich mal wieder nicht einig – und die Taxi-Fahrgäste zahlen die Zeche. Weil Berliner Fahrer am Flughafen in Schönefeld im nächsten Jahr keine Passagiere mehr aufnehmen dürfen, bleiben für die Fahrt in die Stadt nur die Kollegen aus dem Landkreis Dahme-Spreewald übrig. Und deren Preise sind höher als in Berlin. Nach Mitte verteuert sich die Fahrt um etwa drei Euro, nachts sind sogar etwa sechs Euro mehr fällig, weil im Landkreis Zuschläge erhoben werden. Auch Wartezeiten gehen gleich ins Geld. Im Gegenzug hat am Dienstag auch der Senat beschlossen, den Fahrern aus dem Landkreis zu untersagen, in Tegel Fahrgäste abzuholen. Engpässe mit langen Wartezeiten auf ein freies Taxi soll es trotzdem nicht geben. Der stellvertretende Senatssprecher Bernhard Schodrowski sagte, dass die Regelung nicht zulasten der Fahrgäste gehen soll. Man wolle auf jeden Fall eine optimale Versorgung. „Keiner soll mit seinem Koffer auf der Suche nach einem Taxi umherlaufen müssen“, sagte Schodrowski nach der Senatssitzung.
„Wir haben uns schon längst aus Schönefeld verabschiedet“, sagt Detlef Platte vom Berliner Taxiverband. Dass in der Reihe der wartenden Taxis vom 1. Januar 2013 an die Berliner Kennzeichen fehlten, werde kaum auffallen, ist das Vorstandsmitglied des Taxiverbandes überzeugt. Da der Flugverkehr in Schönefeld abgenommen habe, seien dort kaum noch Geschäfte zu machen, für die sich ein langes Warten lohnen würde. Ryanair hat schon lange das Programm reduziert, und vor kurzem ist Germanwings nach Tegel gezogen. Statt 200 Taxis aus Berlin warteten jetzt etwa zehn in Schönefeld auf Kunden, sagt Platte. Das Gros bildeten schon jetzt Taxis, die im Landkreis zugelassen sind und nach dessen Regeln fahren. Die Zahl der Konzessionen hat dort erheblich zugenommen, weil viele Berliner sich im Landkreis registrieren ließen, um ans erhoffte Flughafengeschäft zu kommen. Lediglich vorbestellte Taxis aus der Hauptstadt dürfen künftig dort noch Fahrgäste aufnehmen. Aber die Berliner fahren ohnehin lieber Tegel an. Denn dort brummt das Geschäft.
Seit Tegel im Juni das für den neuen BER-Flughafen in Schönefeld konzipierte Angebot, vor allem von Air Berlin und der Lufthansa, fast komplett auffangen musste, sind die Passagierzahlen deutlich gestiegen. Im November zählte die Flughafengesellschaft in Tegel 8,6 Prozent mehr Passagiere als im Vorjahresmonat; in Schönefeld waren es 5,1 Prozent weniger gegenüber dem November 2011. Und das Geschäft können sich nun die Berliner untereinander aufteilen – ohne Konkurrenz aus dem Landkreis. Probleme schaffen dort, wie berichtet, betrügerische Taxifahrer, die horrende Summen von unkundigen Fahrgästen verlangen. Seit ein paar Tagen warnt die Flughafengesellschaft auf Plakaten vor solchen Machenschaften.
Dabei hatte es im Taxi-Streit schon eine Einigung gegeben – im Hinblick auf die für Juni 2012 vorgesehene Eröffnung des BER-Flughafens: Taxis aus Berlin und dem Landkreis sollen dort gleichbehandelt werden, für Fahrten zum Flughafen soll der Berliner Tarif gelten, für Touren in die Stadt der des Landkreises. Die Taxameter müssen dann zwei Tarife speichern, was vor allem im Berlin die Angst vor einem Missbrauch schürt, weil auch für Touren in der Stadt der höhere Preis eingeschaltet werden könnte. Zudem sollen bis zu 400 Taxis aus dem Landkreis ein Laderecht in ganz Berlin erhalten, was den Berliner Kollegen auch nicht gefällt. Gekündigt hat die Vereinbarung für den jetzigen Flughafen Schönefeld am Ende aber der Landkreis, weil man sich nicht einigen konnte, in welcher Reihenfolge sich die Berliner und die Landkreistaxis aufstellen sollen. Immerhin strebt man aber für den BER-Flughafen eine einvernehmliche Lösung an. Und dafür hat man noch viel Zeit; denn der Airport wird nach derzeitigen Planungen frühestens am 27. Oktober 2013 den Betrieb aufnehmen. Die Berliner Verbände schlagen vor, am BER zwei Ladebereiche einzurichten: eine für Berliner Taxis mit dem Fahrziel Berlin und eine für die Landkreis-Kollegen für Fahrten in alle anderen Richtungen, für die es auch einen Bedarf gebe. Dass die Fahrten in die Stadt dann mit dem Berliner Tarif wieder billiger würden, ist unwahrscheinlich. Ein Antrag auf eine Tariferhöhung liegt bereits vor.
Klaus Kurpjuweit, Sigrid Kneist