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Kanye West hat einen Pop-up-Store in Kreuzberg eröffnet.
© REUTERS

Kanye West Kollektion in Berlin: T-Shirts als Geldanlage in Kreuzberg

Der US-Rapper veröffentlicht eine Klamotten-Kollektion und in Kreuzberg schlafen Schüler vor einer Galerie. Um Mode geht es dabei nicht.

Was machen Berlins Schüler eigentlich in den Sommerferien? Felix Müller und Fritzi Rörig aus Mitte haben sich für Campen entschieden. Allerdings nicht im Zelt an einem brandenburgischen See, sondern im Auto vor der unscheinbaren Kunstgalerie „032c“ in der Alexandrinenstraße in Kreuzberg. Dort nämlich eröffnete der US-Rapper Kanye West am Freitag einen von weltweit 21 Pop-up-Stores, in denen man für zwei Tage lang limitierte Pullover, T-Shirts und Caps erwerben kann.

„Als wir gestern die Meldung auf Twitter gesehen haben, sind wir so schnell wir konnten hergerannt“, sagt der 15-jährige Rörig und berichtet, dass nur wenige Minuten später bereits weitere Fans gekommen seien. Zusammen mit Kumpel Felix habe er dann abwechselnd Schlange gestanden und im Auto geschlafen. Die Jungs kennen das bereits. „Als Michael Jordan seine Nike-Turnschuhe rausbrachte haben wir am Ku’damm gewartet“, sagt Felix Müller, ebenfalls 15, der 600 Euro mitgebracht hat.

Wie die beiden stehen am Freitagvormittag gut 300 Jugendliche auf dem Gehweg vor ein paar Absperrgittern und warten, dass sich die Türen der Galerie endlich öffnen. Manche haben sich Campingstühle mitgebracht, andere trinken Bier, auf dem Boden liegt die Verpackung von Fast-Food-Resten. Drängt sich die Frage auf: Warum? Ist doch klar, sagt Björn Sindermann, der extra aus Potsdam gekommen ist: „Das ist ganz einfach eine Wertanlage.“ Man kaufe die Klamotten und könne sie im Internet für ein Vielfaches verkaufen. „Den Kids hier geht es nicht um die Mode von Kayne West, sondern nur um die Kohle“, sagt Sindermann, Typ Informatik-Student, der selbst auf den besten Preis auf Ebay spekuliert.

„Klamotten kosten ja immer viel Geld"

Kurz nach zwölf kommt dann Bewegung in die Schlange und direkt der erste Streit. Drängler haben sich vorgeschlichen und werden wüst beschimpft. „Keine Ordnung bei diesen Kindern“, raunzt ein Sicherheitsmann genervt zur Gruppe Journalisten, die das Spektakel verfolgt. Schließlich geht es aber doch los und die erste Fünfergruppe darf, angeführt von Fritzi Rörig, in den Kurzzeitladen.

Draußen bleiben muss nicht nur die Presse, sondern auch die Eltern. „Schade“ findet das eine Mutter, die erzählt, dass sie früher auch vor Läden und Konzerthallen übernachtet habe. Dass ihr Sohn, etwa zwölf Jahre, bereits mehrere hundert Euro für Klamotten ausgibt, stört sie nicht: „Klamotten kosten ja immer viel Geld, egal ob man jetzt Jack Wolfskin oder Hugo Boss kauft.“ Dass die Jugendlichen die Klamotten dann aber weiterverkaufen, findet sie nicht okay. „Ich finde man sollte eher tauschen“, sagt sie.

75 Euro Gewinn in wenigen Sekunden

Felix Müller und Fritzi Rörig bekommen das nicht mit. Als sie mit Plastiktüten herauskommen, werden sie direkt von anderen Fans weiter hinten in der Schlange angesprochen. Müller verkauft einen seiner Pullover. 180 Euro bekommt er für das Stück, für das er Sekunden zuvor 105 Euro bezahlt hat. „Im Internet hätte ich noch mehr bekommen können, aber das ist ein Freund von mir“, sagt er und verschwindet dann schnell mit seiner Beute.

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