Senatspläne in Berlin: Supermärkte sollen Toiletten anbieten
In Berliner Supermärkten soll es zukünftig öffentliche Toiletten geben. Doch gegen den Plan des Senats gibt es Widerspruch.
Warum kann man im Café nicht mit EC-Karte bezahlen? Warum gibt es noch kein freies WLAN in der Stadt? Und wo sind eigentlich die kostenfreien, öffentlichen Toiletten, wenn man sie mal braucht? Manchmal wundert man sich als Berliner, warum die Stadt nicht schon viel weiter ist. Immerhin was die öffentlichen Toiletten betrifft, könnte sich bald etwas tun.
Denn ab 2016 soll es in Berliner Lebensmittelmärkten öffentliche Toiletten geben. Andreas Geisel (SPD), Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, möchte die Berliner Bauordnung ändern und gibt damit den Weg frei für das kostenlose WC im Supermarkt. „Trotz der Hipness und Coolness der Stadt gibt es in Berlin immer mehr ältere Menschen“, sagt Martin Pallgen, Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Vor allem Seniorenverbände seien an den Senat mit der Forderung nach mehr öffentlichen Toiletten herangetreten.
Für die Nachrüstung gewährt der Senat eine Übergangsfrist
Für neu gebaute Supermärkte will der Senat im kommenden Jahr eine Toilettenpflicht einführen. Das Argument: Supermärkte bilden über die ganze Stadt verteilt ein Netz und sind in jedem Wohngebiet zu finden. Bereits bestehende Märkte müssen ab einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern eine Toilette einbauen. Für die Nachrüstung gewährt der Senat eine Übergangsfrist. Wie lang die sein wird, ist noch nicht klar.
Bereits Anfang 2014 hatten die Bezirksverordnetenversammlungen in Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf den Senat auf die nötige Anpassung der Berliner Bauordnung gedrängt. Denn die ist nötig, um die Idee der Toilette im Supermarkt umzusetzen. Da die Bezirke selbst die Bauordnung nicht ändern können, wird der Stadtentwicklungssenator Geisel sie nun zum Herbst anpassen. „Die Menschen sind froh, wenn sie wegen fehlender Toiletten nicht in peinliche Situationen geraten“, sagt Bezirksstadtrat Marc Schulte (SPD) in Charlottenburg-Wilmersdorf. Laut Schulte bietet es sich auch deshalb an, öffentliche Toiletten in Supermärkten unterzubringen, weil sie mittlerweile lange Öffnungszeiten hätten. Und Schulte schätzt es positiv ein, die Märkte stärker in die Pflicht zu nehmen.
Das sieht der Handelsverband Berlin-Brandenburg jedoch ganz anders. „WCs verursachen den Märkten ständige Kosten“, sagt Geschäftsführer Nils Busch-Petersen. Denn für die Reinigung benötige man zusätzliches Personal. Deswegen sei die öffentliche Hand dafür zuständig. „Der demografische Wandel ist zwar auch für den Handel ein wichtiges Thema“, sagt Busch-Petersen. Aber viele große Märkte würden ihren Kunden ja bereits Toiletten zur Verfügung stellen.
So sehen es auch einige Lebensmittelmärkte. „Seit Jahren erfüllt Rewe bereits diese Anforderung und realisiert neue Supermärkte stets mit Kundentoilette“, sagt Thomas Bonrath, Sprecher der Lebensmittelkette. Auch Kaufland teilte mit, in allen Filialen bereits Kunden-WCs anzubieten. Mit diesem Angebot möchten die Märkte ihren Kunden einen zusätzlichen Service bieten – und sich einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz sichern.
„Öffentliche Toiletten sind in der Umgebung Mangelware“
In den meisten Supermärkten vermissen Kunden aber bisher eine Toilette. „Ich fände das super“, sagt eine Kundin eines Berliner Discounters. „Öffentliche Toiletten sind in der Umgebung Mangelware.“ Und in der nächsten Kneipe bitten, ob man für 50 Cent schnell mal die Toilette benutzen darf, ist für viele eine Hürde, die man lieber vermeidet.
Noch sind aber nicht alle Fragen geklärt. Werden die Toiletten in allen Supermärkten barrierefrei sein? Sind sie auch nach Ladenschluss zugänglich? Öffnen die Supermärkte auch bestehende Toiletten für die Kunden, die bisher dem Personal vorbehalten waren? In diesem Punkt werden wohl die Hygienevorschriften der Supermärkte einer Änderung entgegenstehen.
Eine Hilfe auf der Suche nach der nächsten Toilette bieten bisher schon Apps wie „Toiletten-Finder“ oder „WC-Finder“. Letztere richtet sich eigentlich an jeden, der sie braucht, ist allerdings ursprünglich von einem Pharmaunternehmen für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen entwickelt worden. Die App erkennt automatisch den eigenen Standort und navigiert einen zur nächsten Toilette. Nutzer können diese dann auch bewerten – keine ganz unnütze Funktion, wenn man etwa an die Sauberkeit denkt.
Bisher führen solche Apps die Berliner wahrscheinlich zu den City-Toiletten von Wall. Die sind allerdings nicht kostenlos. Da wäre doch ein bisschen mehr Service in der Stadt durchaus wünschenswert, und nicht nur für die Älteren unter uns.
Jana Scholz
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