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Die Reichsbahn und ihre Geschichte.
© Imago

Zwangsarbeit für die Reichsbahn: Studie: DDR-Häftlinge im Gleisbau beschäftigt

„Nicht einmal Schweine hätte man so transportiert“, sagt Bahnchef Rüdiger Grube. In der DDR arbeiteten Eisenbahner sogar im Gefängnis.

Eisenbahner im Gefängnis: In der DDR war dies Alltag. Die Reichsbahn war auf Häftlingsarbeit angewiesen – und hatte im Gefängnis Brandenburg (Havel) sogar ein Ausbesserungswerk eingerichtet. Gefangene mussten dort – mit Hilfe von Reichsbahnern – vor allem Güterwagen ausbessern oder verschrotten. Bis zu 500 Häftlinge im Jahr mussten für die Reichsbahn schuften – auch beim Gleisbau. Neben Schwerkriminellen waren auch politische Häftlinge dabei. Und wer als Reichsbahner nicht mitmachte, verlor seinen Arbeitsplatz. Wie der Zeitzeuge Wolfgang Schmidt.

Was hier an Unrecht geschah, sei für ihn bisher unvorstellbar gewesen, sagte am Mittwoch der heutige Bahn-Chef Rüdiger Grube bei der Vorstellung einer Studie über die Symbiose der Reichsbahn mit dem Strafvollzug der DDR. Die Bahn hatte das wissenschaftliche Werk in Auftrag gegeben.

Grube: "Nicht mal Schweine hätte man so transportiert"

Neben der Häftlingsarbeit war die Reichsbahn auch beim Transport von Gefangenen quer durch die DDR beteiligt, für den es besondere Wagen gab. Solche Gefangenenwagen auf Schienen habe es auch schon in der Kaiserzeit und auch in den Anfangsjahren der Bundesrepublik gegeben, sagte Jan-Henrik Peters, einer der Autoren der Studie. In der DDR sei die Fahrt im „Gefangenensammeltransportwagen“ aber menschenunwürdig gewesen. Bis zu zehn Personen seien in eine der nur 1,34 Quadratmeter großen Zellen in dem Transportwagen gepfercht worden. „Nicht einmal Schweine hätte man so transportiert“, sagte Grube.

Die Autoren Christopher Kopper (l-r), Jan-Henrik Peters und Susanne Kill halten bei der Vorstellung des Buchs "Die Reichsbahn und der Strafvollzug in der DDR - Häftlingszwangsarbeit und Gefangenentransport in der SED-Diktatur".
Die Autoren Christopher Kopper (l-r), Jan-Henrik Peters und Susanne Kill halten bei der Vorstellung des Buchs "Die Reichsbahn und der Strafvollzug in der DDR - Häftlingszwangsarbeit und Gefangenentransport in der SED-Diktatur".
© dpa

Erst mit der Einheit kam auch das Ende des Gefangenentransports auf Schienen, wogegen das Bundesjustizministerium sogar noch protestiert hatte. Ein solcher ausrangierter Häftlingswagen steht heute in der Gedenkstätte Hohenschönhausen, dem ehemaligen Stasi-Untersuchungsgefängnis. Er sei mit Hilfe der Bahn restauriert worden, sagte Grube.

Ansonsten will der Konzern ehemalige Zwangsarbeiter nicht entschädigen. Dies sei eine politische Aufgabe, sagte Grube weiter. Immerhin versprach er, die Ergebnisse der Studie auch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR auszustellen. Bisher hatte die Bahn nur vor, sie in die Ausstellung im DB-Museum in Nürnberg „einfließen“ zu lassen. Einen „Zug der Erinnerung“ wie zu den Transporten der Reichsbahn in die NS-Konzentrationslager wird es nicht geben. Der Zug war 2007 von einem Verein initiiert worden. Mit der Bahn hatte es dann einen heftigen Streit wegen der Gebühren für die Gleisnutzung gegeben. Immerhin ist die neue Studie aber in einem Buch zusammengefasst worden.

Susanne Kill, Christopher Kopper, Jan-Henrik Peters: Die Reichsbahn und der Strafvollzug in der DDR – Häftlingszwangsarbeit und Gefangenentransport in der SED-Diktatur. Klartext-Verlag Essen. 216 Seiten, 14,95 Euro

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