Berlin-Charlottenburg: Streit um Hostelfassade: Ist das Kunst oder muss es weg?
Am Stuttgarter Platz gibt es neuen Ärger um die farbenfroh verzierte Fassade des Hostels „Happy Go Lucky“. Das Bezirksamt hat angeordnet, die „unzulässige Werbung“ zu entfernen.
Die bunte Fassade des Hostels „Happy Go Lucky“ am Stuttgarter Platz, schräg gegenüber vom S-Bahnhof Charlottenburg, fällt vielen Passanten und Fahrgästen auf: Man sieht Smileys, Herzen, abstrakte Muster und den Schriftzug „Happy Go Lucky Hearts“. Doch nun hat das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf den Hoteleigentümer Alexander Skora ultimativ aufgefordert, die poppigen Motive innerhalb von zehn Tagen zu entfernen. Skora will Widerspruch beim Verwaltungsgericht einlegen und hat außerdem eine Online-Petition gestartet.
Bereits vor einigen Jahren hatte Skora die Fassade Orange streichen lassen und mit ersten Smileys sowie einem Namensschild des Hostels versehen. Das Ordnungsamt forderte, die Smileys und das Schild zu entfernen. Es kam zu einem Gerichtsstreit, den der Bezirk gewann.
Gespräche über einen Kompromiss blieben erfolglos
Doch der Hotelchef gab nicht auf. Im Sommer 2016 ließ Skora die Fassade vom irischen Künstler Dom Browne neu besprühen und bemalen. Sowohl der damalige Bezirksbaustadtrat Marc Schulte (SPD) als auch dessen Nachfolger Oliver Schruoffeneger (Grüne) sprachen mit dem Hotelier. Sie boten an, die Gestaltung zu dulden, solange das Hostel besteht – vorausgesetzt, sie werde regelmäßig gepflegt. Dies sollte mit einem Grundbucheintrag als „öffentlich-rechtliche Baulast“ gesichert werden. Gutachter hätten dann alle paar Jahre geprüft, ob etwas aufgefrischt werden muss. Aus dem Büro des derzeit verreisten Stadtrats Schruoffeneger heißt es, die Einigung sei letztlich gescheitert, weil der Hotelier „eine finanzielle Beteiligung des Bezirks“ an den Kosten gefordert habe und sich vorbehalten wollte, „künftig andere künstlerische Gestaltungen vornehmen zu lassen“.
Auf Skoras neuer Internetseite happygoluckyheart.com läuft jetzt eine Abstimmung. Bis Montag votierten 1148 Teilnehmer für die Erhaltung der farbenfrohen Fassade. Nur 20 entschieden sich für die Antwort „No, I like it grey“ (Nein, ich mag es grau“) – was natürlich auch ziemlich suggestiv formuliert ist.
Grundsätzlich geht es auch darum, was die Street-Art-ähnlichen Motive überhaupt sind. „Ein Kunstwerk“, wie Skora findet, oder nur „unzulässige Werbung“, wie das Bezirksamt meint?